- Wissenschaftler wie etwa Virologen sollten sich aus Sicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus der Politik heraushalten.
- Alle wichtigen Corona-News vom 28. Januar zum Nachlesen.
Kretschmann kritisiert Einmischung von Virologen in Corona-Politik
Wissenschaftler wie etwa Virologen sollten sich aus Sicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident
Die Deutungshoheit über ihr Fach sollten die Wissenschaftler unbedingt haben, sagte Kretschmann. "Aber sie sollten auch dabei bleiben und es unterlassen, politische Ratschläge zu geben." Das könne ihre wissenschaftliche Autorität erheblich beeinträchtigen, sagte der Ministerpräsident. «Zum Beispiel, ob jetzt eine Impfpflicht politische Kollateralschäden erzeugt - was sie zweifellos auch tun wird -, das zu bewerten liegt jetzt nicht in der Kompetenz der Stiko oder von wem auch immer." Das sei Kompetenz und Aufgabe der Politiker, die dafür gewählt worden seien - nicht der Epidemiologen. "Da ist manches verrutscht."
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hatte sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen.
Scharfe Kritik kam von der Opposition im baden-württembergischen Landtag. "Herr Kretschmann ist mittlerweile in einem Stadium, wo er jedem einen Maulkorb verpassen will, der nicht seiner Meinung ist", teilte der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke am Freitag mit. Wenn es bei seinen Zufallsbürgern eine Zufallsmehrheit für die Impfpflicht gebe, dann werde das vom Staatsministerium stolz verkündet. "Wenn der Vorsitzende der Stiko aber Bedenken hat, dann will er ihm den Mund verbieten", sagte Rülke. Ein von der grün-schwarzen Landesregierung mit zufällig ausgewählten Bürgern besetztes "Bürgerforum Corona" hatte sich am Donnerstag mehrheitlich für eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen.
Die weiteren Corona-News des Tages:
Corona-Inzidenz in Italien gesunken
17:41 Uhr: In Italien ist die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen nach einem wochenlangen Anstieg gesunken. Stand Donnerstag verzeichneten die Behörden für die zurückliegenden sieben Tage landesweit im Schnitt 1.823 Infektionen mit dem Virus je 100.000 Einwohner, wie das Oberste Gesundheitsinstitut (ISS) am Freitag in Rom mitteilte.
Eine Woche zuvor gab das ISS den Wert noch mit 2.011 an. In den Krankenhäusern des Landes mit rund 60 Millionen Einwohnern ging auch die Belegungsrate mit Corona-Patienten etwas zurück. Auf den Intensivstationen etwa lag ihr Anteil bei 16,7 Prozent - nach 17,3 Prozent in der Vorwoche.
Auf die Menschen in Italien kommen weitere Corona-Maßnahmen zu. Seit Anfang Januar gilt eine Impfpflicht gegen COVID-19 für Menschen über 50 Jahre. Ab Februar wird für Leute dieser Altersgruppe, die sich bislang nicht haben immunisieren lassen, eine 100-Euro-Strafe fällig.
Außerdem gilt in vielen Geschäften die 3G-Regel, man braucht dort also mindestens einen negativen Corona-Test. Auch für Reisende gibt es ab Februar eine Neuerung.
Wer in das Mittelmeerland kommt, braucht vor der Einreise entweder einen negativen Corona-Test oder einen Impf- beziehungsweise einen Genesungsnachweis. Zuvor brauchten alle, egal ob geimpft oder genesen, auch ein negatives Corona-Testergebnis.
Bundesregierung streicht 13 Länder von Risiko-Liste und fügt 11 neue hinzu
17:21 Uhr: Die Bundesregierung streicht am Sonntag 13 afrikanische Länder von der Liste der Corona-Hochrisikogebiete. Darunter sind die Staaten, in denen sich die Omikron-Variante des Virus im November zuerst ausgebreitet hatte, unter anderem Südafrika und Namibia. Das teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag mit.
