Kaffeetrinken mindert offenbar bei Männern das Risiko, durch Alkoholkonsum an der Leber zu erkranken. Das fanden jetzt finnische Forscher durch eine Studie unter knapp 19.000 Teilnehmern heraus. Das bedeutet aber nicht, dass das schwarze Heißgetränk Alkoholtrinken rechtfertigt.
Über den Zusammenhang von Alkohol und Kaffee gibt es noch weitere wissenschaftliche Untersuchungen als alleine die finnische Arbeit. Besonders eine US-Verhaltensstudie belegt die Gefährlichkeit von ethanolhaltigen Getränken.
Doch zurück zur aktuellen Wissenschaft: Die Mediziner um Joanna Danielsson vom Seinäjoki Zentralkrankenhaus und der Universität Tampere gingen von der Beobachtung aus, dass bei Leberschädigungen das Enzym Gamma-Glutamyltransferase (GGT) in erhöhter Konzentration auftritt.
In ihrem Bericht im Fachmagazin "Alcohol And Alocoholism" erläutern die Experten ihre außergewöhnliche Schlussfolgerung. Der Kaffeegenuss von vier oder mehr Tassen am Tag senkte demnach den Wert des GGT-Enzyms eindeutig bei den männlichen Probanden. Bei den Daten der Frauen war ein gleicher Trend zu erkennen, der sich aber statistisch nicht genau belegen ließ.
Das bedeutet also, dass sich Männer wahrscheinlich mit hohem Kaffeekonsum vor den möglichen Folgen von Alkoholtrinken schützen können. Die finnischen Forscher wiesen aber darauf hin, dass ihre Ergebnisse durch weitere wissenschaftliche Arbeiten gestützt werden sollten.
Provokant: Schützt Kaffee vor Leberzirrhose?
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam ein Team um den US-Forscher Arthur Klatsky vom kalifornischen Kaiser Permanente Medical Care Program. 2006 hatten die Fachleute einen entsprechenden Bericht im US-Wissenschaftsmagazin "Archives Of Internal Medicine" veröffentlicht. Bei einer Langzeitstudie unter über 125.000 Landsleuten erfassten die Mediziner 2001 330 Fälle von Leberzirrhose, 199 waren davon durch Alkohol bedingt.
Die Analyse des Datenmaterials ergab, dass das Trinken einer Tasse Kaffee am Tag das Risiko einer Erkrankung um 22 Prozent senkte - unabhängig vom Geschlecht. Dabei war den Experten aufgefallen, dass die Konzentration der Enzyme Aspartat-Aminotransferase und Alanin-Aminotransferase durch das schwarze Heißgetränk sichtbar sank. Erhöhte Werte beider Enzyme treten bei Lebererkrankungen auf.
Das beste Ergebnis war beim täglichen Kaffegenuss von vier Tassen zu erkennen. Gleichzeitig sahen sich Klatsky und seine Kollegen auch die Daten zum Genuss von Tee an, der aber keinen erkennbaren Einfluss auf die Enzymkonzentration hatte.
"Koffein macht nicht nüchtern"
Für eine Verhaltensstudie hatte ein Gruppe um den amerikanischen Psychologen Thomas Gould vom Institut Brain and Cognitive Sciences at Temple University den direkten Einfluss von Koffein nach dem Alkoholtrinken untersucht.
Im Jahr 2009 kam Gould in seinem Bericht für das Magazin "Behavioral Neuroscience" zu folgendem Ergebnis: "Koffein beeinflusst nicht den Alkoholgehalt im Blut und verbessert auch nicht die Möglichkeit, klare Entscheidungen zu treffen. Stattdessen können Entscheidungen unter Alkoholeinfluss schreckliche Folgen haben."
In Tests mit Laborratten hatten die Wissenschaftler Lern- und Entscheidungsverhalten unter Alkoholeinfluss beobachtet. Nager mit Promille waren sehr entspannt und konnten Risiken nicht richtig einschätzen. Daran änderte auch das danach verabreichte Koffein nichts.
Gould bündelte seine Ergebnisse in diesen markanten Worten: "Koffein macht nicht nüchtern."
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