Schon vor Beginn der Corona-Krise haben Frauen die Qualität ihrer Partnerschaften schlechter bewertet als Männer. Die Pandemie verstärkte diese Einschätzung dann noch, wie eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) zeigt.
"Einmal insgesamt betrachtet, wie bewerten Sie Ihre Partnerschaft?" Diese Frage stellt das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) im Rahmen des Deutschen Alterssurvey (DEAS) regelmäßig Menschen, die in einer Beziehung sind. Auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) sollen die Befragten dann ihre Partnerschaftsqualität bewerten.
Auswertungen zeigen nun, dass die Qualität von Beziehungen während der Corona-Pandemie zeitweise belastet war. Wie das DZA in einer Pressemitteilung berichtet, sind Frauen zudem nach der Pandemie nicht mehr so zufrieden in ihren Partnerschaften wie noch zuvor.
Für die Studie wurden drei Altersgruppen befragt: 42- bis 59-Jährige, 60- bis 69-Jährige und 70- bis 94-Jährige. Das Jahr 2017 diente dabei als Referenzjahr. Die Auswertung stützt sich auf die Angaben von 2.697 Personen.
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Beziehungen durch Corona-Pandemie negativ beeinflusst
Für die aktuellen Ergebnisse wurden die Angaben aus dem Jahr 2017, dem Sommer 2020 und dem Winter 2020/21 verglichen. "Wenig überraschend, bewerteten im Sommer 2020, also wenige Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie, viele Menschen die eigene Partnerschaftsqualität kritischer als vor der Pandemie", schreibt das DZA. Die Gründe dafür seien
- wirtschaftliche (z. B. Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit)
- familiäre (z. B. eingeschränktes Kinderbetreuungsangebot)
- oder soziale Belastungen (z. B. durch Kontaktbeschränkungen).
Trotz der Probleme, die die Corona-Pandemie für Beziehungen mit sich brachte, gingen viele Paare gestärkt aus der schwierigen Zeit heraus. Partnerschaften zeichneten sich durch hohe Belastbarkeit aus, heißt es in dem Bericht weiter. Denn schon im Winter 2020/21 stieg der Anteil von Personen wieder, die ihre Beziehung als (sehr) gut bezeichneten. Die Partnerschaftsqualität war damit fast wieder auf dem Niveau von 2017.
Pandemie belastete Beziehungen von Menschen im mittleren Lebensalter mehr als ältere Menschen
Unterschiedliche Einschätzungen der Beziehung zeigen sich vor allem je nach Alter und Geschlecht der Befragten. Zwar wurde die Qualität der Partnerschaft im Sommer 2020 in allen Altersgruppen seltener als (sehr) gut bewertet als noch im Jahr 2017. Am größten war die Abnahme mit 13 Prozent jedoch bei Studienteilnehmenden zwischen 42 und 59 Jahren. "Zum Vergleich: Bei den 60- bis 69-Jährigen und den 70- bis 94-Jährigen hat sich dieser Anteil im selben Zeitraum nur jeweils um etwa sieben Prozentpunkte verändert", heißt es in dem Bericht.
Was sich daraus schließen lässt: Die Corona-Pandemie war wohl für Menschen im mittleren Lebensalter eine besondere Herausforderung für deren Beziehungen.
Frauen schätzen Partnerschaftsqualität schlechter ein als Männer
Schon vor Beginn der Pandemie schätzten Frauen den Zustand ihrer Beziehung schlechter ein als Männer. So gaben im Jahr 2017 6,6 Prozent der Frauen an, die Partnerschaft als schlecht zu empfinden, während es bei Männern 3,9 Prozent waren. Dieser Trend verschärfte sich während der Pandemie sogar noch. 88,1 Prozent der Männer bewerteten ihre Beziehung im Sommer 2020 als gut oder sehr gut, jedoch nur 80,8 Prozent der Frauen.
Auch mit Abklingen der Corona-Krise sahen einige Frauen weiterhin eher schwarz für ihre Partnerschaft. "Während 95 Prozent der Männer die eigene Partnerschaft wieder positiv betrachteten, kamen nur 90,7 Prozent der Frauen zu einem guten oder sehr guten Partnerschaftsurteil."
Die Expertinnen und Experten des DZA haben auch eine Vermutung, warum das so ist: "eine Tendenz zur Retraditionalisierung der Geschlechterrollen". In Pandemie-Zeiten waren Kitas und Schulen zeitweise geschlossen. Auch in der stationären und ambulanten Pflege gab es Einschränkungen. Noch immer kümmern sich in vielen Haushalten Frauen mehr als Männer um die Kinderbetreuung sowie die Pflege Angehöriger.
Dieser gestiegene Bedarf an sogenannter Care-Work "dürfte auch zum Auseinanderdriften der wahrgenommenen Partnerschaftsqualität beigetragen haben, das über den ersten Pandemie-Schock hinausgeht".
DZA wirbt für gleichberechtigte Aufgabenverteilung
Eine Vielzahl von Studien würde bereits belegen, dass eine gute Partnerschaft einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat, berichtet das Robert-Koch-Institut. Wer in seiner Beziehung zufrieden ist, fühlt sich weniger einsam, hat ein gesteigertes Wohlbefinden und fördert so auch seine mentale und physische Gesundheit.
Angesichts der Untersuchungsergebnisse fasst das DZA zusammen: "In Anbetracht dessen, dass zufriedenstellende Partnerschaften eine bedeutsame Quelle für Gesundheit und Wohlbefinden darstellen, zeichnet sich hier weiterhin ein Bedarf an gleichberechtigter Aufgabenverteilung in Paarbeziehungen und Familien ab, die sich auch in Krisenzeiten bewähren muss."
Deutscher Alterssurvey gibt Einblick ins Älterwerden
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Männern und Frauen, die sich in der zweiten Lebenshälfte befinden.
Da sie bereits seit 1996 durchgeführt wird und die Teilnehmenden auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt werden, ermögliche die Umfrage "einen umfassenden Einblick in das Älterwerden und die Lebenssituationen von Menschen in der zweiten Lebenshälfte", so das DZA. Insgesamt haben bereits mehr als 20.000 Personen an der Studie teilgenommen.
Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung des DZA: "In der Pandemie zeigt sich bei Frauen eine ungünstigere Entwicklung der Partnerschaftsqualität als bei Männern"
- dza aktuell deutscher alterssurvey (Heft 01/2023): "Partnerschaftsqualität in der Corona-Pandemie: Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind in ihren Paarbeziehungen anpassungsfähig"
- Robert-Koch-Institut: Journal of Health Monitoring, 2019 4(4)
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