Neu als Hochrisikogebiete eingestuft werden elf Länder, darunter nur eins in Europa: die Ukraine. Außerdem kommen hinzu: Afghanistan, Bangladesch, Guatemala, Irak, Kirgistan, Kuba, Oman, Pakistan, Palau, Singapur. Zudem wird das französische Überseegebiet Neukaledonien zum Hochrisikogebiet.
Von der Risikoliste gestrichen werden neben Namibia und Südafrika Angola, Burundi, Eswatini, Kenia, Lesotho, Malawi, Ruanda, Sambia, Simbabwe, Tansania und Uganda.
Südafrika hatte schon gut einen Monat nach der Entdeckung der ansteckenden Omikron-Variante Ende Dezember einen Entspannungskurs eingeläutet. Die meisten Restriktionen wurden gestrichen - kurz vor Silvester war sogar die seit fast zwei Jahren geltende nächtliche Ausgangssperre zusammen mit weiteren Einschränkungen aufgehoben worden.
Die Kontaktnachverfolgung bei Personen, die Infizierten nahegekommen sind, war bereits zuvor gestrichen worden. Als Begründung wurde der drastische Rückgang bei den täglichen Infektionszahlen und den Sterbezahlen angeführt. Das Land befindet sich nun auf der niedrigsten der fünf Stufen des fast zwei Jahre geltenden Alarmsystems.
Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft - also in der Regel zwei Mal - oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Für Kinder, die das sechste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, endet die Absonderung fünf Tage nach der Einreise automatisch.
Mit der Einstufung als Hochrisikogebiet verbunden ist eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für nicht notwendige touristische Reisen. Sie erleichtert Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot.
Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage. Derzeit sind etwa drei Viertel aller rund 200 Länder weltweit als Hochrisikogebiete eingestuft.
Island lockert Corona-Maßnahmen zwei Wochen nach Verschärfung wieder
16:31 Uhr: Rund zwei Wochen nach einer Verschärfung will Island seine Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung wieder deutlich lockern. "Heute haben wir gute Nachrichten", sagte die isländische Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir am Freitag bei einer Pressekonferenz in Reykjavik.
Ab Samstag (29. Januar) dürfen sich wieder 50 Menschen versammeln, zuvor hatte diese Zahl bei 10 gelegen. Clubs und Pubs dürfen wieder öffnen, nachdem sie Mitte Januar schließen mussten. Damals sah sich die Regierung zu einer Verschärfung veranlasst, weil sie das Gesundheitssystem als stark belastet ansah. Nun gibt es insbesondere im Freizeitbereich viele Lockerungen, etwa eine höhere Auslastung von Schwimmbädern oder Fitnessstudios.
Laufe alles nach Plan, hoffe man, Mitte März wieder "das normale Leben" zurück zu bekommen, sagte Jakobsdóttir. Die Regierung überprüft mögliche Lockerungen in regelmäßigen Abständen und will nach aktuellem Stand dann fast alle Maßnahmen aufheben.
Aktuell hat Corona die Insel jedoch noch immer fest im Griff: Von den rund 360.000 Einwohnern sind aktuellen Angaben zufolge fünf Prozent in Isolation oder Quarantäne. Die Inzidenz, die Island allerdings für einen 14-Tages-Zeitraum angibt, liegt aktuell bei 4.986. Die Zahl der Krankenhauseinlieferungen ging jedoch zuletzt wieder zurück.
Trotz rasant steigender Infektionszahlen: Angst vor Corona geht zurück
15:41 Uhr: Trotz der rasant steigenden Infektionszahlen ist einer Umfrage zufolge die Angst vor dem Coronavirus in Deutschland deutlich zurückgegangen. Nach dem heute veröffentlichen ZDF-"Politbarometer" halten zwar 70 Prozent der Befragten "Corona und die Folgen" weiter für das wichtigste Problem, allerdings sehen jetzt nur noch 42 Prozent ihre Gesundheit durch das Virus gefährdet.
Vor zwei Wochen waren es noch 53 Prozent. Inzwischen wird aus Sicht vieler Experten immer klarer, dass eine Infektion mit der hochansteckenden Omikron-Variante in vielen Fällen einen eher milden Krankheitsverlauf auslöst.
