Schüssler Salze haben Millionen Anhänger in aller Welt. Sie alle schwören auf die förderliche Wirkung der weißen Tabletten, mit denen sich Wehwehchen angeblich einfach bekämpfen lassen. Doch welches Salz hilft gegen welches Leiden?
Der Namensgeber der "Schüssler Salze", Wilhelm Heinrich Schüssler (1821-1891), war von Haus aus Homöopath. Er haderte jedoch mit dem damaligen Stand der Wissenschaften: Die Liste der homöopathischen Ursubstanzen schien ihm einfach zu unübersichtlich. So schuf Schüssler eine vereinfachte Version, die lediglich auf zwölf Substanzen und meist auf zwei Verdünnungsstufen beruhte. Diese essentiellen Mineralsalzverbindungen wären nach Angaben Schüsslers selbst noch in der Asche eines verbrannten Körpers zu finden.
Zwar fehlt bisher jeder wissenschaftliche Nachweis ihrer Wirksamkeit, doch für die meisten Anwender sind Schüssler Salze ein "Allheilmittel". Jedes Salz bekämpft dabei gezielt ein bestimmtes Leiden.
Vorab: Darreichungsformen
Üblicherweise gibt es Schüssler Salze als Salzpastillen, die man einzeln im Mund zergehen lassen soll, damit die Inhaltsstoffe über die Mundschleimhaut schnell ins Blut gelangen. Für Anwender mit einer Laktose-Intoleranz werden Schüssler Salze aber auch als Globuli mit reinem Zucker oder in Tropfenform angeboten. Letztere enthalten allerdings Alkohol. Daneben existieren Salben, Gele und Salz-Umschläge.
Nr. 1 Calcium fluoratum - für Bindegewebe, Gelenke und Haut
Dieses Salz braucht der Körper, um Muskeln, Bänder und Sehnen, Knochen, Zähne und Nägel optimal aufbauen zu können. Je nach Lage des Problems kann das Salz helfen, erschlafftes Gewebe wieder zu festigen, Knochen, Zähne und Nägel zu stabilisieren, andererseits aber auch verhärtetes Gewebe wieder weich zu machen.
Nach Schüsslers Auffassung reguliert Calcium fluoratum die Spannungsverhältnisse im Gewebe. Es hilft dem Bindegewebe, unterstützt die Glättung von Narben und Hautfalten und reguliert eine übermäßige Hornhautbildung. Salz Nr. 1 wird demnach vor allem bei Bindegewebsschwäche und Krampfadern empfohlen.
Ausgehend von der durch Schüssler entwickelten "Antlitzanalyse", nach der sich biochemische Mangelzustände des Körpers durch Anzeichen im Gesicht erkennen lassen, sprechen beispielsweise rissige Lippen, Hautschuppen und glänzende Hautpartien, Parodontose, eckige Falten um die Augen und eine rötlich-dunkle Gesichtsfarbe für einen Mangel an Calcium fluoratum.
Das Mineralsalz wird bei Hautproblemen von Schwangerschaftsstreifen bis zu Hautrissen und -schrunden, Narben und Pusteln angewendet. Außerdem soll es bei Karies, Osteoporose, Hämorrhoiden, Nagelpilz und Schuppenflechte Linderung verschaffen.
Nr. 2 Calcium phosphoricum - für Knochen und Zähne
Dieses Salz dient dem Zellaufbau, der Ausbildung von Knochen und Zähnen und findet deshalb vor allem bei Kindern im Wachstum Anwendung. Es soll Wachstumsschmerzen lindern, zudem die Muskelbewegung unterstützen und mittels Calcium-Ionen allergische Symptome durch die Ausscheidung von Histamin verhindern.
Im Gesicht soll sich ein Mangel an Calcium phosphoricum durch starke Blässe und eine wächserne Haut zeigen, hinzu kommen eine weißbelegte Zunge und Mundgeruch.
