Wann beginnt Fremdgehen? Mit Fremdflirten, einem Kuss oder schon der Anmeldung bei einer Dating-Plattform? So sehen es die Deutschen.

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Die Deutschen sind beim Thema Fremdgehen einer Umfrage zufolge toleranter geworden. Das zeigt eine Umfrage der Dating-App Parship und des Marktforschungsinstituts Innofact. Sie ist den Angaben nach repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.

Während bei einer früheren Parship-Umfrage Anfang 2018 noch 97 Prozent der Befragten eine langfristige Affäre als Untreue ansahen, waren es im Mai dieses Jahres 85 Prozent. Ähnlich sank die Bewertung von One-Night-Stands von 96 Prozent auf 82 Prozent. Besonders deutlich zeigt sich die mildere Einstufung beim Bordellbesuch: Vor sechs Jahren sahen 91 Prozent darin Betrug, in der aktuellen Befragung nur noch 67 Prozent.

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Fremdknutschen und Dating-Apps milder eingestuft

Auch beim Küssen außerhalb der Beziehung sind die Deutschen laut der Umfrage lockerer geworden. 2018 betrachteten 81 Prozent Fremdknutschen als Untreue, 2024 waren es nur noch 57 Prozent. Frauen bewerten das Thema aber strenger als Männer: 64 Prozent der Frauen empfinden der aktuellen Studie zufolge Küssen als Betrug, dasselbe gilt nur für jeden zweiten Mann (49 Prozent).

Bei Seitensprung-Portalen zeigt sich ein ähnlicher Trend: Vor sechs Jahren betrachteten 87 Prozent die Anmeldung bei Dating-Apps als Fremdgehen, im Mai dieses Jahres waren es 63 Prozent. Männer sind auch hier lockerer unterwegs: Für 55 Prozent ist die Nutzung kein Betrug, während 71 Prozent der Frauen dies klar als Untreue werten.

Woran könnte es liegen, dass weniger Menschen diese Verhalten als Untreue einstufen? "Ich beobachte in meiner Arbeit als Paartherapeut eine zunehmende Differenzierung zwischen emotionaler und körperlicher Treue", erklärt Eric Hegman, Parship-Studienbegleiter, Paartherapeut und Single-Coach.

"Es geht bei der Frage der Treue um Sicherheit: 'Bin ich deine Priorität? Kann ich mich auf dich verlassen? Verzichtest du zugunsten unserer Verbindung auf alles, das diese gefährdet könnte?' ", sagt Hegman. "Paare, die vor diesem Hintergrund über ihre Bedürfnisse verhandeln, einigen sich häufig darauf, dass körperliche Erfahrungen in Außenbeziehungen die Sicherheit einer tiefen emotionalen Verbindung nicht bedrohen müssen. Sie sagen, die emotionale Treue ist unser Gradmesser."

Gen Z strikter als ältere Generationen

Die Jüngeren sind dagegen den Studienergebnissen zufolge bei manchen Aspekten strikter. So ist zum Beispiel für 75 Prozent der 18- bis 29-Jährigen die Anmeldung auf einer Dating-App, um Treffen zu vereinbaren, Fremdgehen. Für die 60- bis 69-Jährigen gilt das nur für 54 Prozent.

Und während heimliche Treffen ohne sexuellen Kontakt von 53 Prozent aller Befragten als Untreue bewertet wurden, betrachten 64 Prozent der Generation Z solche Treffen als Untreue. Im Vergleich dazu sehen das nur 38 Prozent der Befragten im Alter von 60 bis 69 Jahren genauso.

Für die Online-Erhebung wurden im Mai 2024 im Auftrag von Parship 1.008 Personen aus Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren zum Thema Fremdgehen befragt. Die Ergebnisse wurden den Angaben zufolge mit einer repräsentativen Studie aus Januar 2018 mit 1.025 Befragten verglichen. (dpa)

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