Spürbar gestiegen ist die Zufriedenheit mit den aktuell geltenden Corona-Maßnahmen, laut "Politbarometer" von 44 auf 49 Prozent. Nur noch 25 Prozent der Befragten meinen, die Maßnahmen müssten härter ausfallen (minus 5), während 23 Prozent (plus 1) sie für übertrieben halten.
Optimistisch sieht eine klare Mehrheit die Lage in den Krankenhäusern: 74 Prozent glauben, dass die Krankenhäuser die erwarteten, stark steigenden Infektionszahlen der Omikron-Welle bewältigen können (nicht bewältigen: 23 Prozent).
Regierung sieht Spanien bei der aktuellen Corona-Welle über den Berg
15:17 Uhr: Spanien hat den Höhepunkt der derzeitigen vor allem von der Omikron-Variante ausgelösten Corona-Welle nach Einschätzung der Regierung überschritten. "Alles deutet darauf hin, dass die Kurve der Infektionen sinkt", sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias am Freitag. "Der Rückgang der Zahlen verfestigt sich von Tag zu Tag", fügte die Ministerin hinzu, mahnte aber zugleich zu weiterer Vorsicht.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem beliebten Urlaubsland ist seit ihrem Höchststand am Montag vergangener Woche um mehr als 300 Punkte auf zuletzt 1.335 gefallen. Auch der Druck auf das Gesundheitssystem nahm etwas ab.
Binnen einer Woche ging die Auslastung aller Krankenhausbetten mit Corona-Patienten von 15,2 Prozent auf 14,8 Prozent zurück und die der Betten auf Intensivstationen fiel von 23,3 Prozent auf 22,1 Prozent. Im selben Zeitraum wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 1100 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Corona registriert.
Die meisten der Infizierten weisen keine oder nur milde Krankheitssymptome auf. In den vergangenen zwei Wochen seien insgesamt 1,48 Millionen Infektionen registriert worden. Davon hätten nur gut 266.000 deutliche Anzeichen einer Erkrankung entwickelt, schrieb die Zeitung "La Vanguardia".
Spanien weist eine vergleichsweise hohe Impfrate auf. Mehr als 80 Prozent haben sich zweimal impfen lassen und sind damit grundimmunisiert. 43 Prozent haben eine dritte Impfung erhalten.
Einige der autonomen Gemeinschaften Spaniens, die in etwa deutschen Bundesländern entsprechen, lockern inzwischen Corona-Schutzmaßnahmen. So hob zum Beispiel Katalonien die 3G-Regel für das Betreten vieler öffentlicher Innenräume und Begrenzungen bei der Auslastung von Gaststätten und anderen Veranstaltungsorten oder der Höchstzahl von Teilnehmern an Versammlungen auf. Das Nachtleben blieb aber vorerst geschlossen.
Corona-Impfungen in Apotheken ab 8. Februar
15:06 Uhr: Apotheken können vom 8. Februar an bundesweit Corona-Impfungen anbieten. Damit soll das Impfangebot vereinfacht und verbreitert werden. Die Voraussetzungen dafür seien jetzt geschaffen, sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), am Freitag. Seit Januar seien die Apothekerinnen und Apotheker geschult worden, parallel habe man die technischen Voraussetzungen geschaffen, um die Zahl der Geimpften elektronisch an das Robert-Koch-Institut (RKI) zu melden.
Die letzten offenen Punkte - die Impfstoff-Kontingente und der Bestellzyklus - seien geklärt. "Kommende Woche können die Apotheken erstmals Impfstoffe bestellen, um sie selbst zu verimpfen. Die ersten Impfungen können dann ab dem 8. Februar durchgeführt werden", so Overwiening. Das Angebot ist freiwillig und als Ergänzung zu den Impfangeboten in Arztpraxen und Impfzentren gedacht.
"Wir wollen diejenigen erreichen, die sich noch nicht impfen lassen konnten, zum Beispiel weil ihnen die Organisation eines Impftermins bisher zu aufwändig war", sagte die ABDA-Präsidentin. "Wir bringen das niedrigschwellige und flächendeckende Angebot der Apotheken ein, um die Impfkampagne der Bundesregierung zu unterstützen."