Über das Genannte hinaus kann das Funktionsmittel unterstützend bei Osteoporose, Knochenbrüchen, Muskelkrämpfen sowie körperlicher Schwäche oder Nervosität genommen werden. Auch während des Geburtsvorganges, bei allergischen Erkrankungen, Hautausschlägen, Polypen und gegen Nasenbluten, Rückenschmerzen und Schulkopfschmerzen bei Kindern wird Nr. 2 eingesetzt.
Nr. 3 Ferrum phosphoricum - für das Immunsystem
Dieses Salz wird besonders bei Erkältungen und Entzündungen eingesetzt. Es gilt als geeignetes Mittel im ersten Entzündungsstadium.
Ferrum phosphoricum unterstützt den Körper dabei, Sauerstoff ins Blut aufzunehmen. Wenn über das Blut mehr Sauerstoff in die Zellen gelangen kann, werden Gedächtnis und Konzentration gestärkt. Das Salz soll auch die Energiegewinnung der Zellen positiv beeinflussen. Außerdem soll Eisen an die neuralgischen Stellen transportiert werden, um das Immunsystem zu unterstützen und die Ausscheidung von Giftstoffen zur Abwehr einer Entzündung voranzubringen.
Im Gesicht wird der Mangel an Schatten unter den Augen, heißen Ohren und einer hitzigen sogenannten Ferrum-Röte erkennbar, ebenso am blassen Zahnfleisch.
Ferrum phosphoricum wird bei Durchblutungsstörungen wie kalten Händen und Füßen verwendet, außerdem bei Erkältungssymptomen, Abwehrschwäche und Störungen im Eisenstoffwechsel. Auch bei Konzentrationsproblemen, Durchfall, leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und Insektenstichen, kleinen Wunden und niedrigem Blutdruck soll das Salz helfen.
Nr. 4 Kalium chloratum - für die Schleimhäute
Dieses Salz findet bei Schleimhautentzündungen und Hautausschlägen Anwendung, es gilt als Mittel beim zweiten Entzündungsstadium. Im Körper soll es Einfluss auf den Zucker- und Eiweißstoffwechsel haben und auf die Funktion von Nerven und Muskeln einwirken. Kommt es zu einer Infektionskrankheit, soll es helfen, die Ablagerungen auf der Mund- und Rachenschleimhaut zu lösen. Zudem wird Kalium chloratum ein positiver Einfluss auf die Magen- und Darmtätigkeit, den Herzrhythmus und die Regulierung des Kalium-Haushaltes zugeschrieben.
Im Gesicht äußert sich ein Fehlen von Kalium chloratum in einem bläulich-blassen bis milchigen Teint mit rötlichen Partien. Zudem können schuppige Haut und geschwollene Lymphknoten ein Anzeichen sein.
Das Salz wird bei Erkältungen, Schnupfen und Bronchitis eingesetzt, ebenso wie bei Verbrennungen, Hautausschlägen und medikamentenbedingtem Haarausfall. Gegen alle Entzündungen im Körper wird Kalium chloratum innerlich und äußerlich genutzt.
Nr. 5 Kalium phosphoricum - für Psyche und Nerven
Dieses Salz ist das wichtigste Mittel bei Depressionen, Schwäche- und Erschöpfungszuständen und dient zur Stärkung von Nerven und Psyche. Es wird als Nährstoff für das Nerven- und Muskelgewebe verstanden, das ihre problemlose Funktion sicherstellt. Durch die regulierende Verteilung der Kalium- und Phosphationen im Körper sollen Körper, Geist und Seele stabilisiert und damit Probleme wie Muskel- oder Nervenschwäche und -schmerzen verhindert werden.
Der Kalium phosphorpicum-Mangel kann sich durch aschgraue, müde Haut, eingefallene Schläfen und dunkle Augenringe bemerkbar machen. Auch brauner Zungenbelag, Mundgeruch und Parodontose werden erwähnt.
Zudem wird das Salz bei Herz- und Muskelschwäche und nervösen Darmproblemen, Krämpfen, nervösem Asthma und Hyperaktivität bei Kindern eingesetzt. Auch bei Hautausschlägen, Nesselsucht und kreisrundem Haarausfall wird Nr. 5 angewendet.
