• Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland seit Pandemiebeginn Zehntausende Menschen mehr gestorben, als es zu erwarten gewesen wäre.
  • Dass es eine hohe Übersterblichkeit auch in anderen Teilen Europas gibt, zeigt auch eine aktuelle Studie aus der Schweiz.
  • Was hinter dem Begriff "Übersterblichkeit" steckt und wieso es so wichtig ist, ihn differenziert zu betrachten.

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Die Corona-Pandemie hat zu einer Übersterblichkeit in Deutschland geführt. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Auswertung seiner Sterbefallstatistiken. Christoph Unger, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, sagte im Dezember 2021, dass von März 2020 bis Mitte November 2021 in Deutschland mehr Menschen verstorben sind, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre. Der Anstieg der Sterbefallzahlen sei nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, sondern maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst.

Die Zahlen zeigen außerdem, dass im Jahr 2020 rund 985.600 Menschen in Deutschland verstorben sind, fünf Prozent oder 46.000 Verstorbene mehr als im Jahr 2019. Auch in den ersten zwölf Monaten der Pandemie von März 2020 bis Februar 2021 zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Sterbefallstatistiken. Fast 71.000 Menschen oder 7,5 Prozent mehr als in den zwölf Monaten davor, sind in diesem Zeitraum verstorben. Allerdings fließen in die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes die Folgen der Alterung in Deutschland nicht mit ein.

Ifo-Institut zur Übersterblichkeit: Rund 96.200 Todesfälle durch Pandemie

Die Auswertung der Todesursachen zeigt darüber hinaus, dass bei 47.860 Menschen, die 2020 verstorben sind, Covid-19 als Hauptursache oder als Begleiterkrankung zum Tod geführt hat.

Auch das Ifo Institut hat die Übersterblichkeit in Deutschland analysiert und festgestellt, dass in den bisherigen vier Wellen der Pandemie deutlich mehr Menschen gestorben sind, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Etwa 96.200 mehr Menschen sind nach Angaben des Instituts seit Pandemiebeginn verstorben.

Die Übersterblichkeit gibt an, wie viele Menschen in einem bestimmten Zeitraum mehr verstorben sind, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Aufgrund dieser Daten zur Übersterblichkeit ist es also möglich, Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie viele Menschen während der Corona-Pandemie zusätzlich verstorben sind.

Höchststand seit 100 Jahren: Studie untersucht Übersterblichkeit dreier europäischer Länder

Eine Beobachtungsstudie der Universität Zürich belegt, dass die Übersterblichkeit während der Covid-19-Pandemie historisch hoch ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dabei aktuelle Daten dreier europäischer Länder mit Zahlen, die sich weit über 100 Jahre zurück erstrecken, verglichen und analysiert.

Betrachtet wurden Daten aus der Schweiz, Schweden und Spanien, da diese Länder bei den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert militärisch neutral geblieben und somit nicht von kriegsbedingter Übersterblichkeit betroffen waren. Außerdem war es wichtig, dass die untersuchten Länder vertrauenswürdige Statistiken zu Todesjahren vorweisen konnten. Nicht in allen Ländern werden Daten zur Sterbefallzahlen seit Jahrzehnten genau dokumentiert.

Das Ergebnis der Studie: in allen drei Ländern waren die Werte der monatlichen Übersterblichkeit im Jahr 2020 größer als die meisten monatlichen Raten der letzten 100 Jahre, auch höher als viele Spitzenwerte bei saisonalen Grippe- oder Hitzewellen. Von den bei der Studie betrachteten Pandemiejahren (beispielsweise die Influenza-Pandemie 1957 oder die Schweinegrippe 2009) war nur die Übersterblichkeit während der Zeit der Spanischen Grippe im Jahre 1918 deutlich größer als während der aktuellen Covid-19-Pandemie.

Interpretation der Daten zur Übersterblichkeit schwierig

Generell ist es schwierig, Übersterblichkeit zu vergleichen, da es keine allgemeingültige Definition gibt. Dadurch, dass etwa unterschiedliche Merkmale in die Analysen einfließen oder Todesursachen unterschiedlich bewertet werden, können Sterbefallraten sogar aus dem gleichen Land unterschiedlich ausfallen, wenn unterschiedliche Institute diese auswerten. Dementsprechend ist es kaum möglich, Daten pauschal zu vergleichen. Die Begutachtung muss immer sehr differenziert unter Betrachtung der jeweiligen statistischen Merkmale erfolgen.

Bei Menschen mit Vorerkrankungen, die sich mit Covid-19 infiziert haben und verstorben sind, lässt sich außerdem oft nicht eindeutig feststellen, ob die Corona-Infektion oder die Vorerkrankung zum Tod geführt hat. Das schränkt die Aussagekraft der Übersterblichkeitsrate ein.

Auch kann die Anzahl der Todesfälle, die es unter normalen Umständen gegeben hätte, grundsätzlich nur geschätzt werden. Durch Anhaltspunkte wie Bevölkerungsgröße und Altersstruktur einzelner Ländern können aber durchaus aussagekräftige Übersterblichkeitsraten berechnet werden. Dass die Sterbefallzahlen durch bestimmte Ereignisse wie einen Krieg oder eine Pandemie dann von den zu erwartenden Zahlen abweichen, lässt sich anhand von Vergleichsjahren gut feststellen.

Verwendete Quellen:

  • ACP Journals: Historically High Excess Mortality During the COVID-19 Pandemic in Switzerland, Sweden, and Spain
  • Statistisches Bundesamt: Corona-Pandemie führt zu Übersterblichkeit in Deutschland, Pressemitteilung vom 9. Dezember 2021
  • Ifo Institut: Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie
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