Jeder kennt ihn, keiner mag ihn: den Schluckauf. Ein Patentrezept gegen ihn gibt es zwar nicht. Doch mit ein paar Tricks lässt sich das Hicksen meist wieder abstellen. Und es gibt auch Kniffe, mit denen man den Schluckauf gänzlich vermeiden kann.

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Der Schluckauf kommt meistens zur falschen Zeit am falschen Ort. "Er ist aber eigentlich immer nur unangenehm und beeinträchtigt nicht die Gesundheit", sagt Martin Scherer, Professor und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Denn der Schluckauf ist einfach nur eine kräftige Kontraktion des Zwerchfells. Dieses ist ein kuppelförmiger Muskel, der den Brustkorb von der Bauchhöhle trennt. Durch ihn verläuft die Speiseröhre, unter ihm liegen die anderen Verdauungsorgane. Zieht sich also das Zwerchfell ruckartig zusammen, gibt es eine Druckänderung im Brustkorb – und das typische Hicksen (Singultus) entsteht.

Schluckauf: Die Ursache ist meist etwas Banales

Die Ursachen können unterschiedlicher nicht sein: Möglich ist eine Reizung der Magenschleimhaut, eine Erkrankung der Speiseröhre genauso wie eine Entzündung, die unter dem Zwerchfell liegt. Auch neurologische Ursachen sind denkbar, da das Zwerchfell vom autonomen Nervensystem gesteuert wird. Wird dieses gereizt, tritt ein Schluckauf auf. Ähnliches passiert beim Gähnen, Niesen sowie bei Schlafstörungen und vermehrter Schweißtreibung. "Beim Schluckauf ist die Ursache aber meist etwas Banales: Vielleicht hat man über den Durst getrunken, hat zu scharfe Speisen gegessen oder man ist aufgeregt", sagt Scherer. "In der Literatur kann man auch von Hirntumoren oder Krebserkrankungen als mögliche Gründe lesen. Aber das sind wirklich Raritäten."

Dauert ein "normaler" Schluckauf meistens nur wenige Minuten, kann ein chronischer Schluckauf schon mal einige Monate oder sogar Jahre anhalten. Die Patienten hicksen dann ständig und eben auch in den unpassendsten Situationen. "Das wird als sehr störend und unangenehm empfunden." Aber Schmerzen oder anderes, was die Gesundheit belasten würde, verspürt der Patient in der Regel nicht. "Solche Fälle kann man, sofern es sich nicht um eine Spezialsprechstunde handelt, allerdings an einer Hand abzählen", erklärt Scherer. "Ich jedenfalls habe in den 20 Jahren, in denen ich als Allgemeinmediziner Patienten sehe, nur sehr wenige erlebt, die so drunter litten, dass sie deswegen einen Arzt aufsuchen mussten." Ein Tinnitus werde dagegen oft quälender empfunden und trete deutlich häufiger auf.

Hausmittel helfen gut bei Schluckauf

Muss man bei einem chronischen Schluckauf die Nervenbahnen bis nach oben zum Hirnstamm zurückverfolgen, wo die Verarbeitung stattfindet, bekommt man einen "normalen" Schluckauf am Ende immer noch irgendwie selbst in den Griff.

Dazu findet man im Internet unzählige Tricks und Ratschläge. Allen gemeinsam ist eine Ablenkung oder eine gezielte Konzentration: So kann man entweder den Klassiker "An sieben Männer mit Glatze denken" versuchen, ein großes Glas mit Wasser trinken oder einfach die Luft anhalten. Auch ist es manchmal möglich, gezielt auf das autonome Nervensystem einzuwirken: "Konzentriert man sich auf die Körpermitte, schafft man es vielleicht, das Zwerchfell zu beruhigen und es in einen Ruhezustand zu versetzen. Das Nervensystem ist also nicht ganz so autonom, wie sein Name eigentlich vermuten lässt", erklärt Scherer. "Früher hat man auch gesagt, sich zu erschrecken hilft. Und es stimmt, auch hier kann man Einfluss auf das autonome Nervensystem nehmen."

Zu härteren Mitteln greifen, wie zu Benzodiazepinen oder Muskelrelaxantien, die eine Entspannung der Muskeln bewirken, sollte man aber der Gesundheit wegen nicht. "Bevor man das macht, sollte man es erst einmal mit den bekannten Hausmitteln versuchen", warnt Scherer. "Das reicht meist schon aus."

Schluckauf lässt sich vermeiden

Hat man am nächsten Tag einen wichtigen Termin und neigt man zum Schluckauf, "würde ich am Tag vorher die alte Schonkost-Regel befolgen: Nicht zu viel, nicht zu fett, nicht zu scharf essen und keinen Alkohol mehr trinken", rät Scherer. So vermeide man mögliche Reizungen der Organe, die unter dem Zwerchfell liegen.

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