Nr. 6 Kalium sulfuricum - für die Entgiftung
Dieses Salz für die Entgiftung, das bei Haut- und Schleimhauentzündungen genutzt wird, ist das Funktionsmittel beim dritten Entzündungsstadium. Es wirkt demnach auf die Leberleistung und bringt durch seine austreibende Wirkung die Entgiftung in Gang.
Das Salz selbst kommt an vielen Stellen des Körpers vor, von Haut und Knochen bis zur Muskulatur, und fördert im Zusammenwirken mit Ferrum phosphoricum den Sauerstofftransport in die Zellen. Es spielt eine Rolle beim Eiweiß-Stoffwechsel und unterstützt die Bildung von Haut, Haaren und Nägeln.
Mangelerscheinungen äußern sich in einer braun-gelblichen Gesichtsfarbe und Mundpartie, dunklen Lidern, klebrigen Kopfschuppen und einer gelblich-schleimigen Zunge.
Das Mittel kann bei allen Schleimhautentzündungen eingesetzt werden, ebenso bei rheumatischen Schmerzen und Leberproblemen, außerdem bei Störungen des Haar- und Nagelwachstums sowie bei Melancholie und Ängstlichkeit. Äußerliche Anwendungen empfehlen sich bei langwierigen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis.
Nr. 7 Magnesium phosphoricum - für Nerven und Muskeln
Dieses schmerzstillende und entkrampfende Salz spielt eine Rolle beim Aufbau von Muskeln, Nerven und Knochen. Es kann etwa bei Krämpfen die Aktivität der Muskulatur und der Nerven dämpfen, und zwar sowohl im Bereich der willkürlichen (Arme, Beine etc.) als auch der unwillkürlichen Muskeln (Magen, Darm etc.). Dabei wird davon ausgegangen, dass ein Magnesiummangel Krämpfe und Koliken verstärken kann.
Im Gesicht kann sich der Mangel in einem rötlichen Teint oder runden rötlichen Flecken zeigen, ebenso in Zuckungen der Augenlider und Mundwinkel.
Magnesium phosphoricum lässt sich bei allen Arten von Krampfzuständen einsetzen, von Wadenkrämpfen bis zur Migräne. Außerdem soll das Salz bei rheumatischen Schmerzen, Muskelzuckungen, Juckreiz, nervlicher Unruhe, Zittern und Angst ebenso lindernd wirken wie bei Muskelverspannungen und Einschlafstörungen, Nervenentzündungen und Schuppenflechte.
Nr. 8 Natrium chloratum - für den Flüssigkeitshaushalt
Dieses Salz gilt als Wunderwaffe gegen Schnupfen und andere Krankheiten, die mit einem Flüssigkeitsverlust einhergehen, weil es den Wasserhaushalt der Körperzellen reguliert. Es wird vor allem bei Problemen angewendet, die sich in einer Trockenheit von Haut und Schleimhäuten einerseits, oder krankhaften Wasseransammlungen - Ödemen - andererseits zeigen. Natrium chloratum soll auch die Muskel- und Nervenfunktion unterstützen und positiv auf die Zellteilung und die Aktivität von Enzymen bei Stoffwechselreaktionen wirken und die Produktion von Magensäure anregen.
Im Gesicht kann sich der Mangel in trockener Haut, Ausschlag auf der Stirn, Juckreiz, großen Hautporen, Schuppenbildung und genereller Aufgeschwemmtheit niederschlagen.
Natrium chloratum wird sowohl bei fließendem Schnupfen, plötzlichem Tränenfluss und Zahnschmerzen mit Speichelfluss eingesetzt, als auch beispielsweise bei trockenen Augen. Es soll bei häufigem Durchfall und Erbrechen, bei Schwellungen, rheumatischen Beschwerden, Verstopfung, Hautauschlägen, Depressionen und allgemeiner Schwäche Linderung bringen.
Nr. 9 Natrium phosphoricum - für den Stoffwechsel
Dieses Salz ist an den hauptsächlichen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und hilft, das Säuren-Basen-Gleichgewicht zu erhalten. Es reguliert einen gestörten Fettstoffwechsel und regt die Ausscheidung von Milchsäure an, die bei Anstrengung in den Muskeln entsteht (Muskelkater). Zudem soll Natrium phosphoricum für einen guten Harnsäure-Abbau sorgen und damit gegen Gicht und Rheuma wirken.
