Die Popularität von Yoga wächst seit vielen Jahren - und einige erwachsene Yogis wollen auch Kinder für den Sport begeistern. Worauf Sie beim Yoga für Kinder achten sollten.
Yoga, so denken viele Erwachsene, ist der perfekte Sport: Ohne viel Schnickschnack und benötigtes Zubehör stellt Yoga den idealen Ausgleich zum stressigen Alltag zwischen Arbeit und Haushalt dar. Doch auch Kinder kommen mit dem Sport vermehrt in Berührung, sei es durch die eigenen Eltern, im Kindergarten, in der Schule oder über Youtube-Channel. Es gibt eine eigene Zusatzausbildung zum Kinderyogalehrer und in einigen Schulen oder auf Freizeiten werden Yoga-Schnupperkurse angeboten.
Kein Wunder eigentlich, wo die Sportart kleine Yogis doch auch intensiv in ihrem natürlichen Bewegungsdrang und dem Hang zum körperlichen Erleben unterstützt. Außerdem leiden heutzutage bereits Grundschulkinder unter zunehmendem Schulstress, Leistungsdruck und der Reizüberflutung durch moderne Medien, von fehlender Bewegung mal ganz zu schweigen. Yoga scheint dabei ein guter Ausgleich zu sein. Doch ist Yoga wirklich für Kinder geeignet oder birgt der Sport auch Gefahren?
Ab welchem Alter ist Yoga für Kinder geeignet?
Eine strikte Altersgrenze suchen Eltern beim Yoga vergebens. Obwohl sich die meisten Yogaschulen auf Kursteilnehmer ab dem Kindergartenalter konzentrieren, können eigentlich schon die Kleinsten von einfachen Übungen profitieren: Direkt nach der Geburt können Säuglinge ihre Mütter in spezielle Yogakurse begleiten. Die Ruhe und Freude der Mutter kann sich dabei intuitiv auf das Kind übertragen. Bis zum Alter von drei Jahren empfiehlt es sich, gemeinsam das Mutter-Kind-Yoga zu besuchen. Hier übt die Mutter wie gewohnt Yoga, während das Kleinkind sie dabei spielerisch nachahmt.
Ab einem Alter von drei Jahren bieten viele Yogaschulen erste Kurse für Kinder an, beispielsweise in Kindergärten oder Kitas. Die eigentliche Hauptzielgruppe für Kinderyoga dürfte hingegen zwischen dem siebten und elften Lebensjahr liegen: Hier sind besonders spielerische und fantasievolle Formen in Kombination mit Märchen, Musik oder meditativen Fantasiereisen gefragt.
Ab einem Alter von zehn Jahren geht das Kinderyoga schon langsam ins Erwachsenenyoga über, stellt einfache Grund-Yogaübungen vor und wandelt diese unter Umständen kindgerecht ab.
Zwischen zwölf und 18 Jahren können Yogis dann Kurse des Jugendlichen-Yogas besuchen, welche vor allem von dynamischen Asanas und tiefer Entspannung geprägt sind.
Ideen des Yogas für Kinder
Im Vergleich zum Erwachsenenyoga sind Stunden für Kinder nicht nur deutlich kürzer (je nach Alter zwischen 30 und 60 Minuten), sondern auch spielerischer angelegt. Besonders die Einbettung der verschiedenen Körperhaltungen in Geschichten erleichtert Kindern, sich darauf einzulassen. Gleiches gilt für die Verbindung mit Wettbewerben.
Bis zu einem gewissen Alter verfügen Kinder über eine blühende Fantasie. Für die aus der Tier- und Pflanzenwelt entlehnten Yoga-Übungen hat diese Tatsache einen entscheidenden Vorteil: Kinder "üben" nicht die Kobra oder den Hund, sondern sie "sind" eben diese Tiere. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die einzelnen Yogastunden möglichst abwechslungsreich aufzubauen. Bei der Kombination aus Körper-, Atem- und Entspannungsübungen, aber auch kreativen Elementen wie Malen, Singen oder Tanzen sind der Fantasie grundsätzlich keine Grenzen gesetzt.
Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass Kinder sehr unterschiedlich lernen und dabei auf unterschiedliche Sinne zurückgreifen. Deshalb ist es ratsam, möglichst alle Sinne gleichermaßen anzusprechen, beispielweise durch die Verwendung ätherischer Öle für den Geruchssinn, den Einsatz von Musik und Klangschalen für das Gehör, Massagen für den Tastsinn sowie Zeichnungen oder Mandalas als visuellen Input.
Ferner lernen Kinder am besten zusammen in der Gruppe oder mit einem Partner. Ebenso sollte die Bedeutung von sich wiederholenden Ritualen wie beispielsweise der Sonnengruß in Kombination mit einem sich wiederholenden Text nicht unterschätzt werden. Beachtet man dies, gelingt es einem bestenfalls, den Kindern spielerisch etwas über typische Yoga-Themen wie Dankbarkeit, Frieden oder Akzeptanz zu vermitteln.
Ist Kinderyoga gefährlich?
Im Großen und Ganzen können Yoga-Übungen für Kinder bedenkenlos praktiziert werden. Da Yoga nur mit dem eigenen Körper arbeitet, ist das Verletzungsrisiko im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten sogar deutlich geringer.
Dennoch gibt es zwei Dinge zu beachten:
- Zum einen befindet sich der Kinderkörper noch in der Entwicklung. Übermäßige Kraftanstrengungen oder Dehnungen sollten deshalb vermieden werden. Sofern die Übungen allerdings in einem spielerischen Kontext angeleitet werden, können auch einzelne fortgeschrittene Asanas eingebaut werden.
- Zum anderen laden viele Kinderyogaübungen zum Körperkontakt ein. Hier ist es besonders wichtig - auch jenseits von Corona - dass dies mit der nötigen pädagogischen Distanz geschieht. Insbesondere deshalb empfiehlt es sich, auf einen qualifizierten Kinderyogalehrer zu setzen. Dieser hat in der Regel eine professionelle Ausbildung durchschritten und ist sich der theoretischen Grundlagen zur kindlichen Anatomie, aber auch der pädagogischen Herausforderungen bewusst.
Sollte sich Ihr Kind in therapeutischer oder ärztlicher Behandlung befinden, ist es ratsam, den Lehrer vorab darüber zu informieren und gegebenenfalls auch mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten Rücksprache über die Teilnahme an der Yogastunde zu halten.
Die Wirkung von Yoga für Kinder
Gerade Kinder können in ihrer körperlichen wie seelischen Entwicklung von einem Yogakurs profitieren. Werden Yoga und andere Übungen, wie zum Beispiel Malen und Singen, kombiniert, kann dies die sprachlichen und kreativen Fähigkeiten spielerisch fördern.
Allgemein kann sich Yoga positiv auf das Verhalten und die Leistungen des Kindes in der Schule auswirken, denn es fördert Geduld, Konzentration und Aufmerksamkeit. Außerdem lernen Kinder, sich zu entspannen und ihre Gedanken zu beruhigen, was sie beim Abbau von Angst und Aggressionen unterstützen kann. Auch zu einem besseren Schlaf kann dies verhelfen.
Darüber hinaus fördert Yoga, wie jede andere Sportart, die Kondition und hilft beim Muskelaufbau. Körperlichen Leiden wie Kopf- oder Rückenschmerzen, aber auch Haltungsschäden kann dadurch vorgebeugt werden. Außerdem kann Yoga mit seinen Bewegungen und Dehnungen die Verdauung verbessern sowie das individuelle Körpergefühl positiv prägen, was sich wiederum positiv auf das Selbstbewusstsein des Kindes auswirkt.
(tsch)
Verwendete Quellen:
- Kinderyogawelt: "Yoga tut Kindern besonders gut. Und macht ihnen viel Spaß!"
- Yogakinder: "Positive Effekte"
- Patrick Broome: "Yoga für unsere Kleinen und Kleinsten"
- Ronis Yogastudio: "Was ist Kinder Yoga?"
- Yoga Vidya: "Kinderyoga - Alles rund um Yoga für Kinder und Jugendliche"
- Yoga Vidya: "Kinderyoga Übungen"
- Brigitte: "Yoga für Kinder: Alles Wissenswerte im Überblick"
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