Von der Dekoration bis zum Unterhaltungsprogramm: Im Schnitt geben Brautpaare für ihre Hochzeit in Deutschland über 15.000 Euro aus. Für die einen ist das Wahnsinn, für die anderen gehört es nun mal dazu. Ein Besuch auf einer Hochzeitsmesse zeigt, was es für eine gute Hochzeit braucht – oder vielleicht auch nicht.

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Knallpinke Luftballons stechen einem beim Betreten der Messehalle als Erstes ins Auge. Die "TrauDich!"-Messe findet seit 1994 in sieben deutschen Großstädten statt. Tausende Brautpaare sind hier auf der Suche nach Inspiration für ihren großen Tag.

Es ist Sonntag, kurz vor 10 Uhr morgens, und die ersten aufgeregten Besucherinnen und Besucher – hauptsächlich Besucherinnen – stehen schon in der Schlange und warten darauf, endlich auf die Stände losgelassen zu werden.

Jedem Messebesucher wird ein Programmheft sowie eine pinke Tüte voller Flyer überreicht. Praktisch, wie sich im Laufe des Vormittags zeigt, denn an beinahe jedem der 143 Stände bekommt man irgendetwas in die Hand gedrückt.

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Die Stimmung ist um diese Uhrzeit noch eher ruhig. Die meisten Paare holen sich erst einmal ihr Gratis-Eis ab, das den ersten 50 Besuchern versprochen wurde, andere studieren den Übersichtsplan.

Einfach nur gucken gestaltet sich dann jedoch schwierig. Sofort werden die Paare in ein Gespräch verwickelt und es dauert keine halbe Stunde, dann haben viele bereits fünf verschiedene Tütchen mit Visitenkarten, Rabattgutscheinen, Süßigkeiten und weiteren Giveaways, die ihnen eine Traumhochzeit garantieren sollen, am Arm hängen.

Vom Zauberer bis zur schwarzen Hochzeitstorte

"TrauDich!"-Messe
Die Aussteller wollen zeigen, was sie drauf haben. © 1&1 Mail & Media/Malina Köhn

Zukünftige Ehepaare werden hier mit allem versorgt, was sie brauchen – und auch mit Dingen, von denen sie noch gar nicht wussten, dass sie sie "brauchen". Ein junges Paar, das noch nicht einmal verlobt ist, aber "trotzdem einfach schon mal gucken" wollte, erzählt, dass sie von dem Zauberer ganz begeistert seien.

Oder wie wäre es, wenn der Brautstrauß auf ewig halten würde? Er lässt sich nämlich in einem 30 Zentimeter hohen 3-D-"JA" aus Glas für immer aufbewahren. Paare können sich zeichnen oder ihre Namen in riesige Holzbretter gravieren lassen. Ein Stand schlägt eine 7-stöckige, schwarze Hochzeitstorte vor, die mit weißen Rosen dekoriert ist – das Design erinnert zwar eher eine Beerdigung, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

"Wir sind ein bisschen überfordert"

Gegen 11 Uhr füllt es sich zunehmend. "Sonntag ist Messetag", erklärt die Geschäftsführerin eines Brautmodeladens. Klar, dass dann auch ein DJ gerne zeigen möchte, was Paare bei einer Buchung von ihm bekommen. Er spielt "Ain't nobody" und tanzt dazu hinter seinem Pult.

Eigentlich ein Gute-Laune-Garant, aber am Sonntag um diese Uhrzeit dann doch ein bisschen viel – besonders in der Kombination mit den Discolichtern an seinem Stand.

Am Rande des Trubels steht ein junges Paar, das sich aneinander festhält und etwas überwältigt wirkt. "Wir sind ein bisschen überfordert", geben sie zu - und erklären, sie hätten noch gar keine Pläne für ihre Hochzeit.

Tipps vom Profi

Wo fängt man dann am besten an? Diese Frage stellen sich vermutlich nicht nur die beiden. Die Antwort liefert eine Hochzeitsplanerin in einem Setting, das so aufgebaut ist, als wären die Zuhörer die Hochzeitsgäste und die Rednerin das Brautpaar.

"TrauDich!"-Messe
Hier werden die Vorträge auf der "TrauDich!"-Messe gehalten. © 1&1 Mail & Media/Malina Köhn

Ihre drei besten Tipps hier für Sie zusammengefasst:

  • Planen Sie in Ihr Budget 10 bis 15 Prozent Puffer für "unvorhersehbare Kosten" ein.
  • Legen Sie eine eigene E-Mail-Adresse für die Planung an, sodass Sie und Ihre bessere Hälfte gemeinsam darauf zugreifen können und nicht im Mail-Chaos versinken.
  • Schließen Sie eine Haftpflichtversicherung ab, die Events abdeckt.

Unter den Zuhörern befindet sich auch eine Frauengruppe. Den Zukünftigen hätten sie daheim gelassen, "das hier wäre nicht so seins", erklärt die Braut in spe. Kein Wunder, denn die ganze Messe ist ein Stereotyp: Alles ist pink, glitzert, voller Blumen und aus den Ecken ertönen Ed-Sheeran-Songs.

Eine Hochzeitsplanerin haben sie nicht, doch die Planungen sind dennoch so gut wie abgeschlossen. 120 Gäste sind geladen. Für den großen Tag planen sie insgesamt 20.000 Euro auszugeben. Wer nun denkt, dass das eine absolute Giga-Luxus-Hochzeit wird, täuscht sich.

"Alles, was mit Hochzeit zu tun hat, ist halt sofort schweineteuer."

Besucherin der Hochzeitsmesse

"Am Anfang dachten wir, wir kommen mit weniger Geld aus. Aber dann haben wir recherchiert und gemerkt, wie groß die Preisspannen sind", berichtet ein weiteres Paar. Die beiden laden "nur" 40 Personen zu ihrer Hochzeit ein und rechnen dennoch mit 10 bis 15.000 Euro. Der Bräutigam hätte zudem noch gerne ein Feuerwerk – er liebt Feuerwerke – doch das sei budgettechnisch leider nicht mehr drin.

"Alles, was mit Hochzeit zu tun hat, ist halt sofort schweineteuer", fasst es eine Frau gegenüber ihren Freunden treffend zusammen. Ist es das wert? Das muss am Ende wohl jedes Paar für sich selbst beantworten.

Hintergrundinformation

  • Die Autorin besuchte am Sonntag, dem 20. Oktober 2024, die Messe "TrauDich!" im MTC world of fashion in München.

Verwendete Quellen

Papierhochzeit, Knoblauchhochzeit und Co.: Diese skurrilen Ehe-Jubiläen gibt es

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Der zehnte Hochzeitstag wird als Rosenhochzeit bezeichnet. Paare, die 20 Jahre verheiratet sind, feiern Porzellan-Hochzeit, nach 25 Jahren steht die Silberhochzeit an und nach 50 Jahren die Goldene Hochzeit. Doch es gibt noch viele Jubiläen mehr, teilweise haben diese sehr skurrile Namen.
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