• Lieber keine Mund-zu-Mund-Beatmung bei der Reanimation: Dieser Rat für Erste Hilfe in Pandemiezeiten sorgt mitunter für Empörung.
  • Doch keine Sorge, Wiederbelebung geht auch ohne Beatmung.
  • Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

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Herzdruckmassage und Atemspende: Aus diesen beiden Bestandteilen sollte eine Wiederbelebung bei einem Herz-Kreislaufstillstand eigentlich immer bestehen.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie schreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) allerdings: In der aktuellen Situation sollten Laien auf die Mund-zu-Mund-Beatmung verzichten und nur die Herzdruckmassage durchführen, bis der Rettungsdienst übernimmt.

Aber erhöht eine Wiederbelebung ohne Atemspenden überhaupt die Überlebenschancen des Betroffenen? Ja, sagen Experten. Wobei es Situationen gibt, in denen auf eine Mund-zu-Mund-Beatmung generell nicht verzichtet werden sollte. Die Fachleute erklären außerdem noch wichtige Reanimations-Grundregeln für den Ernstfall.

Ohne Atemspende bringt eine Wiederbelebung gar nichts.

Bewertung: In dieser Pauschalität falsch.

Fakten: Im Grundsatz besteht die Wiederbelebung laut DRK aus Herzdruckmassage und Atemspende, und zwar im Verhältnis 30 zu 2 - also dreißigmal Drücken, zweimal Beatmen. "Das ist die effizienteste Herangehensweise und wird so gelehrt", sagt der Erste-Hilfe-Experte Marcus Aust vom DRK.

Doch in Corona-Zeiten haben viele Menschen Vorbehalte vor der Mund-zu-Mund-Beatmung und trauen sich deshalb vielleicht im Fall der Fälle keine Wiederbelebung zu. "Dann obliegt es der Person, nur die Herzdruckmassage durchzuführen", sagt Aust.

Andere Fachorganisationen empfehlen das schon seit Jahren. Laien sollten die Mund-zu-Mund-Beatmung weglassen, schreibt zum Beispiel die Herzstiftung. Eine Ausnahme seien etwa Herz-Kreislaufstillstände durch Ertrinken. In solch einem Fall könnten zusätzliche Atemspenden für die Überlebenschancen wesentlich sein.

Wissen auffrischen

DRK-Fachmann Aust plädiert in nicht-pandemischen Zeiten prinzipiell für die Mund-zu-Mund-Beatmung als Bestandteil bei der Wiederbelebung. "Wir lehren die Beatmung und wünschen uns von Helfenden auch, das zu versuchen."

Bei einem Erste-Hilfe-Kurs werden die dafür notwendigen Handgriffe und die korrekte Technik vermittelt - auch darum ist es empfehlenswert, regelmäßig an so einem Kurs teilzunehmen und das Wissen rund um die Reanimation aufzufrischen.

Wie effizient die Atemspende in der Praxis ist, hängt aber von unterschiedlichen Faktoren ab. "Die Luft, die man zur Verfügung stellt, muss natürlich runter in die Lunge", sagt Aust. Wenn der Kopf der bewusstlosen Person nicht genug überstreckt ist oder etwa Barrieren im Mund-Rachenraum sind, kann das gestört werden.

Drücken ist immer unverzichtbar

Wenn die Atemspende aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, sollte man zumindest durchgehend die Herzdruckmassage machen. "In so einem Fall würde man sagen: "Drück einfach so gut es geht!"", sagt Aust.

Die Herzdruckmassage ist tatsächlich der unverzichtbare Teil der Wiederbelebung. Die Hände übernehmen die Funktion des Herzens, sagt Prof. Bernd Böttiger von Deutschen Rat für Wiederbelebung. "Es reicht bei Erwachsenen für die ersten Minuten in aller Regel aus, nur zu drücken, weil noch ausreichend Sauerstoff im Körper ist."

Bei Kindern am besten mit Atemspenden starten

Wichtig: Bei Kindern ist das anders. Hier gilt, dass man mit fünf Atemspenden startet und dann den empfohlenen Ablauf von jeweils dreißigmal Drücken und zwei Atemspenden befolgt, so Böttiger.

Bei Kindern sei die Ursache für einen Kreislaufstillstand nämlich meist Asphyxie, "also eine Art Ersticken", begründet der Fachmann. Das heißt: Da sei kein Sauerstoff mehr im ganzen Körper.

Zugleich stellt Böttiger klar, dass auch bei Kindern der Grundsatz gilt: Wer nicht beatmen kann oder möchte, sollte zumindest den Notruf wählen und dann die Herzdruckmassage durchführen. "Das ist immer noch besser als nichts tun." Dem Experten zufolge ist ein Kreislaufstillstand bei Kindern extrem selten.

So geht die Herzdruckmassage

100 bis 120 Mal pro Minute sollte man auf dem Brustbeinknochen kräftig nach unten drücken und entlasten - der Druckpunkt ist bei Männern und Frauen mittig zwischen beiden Brustwarzen zu finden. Als Hilfe kann man während der Reanimation den Song "Stayin' alive" der Bee Gees mitsummen, der hat genau den richtigen Takt.

Wichtig ist: Kräftig drücken, damit das Blut durch den Körper gepumpt wird. Fünf bis sechs Zentimeter tief, das ist ideal. Schmalere Smartphones wie das iPhone SE sind etwa so breit.

Ohne Unterbrechung drücken

"Die Herzdruckmassage macht man ununterbrochen, bis der Notarzt da ist", sagt Böttiger. Idealerweise sind mehrere Menschen dabei und wechseln sich ab. Denn das Drücken wird auf Dauer anstrengend.

Ist ein automatisierter Defibrillator (AED) in der Nähe, was etwa in Sporthallen oder öffentlichen Gebäuden oft der Fall ist, kann einer das Gerät holen und einsatzbereit machen. Die anderen müssen die Herzdruckmassage ohne Unterbrechung fortsetzen.

Das AED-Gerät kann kontrollierte Stromstöße abgeben und ist für den Einsatz bei einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand konzipiert. Es verfügt über eine Sprachfunktion, die Nutzer anleitet, und kann damit auch von medizinischen Laien bedient werden.  © dpa

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