Die COVID-19-Impfung ist die erste Impfung, die Apotheken bundesweit anbieten können. Overwiening versicherte, man sei exzellent darauf vorbereitet - und auch für den unwahrscheinlichen Fall geschult, dass bei Impfreaktionen Erste Hilfe geleistet werden müsse.
Ciesek "nicht glücklich" mit Verkürzung des Genesenen-Status
14:55 Uhr: Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sieht die Verkürzung des Genesenen-Status von sechs auf drei Monate kritisch. Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Frankfurter Uniklinik plädierte am Freitag dafür, den Zeitpunkt des Boosterns nach Genesung "individual-medizinisch" zu entscheiden.
"So richtig glücklich und zufrieden bin ich nicht mit den Regelungen", sagte Ciesek. Einen einheitlichen Zeitpunkt für alle zu definieren, sei "sehr schwierig". Es müsse berücksichtigt werden, mit welcher Virus-Variante man infiziert wurde, wie alt man ist, wie lange gegebenenfalls die Impfungen zurückliegen.
"Die Regelung mit den drei Monaten ist für einige Patienten sehr ungünstig", sagte sie in Wiesbaden. Jugendliche, die im Sommer geimpft wurden und sich im Herbst infizierten, seien jetzt "in einem echten Dilemma". Sie müssten sich nun nach drei Monaten boostern lassen, "haben aber zum Teil Antikörper, die unser Messfenster sprengen".
Hier mache es Sinn, auf den neuen, an Omikron angepassten Impfstoff zu warten. Bei 60-Jährigen sei das ganz anders.
Frankreich verschiebt Abiturprüfungen wegen Corona-Welle
14:39 Uhr: Frankreich verschiebt die Abiturprüfungen angesichts der massiven Corona-Welle von Mitte März auf Mitte Mai. Die aktuell hohe Zahl von Corona-Infektionen mache die Organisation der Prüfungen schwierig, außerdem gebe es viele Krankheitsfälle, begründete das Bildungsministerium in Paris die Entscheidung am Freitag.
Alle sollten die gleichen Chancen und genügend Zeit für eine vernünftige Vorbereitung haben, hieß es. Verschoben werden die schriftlichen Prüfungen, Erleichterungen gibt es bei der Auswahl der Fragen und die Überprüfung des Sprachniveaus wird gestrichen.
Die Zahl der täglich registrierten Neuinfektionen lag in Frankreich am Donnerstag bei 392.168, die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei rund 3.800. Die Omikron-Variante ist für gut 95 Prozent der Fälle verantwortlich.
Inzwischen sinkt die Zahl der Infektionen allerdings in den Regionen, die als erstes von der Omikron-Welle betroffen waren, so auch im Großraum Paris. Trotz weiter steigender Klinikeinweisungen sinkt die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen.
91 Mal Antisemitismus auf Corona-Demos seit November
13:26 Uhr: Seit Beginn der Debatte über die Corona-Impfpflicht mehren sich nach Erkenntnissen der Meldestelle Rias antisemitische Äußerungen von Gegnern der Pandemiemaßnahmen. Allein zwischen dem 20. November und dem 8. Januar seien bundesweit 91 Corona-Demonstrationen mit judenfeindlichen Inhalten registriert worden, berichtete der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) in Berlin.
Dabei geht es unter anderem um die Verwendung gelber Sterne mit dem Hinweis "ungeimpft". "Die mit dieser Art von Vergleichen einhergehende Selbstinszenierung als Opfer verharmlost die Schoah und den Nationalsozialismus", schreibt Rias. Sie gehe auch mit Aggressionen gegen Jüdinnen und Juden einher.
Bei den registrierten antijüdischen Äußerungen wurden nach Angaben der Meldestelle in 81 Fällen antisemitische Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus gemeldet. In zehn Fällen ging es um antisemitische Verschwörungsmythen oder ähnliches. Die Meldungen kamen aus 14 Bundesländern. Es sei zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, hieß es.
