Sonnenallergie ist keine Seltenheit: 10 bis 20 Prozent der Mitteleuropäer haben sie zumindest einmal im Leben. Es gibt mehrere Arten von Sonnenallergien, die häufigste ist die sogenannte polymorphe Lichtdermatose. Sie ist von einem Sonnenbrand gut zu unterscheiden und man kann zumindest versuchen ihr vorzubeugen - ohne im Urlaub auf Sonne verzichten zu müssen.

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Sonnencreme aufgetragen, Strandtasche gepackt, ab zum Meer. Nach wenigen Minuten in der Sonne dann: erster Juckreiz, vielleicht schon erste Pickelchen, Bläschen, mehr Juckreiz. Wer diese Symptome an sich bemerkt, hat wahrscheinlich eine Sonnenallergie.

Welche Arten von Sonnenallergien gibt es?

Unter dem Begriff "Sonnenallergie" werden in der Regel drei Erkrankungen zusammengefasst: Die polymorphe Lichtdermatose (PLD) ist die häufigste. Wie sie entsteht, ist nicht vollständig geklärt.

Man geht davon aus, dass durch das UV-Licht auf der Haut ein Allergen entsteht, auf welches das Immunsystem dann reagiert. Aber wie genau, das weiß die Wissenschaft noch nicht.

Seltener als die PLD sind photoallergische und phototoxische Reaktionen. Hier reagiert die UV-Strahlung mit Stoffen "von außen". Das können Substanzen aus Parfüms oder Hautcremes sein. "Es können aber auch Farbstoffe in der Kleidung sein", sagte der Dermatologe Uwe Kirschner im Gespräch mit unserer Redaktion.

Infrage kommen auch Arzneimittel und Medikamente, wie zum Beispiel Johanniskraut-Präparate oder bestimmte Antibiotika, aber auch Bergamotteöl aus dem Kölnisch Wasser, Aromastoffe im Earl-Grey-Tee oder Lichtempfindlichkeitsmacher aus Zitronensaft oder Wiesengräsern.

Bei phototoxischen Reaktionen handle es sich genau genommen nicht um eine Allergie, weil das Immunsystem – wie sonst bei Allergien – nicht beteiligt sei, sagt Adler. Hier wirkt die Kombination aus UV-Licht und der betreffenden Substanz als Gift, das die Haut schädigt.

Wie erkenne ich, welche Art von Allergie ich habe – oder ob es doch ein Sonnenbrand ist?

Ein Sonnenbrand ist flächig, rot, schmerzhaft und meistens scharf auf die Areale begrenzt, die der Sonne ausgesetzt waren. "Charakteristisch ist auch der weiße Fleck, den ein Fingerabdruck auf sonnenverbrannter Haut hinterlässt", erklärt Uwe Kirschner.

Typisch für eine Sonnenallergie sind Pickelchen, Bläschen und ein starker Juckreiz. Zudem sind die Bereiche, in denen die Allergie auftritt nicht so stark begrenzt. "Sie können sogar in Bereichen auftauchen, die von Kleidung bedeckt waren", sagt Yael Adler.

Am schwierigsten zu unterscheiden sind der Sonnenbrand und die phototoxische Reaktion: Beide brennen mehr, als dass sie jucken. Die Symptome sind hier also recht ähnlich.

Wie lange dauert eine akute Sonnenallergie – und kommt sie jedes Jahr wieder?

Eine akute Sonnenallergie kommt schnell, geht aber spätestens nach ein paar Tagen wieder. "Bei manchen Menschen tritt sie schon nach 30 Sekunden in der Sonne auf", sagt Uwe Kirschner.

Zumindest eine polymorphe Lichtdermatose komme aber im gleichen Jahr – oder solange die Haut nicht von der Sonne entwöhnt wurde – in der Regel nicht noch einmal wieder.

"Hat jemand also im März eine polymorphe Lichtdermatose und ist dann den ganzen Sommer immer wieder mal in der Sonne, kommt sie in diesem Sommer nicht wieder", so der Dermatologe.

Wird die Sonne nach dem ersten Auftreten der Allergie allerdings konsequent gemieden, kann es sein, dass sie bei einem späteren Sonnenbad wieder auftritt.

Dass sie im nächsten Jahr wiederkommt, ist allerdings wahrscheinlich. Die gute Nachricht ist aber: Sie muss nicht ein Leben lang bleiben, bei einigen Menschen verschwindet sie nach einer gewissen Zeit wieder.

