Über 200.000 registrierte Corona-Infektionen klingen viel. Doch die Zahl der Neuinfektionen ist in den vergangenen Monaten dank gemeinsamer Anstrengung von Politik, Medizin und Bürgern drastisch gesunken. Entspannung ist laut RKI dennoch nicht angesagt.
Die Zahl der registrierten Infektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat die Marke von 200.000 überschritten. Seit Beginn der Coronakrise waren mindestens 200.260 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen meldete (Datenstand 16.7., 0.00 Uhr). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des RKI 534 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Aktuell sind nach Schätzungen 4.500 Menschen infiziert.
Trotz der Gesamtzahl registrierter Infektionen und einer zusätzlichen Dunkelziffer sieht die Entwicklung in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern derzeit relativ gut aus. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen stieg vor allem im März zunächst rasch und gipfelte Anfang April mit über 6.000 Meldungen pro Tag an das Robert Koch-Institut. Danach ging die Zahl zurück. Im Mai sank sie unter 1.000 und liegt derzeit meist sogar unter 500. Es kam aber zwischenzeitlich zu größeren lokalen Ausbrüchen wie im Fall des Fleischverarbeiters Tönnies im Kreis Gütersloh.
Erfolg bei der Eindämmung des Coronavirus
Der Erfolg bei der Eindämmung des Coronavirus in Deutschland beruhe auf einem Gemeinschaftswerk, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Die Politik habe auf die Wissenschaft gehört, die Gesundheitsämter, Kliniken und Arztpraxen hätten nach Kräften gearbeitet und die meisten Menschen hätten sich an die Schutzmaßnahmen gehalten. "Auch Christian Drosten (Berliner Charité) ist da sicherlich ein wichtiger Faktor, der sehr schnell Informationen über seinen Test auf seiner Webseite angeboten hat, so dass diesen viele Labore rasch umsetzen konnten."
Wichtig sei nun, dass sich die Menschen weiterhin nach der sogenannten "AHA-Formel" richten: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken - und dass die Gesundheitsämter die Infizierten wie derzeit schon rasch erkennen und ihre Kontakte nachverfolgen. In einigen Ländern wie Israel oder USA, die Corona-Maßnahmen schnell aufgehoben hatten, sind die Infektionszahlen erneut gestiegen.
Pandemie in Deutschland unterschiedlich verlaufen
Bislang verlief die Pandemie in Deutschland sehr unterschiedlich: Während Bayern bis 15. Juli insgesamt 378 Fälle pro 100.000 Einwohner zählte und Baden-Württemberg 327, waren es in Mecklenburg-Vorpommern 50 und in Sachsen-Anhalt 87. Im Bundesschnitt waren es 240 pro 100.000 Einwohner.
In Deutschland starben den RKI-Angaben zufolge bislang 9078 mit dem Virus infizierte Menschen - das sind sieben mehr im Vergleich zum Vortag. Auch die Todeszahl ist von über 250 pro Tag Mitte April stark gesunken. Bis Donnerstagmorgen hatten 186.400 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Coronavirus: R-Wert liegt bei 1,10
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 16.7., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,10 (Vortag: 1,02). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Seit Mitte Mai gibt das RKI zudem ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 16.7., 0.00 Uhr, bei 1,07 (Vortag: 0,95). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. (dpa/fra)
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