- Parodontitis, Mundtrockenheit und Schmelzrisse – viele Zahnprobleme treten erst mit zunehmendem Alter auf und werden häufig unterschätzt.
- Warum Zahngesundheit so wichtig ist und wie man Erkrankungen vorbeugen kann, erklärt eine Expertin.
Wechselwirkungen von Mundgesundheit und dem Risiko von Allgemeinerkrankungen sind bekannt und nachgewiesen. Doch viele Menschen vernachlässigen die Mundhygiene im Alter, dabei kann man mit sorgfältiger Zahnpflege und einem gesunden Lebensstil vielen Erkrankungen im Zahnbereich vorbeugen.
Problem: Parodontitis
Parodontitis, umgangssprachlich auch Parodontose genannt, ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates. Gewebe und Knochen, die für den Halt der Zähne verantwortlich sind, werden dabei in schubweise verlaufenden Prozessen zerstört. Die Folge können die Lockerung oder sogar der Verlust von Zähnen sein.
Etwa zwei Drittel aller Senioren leiden unter Parodontitis und viele wissen es oft gar nicht: "Durch ihren langsamen und anfangs nahezu symptomlosen Verlauf bleibt diese Entzündung oft lange unentdeckt, insbesondere wenn die Patienten nicht regelmäßig zur Vorsorge kommen. Diese bakterielle Erkrankung lässt das Zahnfleisch über die Jahre zurückgehen und schadet so langfristig dem gesamten Zahnhalteapparat inklusive Kieferknochen", erklärt Zahnärztin Lena Schlender.
Ausgelöst wird die Entzündung durch Beläge auf den Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen, die sogenannten Plaque. Verhärten sich die Beläge, entsteht Zahnstein und die Zähne werden anfällig für Bakterien. Es kommt zunächst zu einer Zahnfleischentzündung, der Gingivitis. Wird nichts unternommen, können die Bakterien mit der Zeit ins Gewebe gelangen und zu einer chronischen Entzündung führen, die das Gewebe zerstört.
Erste sichtbare Zeichen einer Parodontitis sind Rötungen und Schwellungen des Zahnfleischs sowie blutendes Zahnfleisch beim Zähneputzen. "Dies spricht fast immer für eine Entzündung des Zahnbetts, also eine Parodontitis", sagt Schlender. Zudem können auch unangenehmer Mundgeruch und gelockerte Zähne auf eine parodontale Erkrankung hinweisen.
Gelangen Keime über die Entzündungsherde im Zahnfleisch in den Blutkreislauf, können sie sogar im ganzen Körper Schaden anrichten. Ein Zusammenhang von Parodontitis und einer Verschlechterung einer bestehenden Diabetes ist bereits bekannt. Auch können die Bakterien Gefäßverkalkungen begünstigen, sowie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bewirken.
Parodontitis vorbeugen
Neben regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ist eine gründliche Zahnpflege das Mittel zur Prävention. Vor allem in den Zahnzwischenräumen sammelt sich häufig viel Plaque an. Die Expertin rät deshalb zu Folgendem: "Die schwer zugänglichen Backenzähne besonders gründlich mit Zahnbürste, Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten reinigen."
Neben unzureichender Zahnpflege sind außerdem Diabetes, Stress und ein geschwächtes Immunsystem weitere Risikofaktoren für eine chronische Entzündung des Zahnbettes. Vor allem Raucher haben zudem ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken. Rauchen verschlechtert die Durchblutung und verzögert die Wundheilung. Typisches Zahnfleischbluten bleibt als Warnzeichen bei Raucherinnen und Rauchern in der Regel aus und die Entzündung wird häufig nicht erkannt.
Problem: Mundtrockenheit bei Senioren
Speichel sorgt dafür, dass die gesamte Mundhöhle feucht gehalten wird, er ermöglicht leichtes Sprechen, Kauen und Schlucken und schützt die Schleimhäute vor dem Austrocknen. Speichel bildet sozusagen eine Art Schutzfilm und trägt zur Mundgesundheit bei. "Speichel tötet Krankheitserreger wie Bakterien in der Mundhöhle ab, neutralisiert zahnschmelzgefährdende Säuren und versorgt die Zähne mit Kalzium", sagt die Zahnmedizinerin.
Doch etwa jeder Dritte über 60-Jährige ist von Mundtrockenheit betroffen. Wunden heilen dann schlechter, das Sprechen fällt schwerer, auch Karies oder Zahnfleischentzündungen können schneller entstehen. Die Ursachen von Mundtrockenheit liegen häufig in harmlosen Dingen, wie zu geringer Wasseraufnahme oder zu stark geheizten Räumen.
Aber auch falsch sitzender Zahnersatz, Erkrankungen oder die Einnahmen von Medikamenten kann zu Problemen bei der Speichelproduktion führen. "Ältere Menschen nehmen oft Bluthochdruckmittel, Antidepressiva oder andere Medikamente ein, die die Speichelproduktion hemmen können", erklärt Schlender.
Halten die störenden Beschwerden, etwa beim Sprechen oder Schlucken länger als drei bis vier Wochen an, sollte medizinischer Rat eingeholt werden.
