- Allein am Wochenende mussten fast 50 schwerkranke Corona-Patienten in andere Bundesländer verlegt werden.
- Die Kliniken in Sachsen, Bayern und Thüringen können die Vielzahl an COVID-19-Intensivpatienten nicht mehr stemmen.
- Der Grünen-Gesundheitsexperte Dahmen rechnet damit, dass künftig auch Verlegungen ins Ausland notwendig werden.
Bei der bisher größten Aktion zur Verlegung von Intensivpatienten sind am Wochenende knapp 50 Schwerkranke aus den Ländern Bayern, Thüringen und Sachsen in andere Bundesländer gebracht worden. Die Verlegung im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems dient der Entlastung von Intensivstationen in den drei von der vierten Corona-Welle besonders hart getroffenen Bundesländern. Die Situation auf den Intensivstationen in den Corona-Hotspots wird von Medizinern als dramatisch beschrieben. Allein in Bayern lagen am Sonntag nach Angaben des Intensivregisters mehr als 1.000 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, über die Hälfte davon unter Beatmung.
Dahmen: Verlegungen in EU-Nachbarstaaten könnten notwendig werden
In Zukunft könnten auch Verlegungen ins Ausland anstehen, sollten die Kapazitäten in Deutschland nicht mehr ausreichen, sagte der Grünen-Gesundheitsexperte
Aus Bayern seien bis zum Sonntag 29 Patienten verlegt worden, teilte Hermann Schröder, seit Mai 2021 Vorsitzender des Arbeitskreises Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz, am Sonntag in Stuttgart mit. Im Einsatz dafür waren nach seiner Auskunft neben Intensivtransportwagen (ITW), ein Großraum-Intensivtransportwagen, Ambulanzflugzeuge und ein A 310 MedEvac Flugzeug der Bundeswehr.
Spezieller Bundeswehr-Airbus hilft nach Kleeblatt-Prinzip aus
Dieser Spezial-Airbus, der auch als "fliegende Intensivstation" beschrieben wird, hatte bereits am Freitag sechs Patienten von Memmingen aus nach Nordrhein-Westfalen gebracht. Am Sonntag flog er fünf schwerkranke Corona-Patienten von München nach Hamburg. Sie sollten dann in Krankenhäuser in Schleswig-Holstein weiterverlegt werden. Zudem wurden laut Schröder sechs Patienten aus Thüringen sowie 14 aus Sachsen in andere Länder gebracht.
Zur Aufnahme der Intensivpatienten hatten sich durch Vermittlung der Länder Krankenhäuser in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland bereit erklärt. Nach einem Kriterienkatalog der Intensivmedizinervereinigung Divi ist eine Verlegung von Patienten mit anderen Erkrankungen nach dem Kleeblatt-System nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Das Konzept war im Frühjahr 2020 unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle ins Leben gerufen worden. (mt/dpa)
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