Evolution statt Revolution: Der Brooks Ghost 16 trägt die DNA seiner Vorgänger in sich, wurde aber punktuell sinnvoll überarbeitet. Er läuft sich jetzt eine Spur weicher.
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Am 5. Juni war der Global Running Day. Und den Tag des Laufens hat Brooks gleich auf doppelte Weise zelebriert: Zum einen stellte die Marke am Firmensitz in Münster die neueste Version des Kassenschlagers Brooks Ghost vor, nämlich die 16. Version, die wir und die anderen Gäste im Anschluss an die technische Präsentation auf dem neuen Strava-Segment rund um den See im Industriepark auch auf Tempohärte testen konnten. Zum anderen beerdigte Brooks den alten Marketing-Claim und gebar einen neuen – doch dazu am Ende mehr.
DNA bleibt dieselbe: neutrale Dämpfung, komfortables Laufgefühl
Alle Fans der bisherigen Ghost-Modelle seien beruhigt: Von einem Umbruch, ja einer Revolution blieb der Klassiker unter den neutralen Dämpfungsschuhen verschont. Mit der 16. Version stellte der amerikanische Hersteller Brooks aus Seattle wieder unter Beweis, dass der Laufschuh mit Augenmaß weiterentwickelt wurde, ohne seine DNA zu verlieren. Schließlich wissen die Kundinnen und Kunden den neutralen Support, die ausgewogene Dämpfung und das angenehme Laufgefühl zu schätzen, was den Ghost im stationären wie Online-Handel zum mit Abstand meistverkauften Laufschuh in Deutschland macht. Zu diesem Ergebnis kam eine Erhebung des Marktforschungsinstituts Circana, die den Ghost viele Prozentpunkte vor dem Glycerin und der Asics-Konkurrenz Gel-Nimbus und Gel-Cumulus verortet.
Ghost 16 bekommt den softeren Schaum vom Glycerin 20 und 21
Ob auch die 16. Auflage des Ghost ein voller Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Das Entwicklungs-Team hat unserer Ansicht nach jedenfalls sinnvolle Veränderungen vorgenommen. Da wäre zunächst einmal die neue Zwischensohle zu nennen. Der DNA LOFT ist unter den Brooks-Materialien der weichste Zwischensohlenschaum; im Ghost 15 kam noch die Version 2, v2, zum Einsatz – anders als beim High-End-Produkt Glycerin, das in den Modellen 20 und 21 bereits den DNA LOFT v3 verarbeitet hatte: Die Weiterentwicklung des Stickstoff-injizierten EVA-Schaums läuft sich spürbar softer als beim Ghost 15. Doch natürlich nicht so weich, wie viele Schuhe, die die wachsende Nachfrage nach Max-Cushioning-Laufschuhen bedienen: Hierfür hat Brooks ja mit dem Ghost Max quasi ein Spin-off kreiert, und auch der Glycerin 21 läuft sich insgesamt noch etwas weicher. Durch das neue, großzellig schäumende Zwischensohlenmaterial wiegt der Ghost 16 sage und schreibe 17 Gramm weniger als der Ghost 15 und das, obwohl er 1 mm höher aufbaut. An der bekannten Sprengung von 12 mm hat sich hingegen nichts geändert.
Auch beim Obermaterial ließ Brooks Evolution walten: Das Air Mesh hat gröbere Poren als das Vorgängermodell. Dadurch soll der Schuh noch luftdurchlässiger, noch atmungsaktiver geworden sein. Das hat – natürlich – keine Implikationen auf den gewohnt sicheren Sitz des Schuhes am Fuß. Fersenkragen und Zunge sind weich gepolstert, die Ferse wird von der Spange sanft fixiert, sodass keine Reibung entsteht. Insgesamt, betonte Brooks bei der Präsentation des Schuhes, kämen von Ghost zu Ghost immer mehr recycelte Materialien zum Einsatz, wodurch der CO₂-Abdruck stetig sinke. Brooks darf damit werben, dass der Schuh CO₂-neutral ist, weil sie Kompensationen leisten, das übrigens bereits seit der Version 14.
Langlebigere Sohle, die flexibler auf den Untergrund reagiert
Auch durch langlebigere Materialien lässt sich etwas für die Umwelt tun. Bei der Außensohle namens "Road Tack" (Reißzwecke) wird ein Gummi aus recyceltem Siliziumdioxid verwendet, der um bis zu 50 % abriebfester geworden sein soll. Im Vergleich zum Ghost 15 konstatieren wir, dass die Flex-Kerben anders designt sind. Das soll den Fuß beim Abrollen noch mehr Flexibilität und Bewegungsfreiheit gewähren. Bewährt hat sich und geblieben ist deshalb das Segmented Crash Pad an der Ferse, das sich an der Außenkante nach vorne zieht. Es fördert für Fersenaufsetzer eine geschmeidige Landung bei jedem Schritt.
Fazit: Für wen ist der Ghost 16 geeignet?
Wie eingangs erwähnt, ist er der meistverkaufte Laufschuh in Deutschland, eben weil er ein patentes Modell ist, das sowohl für Laufeinsteiger*innen infrage kommt als auch für ambitionierte Läufer*innen, die einen neutralen, moderat dämpfenden Daily Trainer für die langsamen bzw. lockeren Dauerläufe suchen. Theoretisch kann man ihn aufgrund seines flachen Aufbaus auch für Tempotraining verwenden, wie wir bei 600- und 400-Meter-Intervallen auf der Tartanbahn getestet haben; doch für diese Einsatzgebiete hat Brooks mit einem Hyperion oder Hyperion Max Schuhe, die sich noch dynamischer laufen. Wer vorwiegend auf Läufe zwischen einem und 30 Kilometern aus ist, der bekommt mit dem Ghost 16 einen sehr guten Allrounder, der Spaß bereitet.
Nachwort: Von der Freude am Laufen zur Kraft des Laufens
Von "Run happy" will Brooks ab jetzt aber nicht mehr sprechen. Marketing Managerin Lara Hasagic stellte am Tag des Laufens den neuen Slogan vor. Das "Run happy" habe in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts die Freude am Laufen transportiert, doch das treffe nicht mehr den Zeitgeist. Die 2020er-Jahre stünden mehr im Zeichen des "Power of Run". Viele Läuferinnen und Läufer, die im Training an und über ihre Grenzen hinausgehen, würden die Erfahrung machen, dass das Laufen auch mal weh tue, auch mal Überwindung koste und dafür sei der neue Slogan inklusiver: "Let’s run there" verkörpere Gemeinschaft, einen Aufruf, Sport zu treiben, um "dorthin" zu kommen: an ein Zeitziel, einen Ort, ein Gefühl. Vielleicht ja im Ghost 16.
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