Virologe: Hoffnung auf "weniger krankmachende" Omikron-Nachfolger
13:01 Uhr: Das Coronavirus SARS-CoV-2 dürfte sich über kurz oder lang weiterentwickeln - neue Varianten können entstehen. Über deren Eigenschaften lasse sich aber nur spekulieren, erklärte der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Erfahrung zeigt aber, dass mit der Anpassung eines Virus an seinen Wirt die Pathogenität in der Regel abnimmt."
Pathogenität meint die Fähigkeit, Krankheiten auszulösen. "Das bedeutet nicht, dass dieses angepasste Virus gar keine Erkrankung mehr macht, aber es ist in der Regel weniger krankmachend." So verbreitet sich die neue Variante Omikron zwar schneller in Deutschland als Delta, verursacht aber Forschern zufolge im Schnitt mildere Krankheitsverläufe.
Dass sich das Coronavirus nach den bisher bekannten und von der Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend eingestuften Varianten Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron weiter entwickeln wird, gilt als ziemlich wahrscheinlich. Zumindest auf lange Sicht sei das durchaus möglich, erklärte Bartenschlager. Das Virus werde sicherlich endemisch und uns damit "erhalten bleiben".
Der wesentliche Selektionsdruck, dem neue SARS-CoV-2-Varianten jetzt unterliegen, sei die Ausbreitungseffizienz in einer größtenteils immunen Bevölkerung, erläuterte Klaus Überla vom Virologischen Institut am Universitätsklinikum Erlangen. Das heißt: Um zu überleben, muss das Virus Wege finden, dem Infektionsschutz seiner Wirte - also der Menschen - zu entkommen. Dieser Schutz entsteht sowohl durch Impfung als auch infolge einer Infektion. Über Genveränderungen etwa am sogenannten Spikeprotein des Virus kann es hier neue Formen geben.
Ob die neuen Virusvarianten gefährlicher oder harmloser sind, ist auch nach Überlas Überzeugung nicht seriös vorherzusagen. "Ausbreitungseffizienz in der Bevölkerung und "Gefährlichkeit" für den Infizierten sind verschiedene Eigenschaften von Viren, die sich unabhängig voneinander entwickeln können", teilte er mit.
"Omikron-Effekt" auf Intensivstationen - Frage nach Krankheitslast
11:46 Uhr: Angesichts der rasant in die Höhe schießenden Zahlen von Corona-Neuinfektionen beobachtet der Intensivmediziner Christian Karagiannidis mittlerweile auf den Intensivstationen einen deutlichen "Omikron-Effekt". Zwar sei die Hospitalisierungsrate derzeit noch "akzeptabel", dennoch zeigten sich die hohen Inzidenzen nun vermehrt auch in den Krankenhäusern, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters in Berlin. Seit etwa sieben bis zehn Tagen zeige sich eine "Seitwärtsbewegung bei den Neuaufnahmen, hin zu einem Trend, dass es jetzt wieder leicht hochgeht".
Karagiannidis sagte, die wichtigsten Fragen, die sich stellten, seien nun die nach der Krankheitslast mit der Omikron-Variante, nach der Hauptdiagnose, die den Patienten oder die Patientin ins Krankenhaus führe und "wie viele von denen haben auch wirklich ein respiratorisches Problem, also eine Pneumonie?" Der Experte verwies auf die sogenannte syndromische Überwachung des Robert-Koch-Instituts (RKI), durch die man wisse, wie viele Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen man habe. Der Anteil der Beatmeten sei extrem hoch. Derzeit liege der Anteil derer, die nicht beatmet werden müssten, bei 20 Prozent, erklärte Karagiannidis.