Mangelzustände können sich im Gesicht über Akne, Mitesser, fettige Haut und große Poren darstellen, auch Doppelkinn und "Hängebacken" werden als Zeichen für fehlendes Natrium phosphoricum gedeutet.
Das neunte Mittel wird auch bei stoffwechselbedingter Akne, Sodbrennen und generell vielfältigen Verdauungsproblemen abgewendet. Ebenso soll es bei Blasen- und Magenschleimhautentzündungen helfen und dient zur Behandlung von Milchschorf, Hühneraugen, Hautausschläge und rheumatische Muskel- und Gelenkerkrankungen mit entsprechenden Salben.
Nr. 10 Natrium sulfuricum - für die Ausscheidung
Dieses Salz dient als Abführmittel. Es bringt die Ausscheidung von Giftstoffen im und aus dem Körper in Gang. Die Ausscheidungsvorgänge werden dabei durch Sulfat-Ionen erleichtert, die helfen, überschüssige Flüssigkeiten aus den Körperzellen zu transportieren. Dieser Reinigungsprozess wird auch "Klärstrom" genannt. Nieren, Darm, Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse werden angeregt, zudem wirkt Natrium sulfuricum entzündungshemmend.
Eine grünlich-gelbe Gesichtsfarbe, grünlicher Zungenbelag, eine rote Nase, die entzündet wirkt und eine ins Bläuliche gehende Röte an Nase und Ohren deuten auf einen Mangel hin.
Das Funktionsmittel findet bei Hautausschlägen, Verdauungsbeschwerden und rheumatischen Schmerzen Anwendung, ebenso bei Magen-Darm-Problemen, Erkältungen, Depressionen, Diabetes und einigen Gewebeschwellungen.
Nr. 11 Silicea - für Haut, Haare und Bindegewebe
Dieses Salz gilt als "Kosmetikum" unter den Funktionsmitteln. Es dient dem Aufbau und der Festigung von Haut, Haaren, Nägeln, Knochen und Gefäßen, Bändern und Sehnen. Es soll außerdem die Heilung der Haut begünstigen und sie elastisch und straff halten. Auch für die Elastizität der Blutgefäße und gegen Arterienverkalkung wird Silicea eingenommen. Durch die Aktivierung der Fresszellen des Immunsystems hilft es, Krankheitserreger zurückzudrängen.
Ein Kieselsäuremangel kann sich in frühzeitiger Faltenbildung äußern, in Krähenfüßen und Lachfalten oder zuckenden Augenlidern.
Entsprechend wird Silicea bei vorzeitigen Alterungserscheinungen verwendet, ebenso bei vielerlei Hautproblemen, brüchigen Haaren und Nägel, Haarausfall, Osteoporose und Störungen der Knochenbildung oder rheumatischen Gelenkerkrankungen. Auch bei Blutergüssen, übermäßigem Schwitzen, Akne, Abwehrschwäche und Bandscheibenerkrankungen findet es Verwendung.
Nr. 12 Calcium sulfuricum - für die Gelenke
Das letzte der originalen Schüssler Salze soll Linderung bei eitrigen Entzündungen und rheumatischen Beschwerden bringen. Schüssler selbst hatte die Notwendigkeit zuletzt verworfen, aber Calcium sulfuricum behauptet seinen Platz als Bestandteil von Aminosäuren mit Einfluss auf die Bildung von Binde- und Stützgewebe. Es soll das Wachstum neuer Zellen anregen und auf der Haut eine entzündungshemmende Wirkung entfalten.
Im Gesicht könnte sich ein Mangel in einem gelblich-grauen, gipsähnlichen und wächsernen Teint zeigen, eventuell auch in Pigmentflecken.
Das Mittel wird bei eitrigen Problemen der Haut und Schleimhaut oder eitriger Bronchitis eingenommen, ebenso bei einer Entzündung der Lymphknoten, Wachstumsstörungen der Knochen oder Funktionsstörungen der Leber.
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