• Ältere Menschen stehen seit Beginn der Corona-Pandemie im Fokus - doch ihre Sicht auf die aktuelle Lage wird oft weniger beachtet.
  • Eine neue Studie soll Aufschluss bringen und zeigen, welche Auswirkungen die anhaltende Situation auf sie hat.
  • Ein Viertel der Befragten gab dabei an, öfter deprimiert zu sein als zuvor.

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In Zeiten der Corona-Pandemie wird viel über alte Menschen debattiert, aber es ist meist wenig darüber bekannt, was Menschen in hohem Alter selbst über ihre Situation denken und wie sie selbst die Auswirkungen auf ihre Leben wahrnehmen. Wie verhalten sie sich und welche Sorgen machen sie sich? Wie schätzen sie die Folgen der Corona-Pandemie auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden ein? Wie gehen sie mit den Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckungsgefahr um?

Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt einer Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Sie wollten älteren Menschen eine Stimme geben und haben im Rahmen einer Telefonumfrage 500 Seniorinnen und Senioren im Alter von 75 Jahren nach ihrer Einschätzung der COVID-19-Pandemie befragt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass eine große Mehrheit der älteren Menschen keine negativen Folgen der Corona-Pandemie auf ihre Gesundheit feststellt. Allerdings zeigen sich im sozialen und psychosozialen Bereich teils deutliche Konsequenzen: Ältere Menschen vermissen ganz besonders den Kontakt zu anderen, viele fühlen sich alleingelassen.

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Einschätzung älterer Menschen über ihre Situation soll in öffentlichen Diskurs einfließen

Erhoben wurden die Daten in der letzten Septemberwoche 2020, also zu einem Zeitpunkt, als die Zahl der Neuinfektionen wieder zu steigen begann, ein weiterer Teil-Lockdown jedoch erst noch bevorstand. Ziel der Forscher war es, die Perspektive älterer Menschen in den öffentlichen Diskurs einfließen zu lassen.

Die erste Auswertung der Daten zeigt nun, dass die älteren Menschen sich zwar nur zu einem Drittel größere Sorgen machen, sich mit dem Virus SARS-CoV-2 anzustecken, aber zwei Drittel die Folgen einer Infizierung für gefährlich halten.

Ihr Verhalten richten sie weitgehend an den empfohlenen Hygieneregeln und den Schutzmaßnahmen aus. Dementsprechend verzichtet rund die Hälfte der Befragten auf die Teilnahme an privaten Feiern und 40 Prozent auf Treffen mit Freundinnen, Freunden und Bekannten. Lediglich auf Treffen mit der Familie möchte der Großteil von 82 Prozent der älteren Menschen nicht verzichten.

Auch Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Freizeit von alten Menschen werden sichtbar. So geben 41 Prozent der Befragten an, dass sie bestimmten Hobbys seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht nachgehen können und 78 Prozent, dass sie aufs Reisen verzichten.

Ältere Menschen spüren deutliche Auswirkungen auf die Psyche

Eine große Mehrheit der älteren Menschen gab an, keine negativen Folgen der Corona-Pandemie auf ihre Gesundheit zu bemeken. Trotzdem leiden laut der Umfrage viele unter den sozialen und psychischen Auswirkungen der anhaltenden Maßnahmen.

Demnach fehlt mehr als der Hälfte der Austausch und Kontakt mit anderen Menschen, 15 Prozent fühlen sich alleingelassen. Ein Viertel der Befragten gibt zudem an, dass es während der Corona-Pandemie öfter deprimiert sei als davor.

Studienleiter Vincent Horn warnt daher davor, alte Menschen ausschließlich als besonders schutzbedürftige Gruppe zu betrachten. "Unsere Studie zeigt auch, dass sie in der Corona-Pandemie auch zu wichtigen Unterstützungspersonen geworden sind. Ein nicht unerheblicher Teil unterstützt etwa ihre Kinder und Enkelkinder finanziell deutlich mehr als vor der Krise."

Auch deshalb sei es so wichtig, die Perspektiven älterer Menschen zu hören, um politische und fachliche Maßnahmen an ihren Bedürfnissen und Lebenssituationen auszurichten und Bevormundung zu vermeiden, ergänzt Cornelia Schweppe, ebenfalls Leiterin der Studie und Professorin für Sozialpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der JGU.

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Verwendete Quellen:

  • Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Die Corona-Pandemie aus der Sicht alter und hochaltriger Menschen - Vincent Horn & Cornelia Schweppe

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