Der Intensivmediziner warnte zudem: "Wir sollten nicht vergessen, dass COVID keine reine Lungenerkrankung ist, sondern eine Systemerkrankung, die insbesondere auch die Gefäße betrifft." Man müsse in der nächsten Zeit sehr genau auf den Anteil derer achten, die keine Atemunterstützung brauchten. Karagiannidis mahnte, auf den kommenden Winter müsse man sich bestmöglich vorbereiten. "Ich habe mehr Angst vor dem kommenden Winter als vor diesem." Er sei aber "guter Dinge", dass dies mit Bundesgesundheitsminister
Lauterbach: Kurs zeigt trotz hoher Fallzahlen Wirkung
11:20 Uhr: Die Maßnahmen zur Eindämmung der massiven Corona-Welle mit der Omikron-Variante zeigen laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bisher die erwartete Wirkung. "Mit den hohen Fallzahlen hatten wir gerechnet", sagte der SPD-Politiker in Berlin. Sie könnten noch bis auf 400.000 pro Tag steigen.
Das Ziel sei aber bisher erreicht worden, mit so wenig schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen durchzukommen. Die Sieben-Tage-Inzidenzen lägen jetzt im Schnitt bei 1.000, bei Jüngeren teils bei 2.000, in der Risikogruppe der Älteren, auf die es besonders ankomme, aber zwischen 200 und 300.
"Das ist unser Erfolg", sagte Lauterbach. Dies gelinge durch die bestehenden Alltagsauflagen und Zugangsregeln wie 3G, 2G und 2G plus. "Das werden wir weiter machen", sagte der Minister. Er verwies auf das "Sonderproblem" Deutschlands mit einer im Schnitt sehr alten Bevölkerung und einem hohen Anteil Ungeimpfter in der besonders gefährdeten Gruppe der Menschen ab 60 Jahre.
Er rief eindringlich dazu auf, Auffrischimpfungen umgehend wahrzunehmen und nicht auf mögliche Impfstoffe zu warten, die an Omikron angepasst seien. Das Risiko zu sterben sinke mit den vorhandenen Impfstoffen um 99 Prozent im Vergleich dazu, wenn man ungeimpft ist.
Von der Leyen: "Die Pandemie ist nicht vorbei"
10:37 Uhr: Mehr als jeder zweite erwachsene EU-Bürger hat bereits eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. 82 Prozent der Erwachsenen seien mit meist zwei Dosen grundimmunisiert, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag in Brüssel. Sie forderte alle zum Impfen auf, für die es möglich sei.
Impfung und Booster böten den besten Schutz gegen das Coronavirus, einschließlich der Omikron-Variante.
Dabei verwies von der Leyen auf Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, nach denen die sogenannte Booster-Impfung aller bereits Geimpften rund eine Million Krankenhauseinweisungen in der EU verhindern könne. "Die Pandemie ist nicht vorbei."
Hendrik Streeck ruft zu Kontaktreduzierungen auf
10:15 Uhr: Der Virologe
"Es geht wirklich darum, jetzt nochmal diese Zeit zu überbrücken, bis wir eine Trendumkehr haben." Dann komme das Frühjahr mit sinkenden Fallzahlen. "Das wird ein guter Sommer wieder werden", sagte das Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung voraus.
Streeck riet jedem, sich impfen zu lassen. Man werde um eine Verbreitung des Virus nicht herumkommen. "Wir werden alle irgendwann mal Kontakt mit diesem Virus machen", sagte der Virologe. Eine allgemeine Impfpflicht sieht Streeck aber "sehr skeptisch". Es gebe auch andere Mittel, dem Virus beizukommen.
Philippinen öffnen für internationalen Tourismus
09:29 Uhr: Die Philippinen öffnen ab kommendem Monat erstmals seit zwei Jahren wieder ihre Grenzen für internationale Touristen. Urlauber aus 157 Staaten, die den vollständigen Corona-Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben, dürften ab dem 10. Februar wieder visa- und quarantänefrei in den Inselstaat einreisen, sagte Regierungssprecher Karlo Nograles. Dazu gehören auch Deutschland sowie alle anderen Länder Europas.
Voraussetzung für die Einreise sind demnach ein negativer PCR-Test, der maximal 48 Stunden vor Abreise gemacht werden müsse, sowie ein internationaler Impfausweis. "Die Tourismusbranche wird sich dadurch erholen und so erheblich zum Lebensunterhalt der Menschen und zum Wirtschaftswachstum des Landes beitragen können", betonte Nograles.
