Wenn Paare sich trennen, hinterlassen sie nicht selten einen Scherbenhaufen. Sind Kinder beteiligt, ist dieser ungleich größer. Mit Feingefühl und Verständnis kann es aber Eltern und Kindern gelingen, eine Scheidung unbeschadet zu überstehen.

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Scheidung – wie sage ich es meinem Kind?

Eines vorweg: Ein Kind aus Beziehungskrisen herauszuhalten, ist nicht möglich. "Kinder haben oft viel feinere Antennen, als wir es ihnen zutrauen", sagt auch Eva-Maria Popp, Diplompädagogin und Autorin von "Das Scheidungs-Entscheidungsbuch". So spüren Kinder meist schon, dass eine Trennung ansteht, bevor die Eltern endlich den Mut finden, mit den Kindern zu sprechen.

Die richtigen Worte zu finden ist nicht leicht, denn schließlich bedeutet die Trennung mit Kind nicht nur für die Eltern einen großen Einschnitt. Wie genau die Trennung dem Nachwuchs mitgeteilt wird, hängt auch von dessen Alter ab.

Trennung der Eltern mit Kind im Kleinkindalter

Vor allem für kleine Kinder bedeutet eine Trennung der Eltern Existenzängste, denn sie sind auf den Schutz der Erwachsenen noch stark angewiesen. Sätze wie "Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb" sind fatal. Gerade kleine Kinder können durch solche Aussagen die Angst entwickeln, dass auch die Liebe zu ihnen irgendwann einfach so und für sie unverständlich abnimmt.

Besser sind bei kleineren Kindern Vergleiche, schlägt Eva-Maria Popp vor. "Der Junge in der Kita, mit dem das eigene Kind gerne spielt, mit dem es aber dennoch immer wieder einmal zum Streit kommt, ist ein gutes Beispiel, um elterliche Gefühle näher zu bringen." Ganz wichtig auch bei Trennung mit Kind: Der Nachwuchs darf sich nicht schuldig fühlen an der Scheidung.

Trennung der Eltern von Kindern im Teenageralter

Teenager haben ein besseres Verständnis dafür, dass eine Trennung manchmal unvermeidlich ist. Sie sind auch häufiger in Kontakt mit Freunden, deren Eltern getrennt sind. Trotzdem bedeutet auch für sie eine Trennung einen großen Einschnitt.

Während der Pubertät identifizieren sie sich besonders mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Gerade Jungs leiden daher oft darunter, wenn der Vater auszieht. Auch im Teenageralter ist Ehrlichkeit das A und O. Aussagen wie "Es wird alles wieder gut" sind für das Kind eine Lüge, denn nur selten wird eine Scheidung rückgängig gemacht.

Trennung mit Kind: Was sollte mit den Kindern besprochen werden?

Zwar müssen nicht alle Gründe offen gelegt werden, aber die Trennung sollte dennoch nachvollziehbar sein für die Kinder. Außerdem ist es wichtig, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht weniger geliebt werden, wenn sie sich etwa bewusst dafür entscheiden, bei dem anderen Elternteil zu leben.

Gerade bei einer Scheidung wird der Wunsch älterer Kinder und Teenager vom Gericht über den Wohnort wann immer möglich berücksichtigt. Unabhängig vom Alter: Auch wenn ein Elternteil nicht mehr im Haus wohnt, sollte das Kind die Möglichkeit haben, regelmäßig Zeit mit ihm zu verbringen.

Rosenkrieg – Wenn Kinder zwischen den Stühlen sitzen

Auch Eltern sind nur Menschen. Da können Gefühle ausbrechen, insbesondere wenn die Trennung wegen häuslicher Gewalt oder zum Beispiel Drogenkonsums eines Partners geschieht. Doch auch wenn Mama oder Papa zu viel Trinken oder sich unangemessen verhalten, bleiben sie für Kinder Rollenbilder und werden geliebt. Für den jeweils anderen Partner gilt daher: Möglichst nicht schlecht vom Partner reden, aber trotzdem ehrlich sein, auch wenn es um Schwächen geht.

Schwierig wird es auch, wenn andere Familienmitglieder sich in die Trennung einmischen und beispielsweise die Schwiegermutter beginnt, schlecht über den Schwiegersohn zu reden. Auch hier sollte sowohl mit dem Kind, als auch mit allen anderen Beteiligten über das Gesagte ehrlich gesprochen werden.

Hilfe für das Kind von Außenstehenden

Scheidungen müssen für Kinder nicht traumatisierend sein. Das kann aber passieren. "Aggressionen, Verhaltensstörung und Rückschritte in frühere Entwicklungsstufen sind Warnsignale, die häufiger auftreten. Manchmal auch noch Jahre nach der Trennung", sagt Diplompsychologin Sandra Wiehle. Gerade wenn das Kind sich in einer Identifikationsphase mit einem Elternteil befindet, das wegzieht oder nicht mehr im Haus wohnt, sind diese Schwierigkeiten wahrscheinlicher. Ein Kinderpsychologe oder Familientherapeut kann helfen. Vor Gericht vertritt ein Verfahrensbeistand Kinder bei unterschiedlichen Interessen der Eltern.

Oft ist es aber auch möglich, sich Unterstützung aus dem Umfeld zu holen. Eine vertraute Tante kann dem Kind eine Stütze sein. Auch Lehrer und Erzieher sollten erfahren, wenn sich Paare scheiden lassen. Sie können dann Verhaltensveränderungen oder einen Leistungsabfall des Kindes einschätzen und entsprechend darauf reagieren.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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