In der Dienstagsausgabe des Podcasts "Coronavirus-Update" spricht Virologe Christian Drosten über Antikörper gegen harmlose Erkältungserreger, die Tests verfälschen können, und die angeblichen Reinfektionen in Südkorea.
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Heinsberg-Studie vielleicht zu früh publiziert?
Thema der ersten Ausgabe nach Ostern war zunächst die Heinsberg-Studie, deren Zwischenergebnisse in den vergangenen Tagen medial die Runde machten. Laut diesen seien 15 Prozent der Bürger in der Gemeinde Gangelt in Nordrhein-Westfalen inzwischen gegen das Virus immun. Die Wahrscheinlichkeit, der Krankheit zu erliegen, liegt demnach – bezogen auf die Gesamtzahl der Infizierten – bei 0,37 Prozent.
Im Vergleich dazu: Die von der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität berechnete Rate für Deutschland ist mit knapp zwei Prozent fünfmal so hoch. Christian Drosten wollte die Studie selbst "nicht in Zweifel ziehen oder kritisieren", Probleme bei den zugrunde liegenden Antikörpertests hält er aber für möglich.
Erkältungsviren können Antikörpertest-Ergebnis verfälschen
"Es wurden Blutspenderseren getestet. Die haben aber eine Eigenschaft, die dazu führt, dass die Ergebnisse besonders glatt und sauber aussehen", so Drosten, der zudem auf die Influenza-Saison verwies.
"Wenn ich mich mit so einem der vier normalen Erkältungs-Coronaviren infiziere, dann habe ich noch sechs bis acht Wochen solche Antikörper. Und diese können dazu führen, dass ein Sars-2-Antikörpertest falsch positiv wird."
Heißt: Durch Antikörpertests werden mitunter Antikörper gegen harmlose Erkältungserreger nachgewiesen, die ebenso zur Gruppe der Coronaviren gehören. In der Wissenschaft würde man laut Drosten bei positiven Ergebnissen an sich nicht nur diesen sogenannten ELISA-Test, sondern zusätzlich mindestens auch einen Neutralisationstest machen. Nur dann würde "eine bewiesene Antikörper-Diagnose vorliegen", erklärte der Experte.
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Angebliche Reinfektionen schockieren die Welt
Schockiert zeigten sich zuletzt viele Menschen weltweit aufgrund von Pressemeldungen, wonach es in Südkorea unter bereits Genesenen angeblich zu erneuten Coronavirus-Ausbrüchen gekommen sei. Sogar eine eigene öffentliche Stellungnahme der Gesundheitsbehörden in Südkorea gab es dazu, die wenig zur allgemeinen Beruhigung beitrug.
Dazu der Experte: "Da gibt es statistische Verteilungsphänomene, die dazu führen, dass das Virus, das im Prinzip schon die ganze Zeit vorhanden ist, von einem Test nicht immer erfasst werden kann." Am Ende eines Krankheitsverlaufs sei das Virus ihm zufolge mal für ein paar Tage nachweisbar, dann wieder nicht. "Das springt immer mal über und mal unter die Nachweisgrenze", so der Virologe.
Wiederinfektion bleibt unwahrscheinlich
Drosten erklärte dies anhand eines Beispiels: "Wenn wir ein Planschbecken mit Wasser haben, in dem Goldfische schwimmen, und wir mit verbundenen Augen mit einem Eimer daraus eine Probe nehmen, so wird mal ein Goldfisch, dann wieder keiner im Eimer landen. Sind aber immer weniger Fische im Becken – analog zum Ende eines Krankheitsverlaufs, wo immer weniger Virus vorhanden ist –, dann kommt es durchaus auch etwa zweimal hintereinander vor, dass kein Goldfisch im Eimer landet."
Im Falle des Coronavirus würde dies zwei negativen PCR-Tests hintereinander und einem geheilten Patienten entsprechen. "Wenn ich dann aber zu Hause etwa im Rahmen einer Nachkontrollstudie weiter teste und eine Probe nehme, dann kann es durchaus sein, dass das Virus wieder nachweisbar ist", so Drosten über das Phänomen. Dies sei dann aber noch längst keine erneute Infektion.
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