Speichelproduktion anregen
Ankurbeln lässt sich die Speichelproduktion durch ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Eineinhalb bis zwei Liter ungesüßter Tee oder Wasser sollten es täglich sein. Auch zuckerfreie Lutschtabletten helfen dabei, die Mundschleimhaut zu befeuchten. Extrem saure, scharfe oder stark gewürzte Speisen sollte man außerdem meiden.
Problem: Sekundärkaries im Alter
Wenn es in den Übergangsbereichen von Füllung oder Zahnersatz und der natürlichen Zahnsubstanz zu Mineralverlust kommt, spricht man von Sekundärkaries.
"Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um eine erneut auftretende Karies. Betroffen sind in der Regel Zähne, die aufgrund früherer Karies bereits mit Füllungen oder Kronen versorgt wurden. Meist winzige, undichte Randspalten zwischen Zahnersatz und der verbliebenen Zahnsubstanz, also genau die Stelle des Übergangs zum Zahn", sagt die Expertin.
Mit Pflege vorsorgen
Intensive Mundhygiene beugt Karies vor. Regelmäßiges Zähneputzen, am besten mit einer elektrischen Bürste mit mittelharten Borsten, beseitigt Bakterien und reduziert so die Kariesgefahr erheblich. Neben fluoridhaltigen Zahnpasten ist auch der tägliche Einsatz von Zahnseide empfehlenswert. Auch ein herausnehmbarer Zahnersatz muss gründlich gereinigt werden und sollte nach jeder Mahlzeit unter fließendem Wasser gespült werden.
Mit einer zahnfreundlichen Ernährung, die den Zahnschmelz nicht aufweicht, kann man das Risiko für eine Sekundärkaries weiter reduzieren.
Problem: Zahnschmelzrisse durch mangelnde Mundpflege
Mangelnde Mundhygiene und eine ungesunde, zuckerhaltige Ernährung können dem Zahnschmelz über die Jahre zusetzen und feine Linien im Zahnschmelz bilden. Diese Schmelzrisse gehören bei Patienten im Rentenalter zu einer der häufigsten Alterserscheinungen. "Dabei spielt aber nicht nur die Menge an Zuckern beziehungsweise Kohlenhydraten eine Rolle, sondern auch die Häufigkeit des Naschens", warnt Schlender. Zudem können alte, große Amalgamfüllungen Schmelzrisse verursachen.
In schweren Fällen kann durch sie Schäden an der Zahnsubstanz und im Halteapparat hervorgerufen werden, vor allem wenn sich dazu Bakterien in der Mundhöhle ansammeln. Sie führen zu Karies und daraufhin zu einer fortschreitenden Entkalkung und Schädigung des Zahnschmelzes.
Säurearme Ernährung und richtige Zahnpflege schützen
Beim Lebensmittel-Einkauf sollte man auf säurearme Produkte mit viel Kalzium achten. Frischer Seefisch, zum Beispiel Hering oder Lachs, ist dank seines Fluoridgehalts gut für die Mundgesundheit, denn er remineralisiert den Zahnschmelz. Saure Getränke wie Wein, Fruchtsäfte oder Softdrinks können den Zahnschmelz anlösen. Nach dem Verzehr sollte man mit dem Zähneputzen deshalb ein bis zwei Stunden warten, bis sich auch hier der Zahnschmelz remineralisiert hat.
Grundsätzlich am wichtigsten und effektivsten ist das zweimalige Zähneputzen pro Tag und zwar mit fluoridierter Zahnpasta. Einmal täglich sollte man auch die Zahnzwischenräume reinigen.
Regelmäßige Prophylaxe unerlässlich
"Wackelnde Prothesen, verfärbte Zähne oder Zahnschmerzen werden häufig als typische Alterserscheinungen hingenommen und deshalb kein Zahnarzt konsultiert", weiß Schlender aus langjähriger Praxiserfahrung. Doch nur regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen schützen vor Karies und Parodontose und damit auch vor möglichen Folgeschäden wie beispielsweise Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems.
Damit Patienten sich bis ins hohe Alter ihre eigenen Zähne und damit ihre Lebensqualität bewahren können, raten Experten zu entsprechenden Prophylaxe-Programmen – individuell zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Ansprüche älterer Menschen. Vor allem bei einem hohen Wurzelkariesrisiko empfiehlt sich zudem der Einsatz fluoridhaltiger Zahnpasten und elektrischer Zahnbürsten.
"Hilfreich sind darüber hinaus spezielle Putztechniken, die auch bei eingeschränkten manuellen Fähigkeiten eine gründliche Reinigung ermöglichen", empfiehlt die Zahnärztin. Auch professionelle Zahnreinigungen und Vorsorge-Untersuchungen zweimal im Jahr haben sich bewährt. Dabei sollten Kronen, Prothesen und anderer Zahnersatz regelmäßig auf Mängel untersucht und gegebenenfalls erneuert werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Verwendete Quellen:
- Kassenärztliche Bundesvereinigung: Paradontitis
- goDentis: Mundtrockenheit
- AOK: Mit guter Mundhygiene auch im Alter kräftig zubeißen
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.