Bei photoallergischen und phototoxischen Reaktionen muss hingegen der Auslöser gefunden werden. Das ist oft sehr schwer, weil es mehrere hundert solcher potenziellen Auslöser (im Fachjargon "Photosensibilisatoren") gibt und ein "echter" Test nur schwer möglich ist. "Oft bringt einen hier nur eine sehr genaue Anamnese und eine gute Selbstbeobachtung durch den Patienten weiter", sagt Uwe Kirschner.

Was kann ich zur Vorbeugung tun?

Man kann die Haut gegen UV-Strahlung abhärten, sie also langsam daran gewöhnen. "In Hautkliniken gibt es dafür sogenannte Sonnensimulatoren", so der Chefarzt der Klinik für Dermatologie im Elbe Klinikum Buxtehude, Peter Mohr, zu unserer Redaktion.

Eine "Abhärtung" mit einem Sonnensimulator dauert ungefähr zwei Wochen. Hier könne auch ausgetestet werden, ab welcher Schwelle die Sonnenallergie auftritt, und ob der oder die Betroffene stärker auf UVA- oder OVB-Strahlen reagiert.

Wer das weiß, kann sich unter anderem mit einem Sonnenschutzmittel mit besonders starkem UVA- oder UVB-Filter schützen. Oder indem er oder sie einfach nach einer gewissen Zeit in den Schatten geht. Eine Behandlung in einem Sonnensimulator oder einer Lichtkabine wird aber nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Der Dermatologe Kirschner rät auch dazu, eine Abhärtung selbst zu versuchen: "Zum Beispiel, indem man sich im Frühjahr erst fünf Minuten der Sonne aussetzt, am nächsten Tag dann zehn Minuten, und so weiter."

Yael Adler empfiehlt ein tägliches Glas Möhrensaft mit einem Tropfen Öl. "Das Beta-Carotin verändert die Tönung der Haut, so dass sie nicht mehr so empfindlich ist", sagt die Ärztin.

Es gibt auch Beta-Carotin-Kapseln, die aber bei manchen Ärzten einen schlechten Ruf haben. "Sie können auf die Leber schlagen", sagt Uwe Kirschner. Ob Calcium bei der Gewöhnung hilft, wie es manchmal zu lesen ist, ist umstritten. Schädlich ist es aber nicht.

Am besten sind immer noch gute Sonnencremes. "Zwar können auch chemische Lichtschutzfilter eine Allergie auslösen, allerdings ist es wahrscheinlich, dass Duft- und andere zusätzliche Inhaltsstoffe dies tun", sagt Yael Adler.

Deswegen ist eine Sonnencreme ohne diese Stoffe besser. Es gibt auch Cremes, die extra für Sonnenallergien erprobt sind.

Was mache ich bei einer akuten Sonnenallergie?

Bei einer akuten Sonnenallergie gleich welchen Typs hilft: in den Schatten gehen und die betroffenen Stellen zu kühlen. Yael Adler empfiehlt zudem Cortisoncreme oder -milch.

"Modernes Cortison dringt nicht mehr tief in die Haut ein und macht sie auch nicht dünn", sagt sie. Man müsse also keine Angst vor dieser Behandlungsmethode haben – zumal sie maximal ein bis zwei Wochen angewendet werde.

Was ist die "Mallorca-Akne"?

"Bei der sogenannten Mallorca-Akne kommen zwei Dinge zusammen: Die oberste Hautschicht wird dicker – das ist der Schutzmechanismus gegen die Sonneneinstrahlung -, zugleich werden aber durch Sonnenschutzmittel die Talgausgänge verstopft", sagt Peter Mohr.

So entstehen auch hier Pickel. Häufiges Duschen ist da zu empfehlen, weil dabei viele Bakterien abgewaschen werden, die einen solchen Ausschlag begünstigen. Gegen das Verstopfen der Talgausgänge helfen laut Mohr zudem sehr fettarme Sonnencremes.

Verwendete Quellen:

  • Interviews mit den Hautärzten Yael Adler, Uwe Kirschner und Peter Mohr
  • Website des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte: Sonnenbrand/Sonnenallergie
  • Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt: Sonnenallergien und andere photoallergische Reaktionen – Verbreitung photoallergischer Reaktionen
  • allergieinformationsdienst.de: Liste von Medikamenten, die photoallergische oder phototoxische Reaktionen hervorrufen können
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