Das Rotavirus ist weltweit die häufigste Ursache für Durchfallerkrankungen bei kleinen Kindern. Im schlimmsten Fall kann sie sogar tödlich enden. Momentan breiten sich die Viren im Norden Deutschlands verstärkt aus. Wichtige Fragen und Antworten im Überblick.
Die Krankenkasse Barmer warnt aktuell vor Infektionen mit Rotaviren. Besonders im Norden Deutschlands sie auf dem Vormarsch. Dabei bezieht sich die Krankenkasse auf einen aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts. Besonders in Bremen und Niedersachsen sind die Werte demnach im Vergleich zum letzten Jahr stark angestiegen.
In diesen Bundesländern lagen die gemeldeten Infektionen im gesamten Jahr 2022 bei rund 1.800 (Niedersachsen) beziehungsweise 120 (Bremen) Infektionen. "In diesem Jahr sind bereits jetzt zu diesem frühen Zeitpunkt rund 1.500 Rotavirus-Erkrankungen in Niedersachsen festgestellt worden, in Bremen auch schon über 90 Fälle" sagte Barmer-Landesgeschäftsführerin Heike Sander.
Verbreitet sich das Virus derzeit in ganz Deutschland stärker?
In diesem Jahr sind bundesweit bisher 12.795 Infektionen mit Rotaviren beim RKI registriert worden (Stand: 19.5.23). Damit sind die Zahlen im Vergleich zum letzten Jahr bundesweit leicht erhöht: 2022 waren es zum gleichen Zeitpunkt 10.840 Infektionen. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 23.153 gemeldete Infektionen.
Genau lässt sich das weitere Infektionsgeschehen in diesem Jahr natürlich nicht vorhersagen; aber selbst wenn der Wert aus dem Vorjahr 2023 mit mehreren tausend Fällen überschritten werden würde, wäre das Infektionsgeschehen im Vergleich der letzten zwanzig Jahre noch vergleichsweise niedrig. Wobei bei den sehr niedrigen Infektionszahlen 2020 und 2021 wohl Ausgangsbeschränkungen und verstärkte Hygienemaßnahmen während der Pandemie eine Rolle gespielt haben dürften.
Wie gefährlich ist das Virus?
Während das Rotavirus für Erwachsene nur unangenehm ist, kann es gerade für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich werden. Durch Erbrechen und Durchfall kommt es zu einem sehr großen Flüssigkeitsverlust. Diese Gefahr besteht auch bei älteren Menschen, die sich mit dem Virus anstecken.
Weltweit sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich etwa 600.000 Kinder an einer Infektion. Besonders betroffen sind junge Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dort infizieren sich laut RKI jährlich über 100 Millionen Kinder mit Rotaviren.
Wie überträgt sich das Virus?
Rotaviren sind hochansteckend. Die Übertragung erfolgt laut RKI fäkal-oral, besonders durch Schmierinfektion, aber auch durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel.
Welche Symptome treten auf?
Die ersten Symptome treten etwa ein bis drei Tage nach einer Infektion auf. Neben Durchfall und Erbrechen sind außerdem noch starke Übelkeit und Magenschmerzen möglich. Vor allem Kinder haben zudem hohes Fieber. Das ist eine gefährliche Kombination, da die jungen Patientinnen und Patienten förmlich austrocknen. Viele sind teilnahmslos und haben einen trockenen Mund. Bei Erwachsenen ist das weitaus seltener der Fall.
Viele Menschen haben während der Krankheit keinen Appetit und können auch kein Essen bei sich behalten. Das macht die so nötige Flüssigkeitsaufnahme sehr schwer.
Die Symptome halten etwa vier bis sieben Tage an, das Erbrechen lässt meistens schon früher nach.
Wie wird das Rotavirus behandelt?
Vor allem bei kleinen Kindern ist es wichtig, dass die Eltern sofort zum Arzt gehen. Vor allem, wenn hohes Fieber zu den Symptomen hinzukommt. Jedes zweite der erkrankten Kinder verliert zu viel Flüssigkeit und muss zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Ansonsten sollten Erkrankte viel Flüssigkeit zu sich nehmen, vor allem Wasser, Tee oder verdünnte Säfte. So erhält der Körper das fehlende Wasser und ausgeschiedene Elektrolyte zurück. In Apotheken sind fertige Elektrolyt-Mischungen erhältlich. Diese enthalten unter anderem Natrium und Kalium, die für den Körper sehr wichtig sind.
Betroffene sollten versuchen zumindest leichtes Essen wie Zwieback oder Brei zu sich zu nehmen.
Wie schütze ich mich davor?
Das beste Mittel ist eine Impfung. Seit 2013 empfiehlt die Ständige Impfkommission deshalb eine Schutzimpfung für Säuglinge unter sechs Monaten.
Wer mit erkrankten Menschen in Kontakt kommt, sollte sich häufig die Hände waschen und Oberflächen wie die Toilettenbrille und auch Türklinken regelmäßig desinfizieren.
Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
Verwendete Quellen:
- Anfrage Barmer vom 17.05.2023
- Anfrage Robert-Koch Institut vom 17.05.2023
- Robert-Koch Institut:Rotaviren-Gastroenteritis. Aufgerufen am 17.05.2023.
- WHO. Rotavirus. Aufgerufen am 17.05.2023.
- Material der dpa
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