- Medizinische Gründe können in seltenen Fällen gegen eine COVID-Impfung sprechen.
- Welche Kontraindikationen gegen die Corona-Impfung sind bekannt?
Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen steigen. Vollständig geimpft sind rund 68,5 Prozent der deutschen Bevölkerung (Stand 30. November 2021). Die Impfbereitschaft nimmt angesichts steigender Inzidenzen, neuen Corona-Maßnahmen wie 2G und der Angst vor einem erneuten Lockdown in der vierten Corona-Welle zu.
Doch noch immer gibt es viele Menschen, die den Impfstoffen gegen das Coronavirus kritisch gegenüber stehen. Neben der Angst vor Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen werden häufig bestimmte Krankheiten als Beweggrund gegen die Impfung aufgeführt. Doch welche Kontraindikationen sprechen wirklich gegen die Schutzimpfung gegen das Coronavirus?
Coronavirus: Wer kann nicht geimpft werden?
Ilker-A. Aydin ist Facharzt für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis in Berlin: "Nicht geimpft werden Menschen, die eine Allergie gegen einen Bestandteil der Impfung haben." Ist schon einmal eine starke allergische Reaktion auf andere Impfstoffe oder auf ein bestimmtes Medikament aufgetreten, sollte zunächst der Hausarzt konsultiert werden.
Durch eine allergologische Diagnostik bei einem Allergologen kann anschließend ermittelt werden, ob eine allergische Überempfindlichkeit vorliegt.
Und wie sieht es mit akuten Erkrankungen aus? Wer am Tag der Impfung einen fieberhaften Infekt hat, muss den Termin verschieben. Eine leichte Erkältung hingegen ist kein Grund, sich nicht impfen zu lassen.
Corona-Impfung für Kinder
Nicht geimpft werden Kinder unter fünf Jahren. Im November hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Impfstoff gegen das Coronavirus von BioNtech/Pfizer für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren zugelassen. Auch für Kinder ab zwölf Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Corona-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer.
Corona-Impfstoff von Moderna für Personen ab 30 Jahren
Personen unter 30 Jahren sollen vorsorglich nicht mit dem Corona-Impfstoff von Moderna geimpft werden. Verschiedene Daten weisen bei dieser Personengruppe auf ein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung nach der Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna hin. Aus diesem Grund hat die STIKO ihre Impfempfehlung präventiv angepasst und rät, unter 30-Jährige mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer zu impfen.
Corona-Impfung für Schwangere
Dass Schwangere sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen sollten, ist nicht richtig. Im Gegenteil: Bei werdenden Müttern wurde häufiger ein schwerer Infektionsverlauf beobachtet. Schwangeren empfiehlt die STIKO nach einem ärztlichen Gespräch deshalb ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel die COVID-19-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Der mRNA-Impfstoff sollte im Abstand von drei bis sechs Wochen verabreicht werden.
Die Corona-Schutzimpfung wird insbesondere für Schwangere mit bestimmten Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf empfohlen. Dazu zählen:
- ein höheres Alter werdender Mütter (> 35 Jahre)
- Übergewicht
- Vorerkrankungen wie Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck
"Schwangere können nach Risiko-Nutzen-Abwägung nach Rücksprache mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel auch geimpft werden", so Ilker Aydin.
Können Stillende gegen das Coronavirus geimpft werden?
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. empfiehlt, Schwangere und Stillende vorzugsweise mit einem mRNA-Impfstoff zu impfen, wenn allgemeine Risiken ausgeschlossen werden können. Basierend auf aktuellen Daten stuft die DGGG die Corona-Impfung für stillende Frauen mit einem Impfstoff auf mRNA-Basis als unbedenklich ein.
Auch die STIKO aktualisierte ihre Empfehlung für die Corona-Schutzimpfung im September und rät Stillenden generell zur Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Für stillende Mütter unter 30 Jahren wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer empfohlen.
Corona-Impfung bei chronischen Erkrankungen
Da das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen besonders hoch ist, gilt die Impfung gegen das Coronavirus als wichtige Schutzmaßnahme.
Zur Risikogruppe zählen beispielsweise Menschen mit:
- behandlungsbedürftigen Krebserkrankungen
- Diabetes mellitus Typ 1 und 2 und schlecht eingestellten Zuckerwerten und Komplikationen wie dem diabetischen Fußsyndrom oder Augenschäden
- chronische Leber- und Nierenerkrankungen
- starkem Übergewicht
Bestimmten Personengruppen wird also ausdrücklich dazu geraten, sich impfen zu lassen. Wer unter einer chronischen Vorerkrankung leidet oder auch akut erkrankt ist, sollte zunächst seinen Hausarzt aufsuchen, bevor ein Impftermin vereinbart wird. So kann festgelegt werden, welcher Impfstoff in Frage kommt. Bei bestimmten seltenen Erkrankungen wie beispielsweise dem Kapillarlecksyndrom wird ausschließlich eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen.
Bei Nebenwirkungen wie etwa Herzmuskelentzündungen, die nach der ersten Corona-Impfung mit einem mRNA-basierten Vakzin aufgetreten sind, muss das weitere Vorgehen medizinisch abgeklärt werden. Womöglich muss auf einen anderen Impfstoff zurückgegriffen werden.
Gleiches gilt bei vielen Autoimmunerkrankungen. Wie Forschende der Uniklinik Erlangen herausgefunden haben, kann es vorkommen, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen schlechter auf mRNA-Impfstoffe ansprechen und keine Antikörper entwickeln. In diesen Fällen kann die Impfstrategie individuell angepasst werden.
Corona-Impfung für Genesene
Häufig wird eine bereits überstandene Corona-Infektion als Argument gegen eine Impfung verwendet. Arzt Ilker Aydin rät Genesenen, sich etwa sechs Monate nach durchgemachter Infektion impfen lassen. "Diese Impf-Empfehlung gilt gleichermaßen für symptomatische und asymptomatische Verläufe. Genesene können sich allerdings bereits vier Wochen nach der Infektion mit dem Coronavirus impfen lassen. Die Empfehlung liegt jedoch bei sechs Monaten."
Weiter sagt er: "Ob es nach dieser Auffrischungsimpfung für Genesene eine zweite Impfung geben wird, steht momentan noch zur Diskussion. Genesen heißt nicht, dass ich für immer und ewig immun bin. Daher empfehlen wir die einmalige Auffrischungsimpfung nach sechs Monaten, da wir der Auffassung sind, dass dieser Booster einen besseren Immunschutz bietet. Und möglicherweise kommt auch noch die zweite Impfung."
Booster-Impfung für Geimpfte
Die STIKO rät allen Personen ab 18 Jahren zu einer Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff nach sechs Monaten. Im Einzelfall oder bei ausreichenden Kapazitäten kann die Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus auch nach fünf Monaten erfolgen.
Risikogruppen sollen die Booster-Impfung mit Priorität erhalten. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise:
- Menschen mit Immundefizienz
- Ältere über 70 Jahren
- In Pflegeeinrichtungen lebende Personen
- Personal in pflegerischen oder medizinischen Einrichtungen
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Ilker Aydin, Facharzt für Allgemeinmedizin
- Impfdashbord.de: Aktueller Impfstatus
- DGGG: Häufig gestellte Fragen zur COVID-19-Schutzimpfung für schwangere und stillende Frauen
- PEI: Wichtige Arzneimittelinformation
- Universitätsklinikum Erlangen: Gute Impfwirkung trotz Immunerkrankung
- Zusammen gegen Corona: Schwangerschaft und Geburt
- Zusammen gegen Corona: Auffrischungsimpfung
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