Das für seine herrliche Landschaften, Vulkane und Traumstrände bekannte Land hat seine Grenzen seit März 2020 für internationale Feriengäste geschlossen. Die Philippinen mit etwa 110 Millionen Einwohnern waren lange eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in der Region.
Dürr: Öffnungsperspektive bereits jetzt diskutieren
07:59 Uhr: FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat eine rasche Diskussion über Öffnungsperspektiven in der Coronakrise angemahnt. "Wir müssen auf jeden Fall jetzt schon anfangen, über Öffnungsperspektiven zu sprechen", sagte Dürr dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Bei Omikron ist anders als bei vorherigen Corona-Wellen nicht mehr die Inzidenz entscheidend, sondern die Frage, wie stark das Gesundheitssystem belastet ist."
Er forderte: "Wenn die Kliniken der Omikron-Welle gut standhalten, muss die nächste Ministerpräsidentenkonferenz auch Öffnungen empfehlen." Dürr betonte: "Wenn Freiheitseingriffe nicht mehr notwendig sind, müssen wir sie umgehend zurücknehmen."
Wegen der rasanten Ausbreitung der Virusvariante Omikron stellen sich Kliniken auf zahlreiche neue Patienten ein - auch wenn Krankheitsverläufe mit Omikron meist eher milder ausfallen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, wollen heute auf einer Pressekonferenz in Berlin über die aktuelle Lage informieren.
Forscherin: Gewöhnen uns an hohe Corona-Zahlen
07:08 Uhr: Aus Sicht der Psychologin Donya Gilan gewöhnen sich viele Menschen an immer weiter in die Höhe schießende Inzidenzen und Neuinfektionen. "Es stellt sich so was wie eine Gewöhnung, Habituation, ein, so dass das dazu führen kann, dass bestimmte Maßnahmen vielleicht nicht mehr so streng befolgt werden", sagte Gilan vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz der Deutschen Presse-Agentur. "Auf der anderen Seite hat es aber natürlich auch einen deeskalierenden Effekt, was Angst und Sorge betrifft." Entsprechend sei es wichtig, die Balance zu halten.
Laut Gilan setzt nach der langen Zeit in der Pandemie trotz des hohen Risikos ein Gewöhnungseffekt ein, wie er etwa auch bei Opfern anderer kritischer Lebensereignisse oder Katastrophen zu beobachten sei. Ob man angesichts der immer höheren Corona-Zahlen besonders sorgenvoll reagiere oder abstumpfe, hänge aber auch beispielsweise vom Grad der persönlichen Betroffenheit und Ängstlichkeit ab, so die Expertin.
Als Strategie, um nach zwei Jahren Corona noch gut durch die Pandemie zu kommen, empfahl Gilan, "einfach im Hier und Jetzt" zu leben und sich möglichst nicht so stark auf den empfundenen Stillstand zu konzentrieren. Zudem sei Zuversicht nun eine besonders wichtige Ressource: "Man muss sich bewusst machen, dass die Krise oder die Pandemie jetzt natürlich noch eine Weile andauern wird, aber dass natürlich die Situation sich im Vergleich zu letztem Jahr schon stark verändert hat, so dass man quasi auch so was wie eine Hoffnung, was das nächste Jahr betrifft, für sich entwickelt."
Erneuter Höchstwert: RKI meldet Inzidenz von 1.073
06:32 Uhr: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat einen deutlichen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet und damit erneut einen Höchstwert. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 1.073,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1.017,4 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 706,3 (Vormonat: 215,6).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 190.148 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05:00 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 140.160 Ansteckungen.
Experten gehen von einer hohen und weiter steigenden Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind. Zudem melden einige Städte und Kreise seit Tagen Probleme bei der Übermittlung der Corona-Fallzahlen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 170 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls 170 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 9.429.079 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Schauspielerin Peters lobt Österreichs Corona-Politik
04:01 Uhr: Schauspielerin Caroline Peters (50) findet die Corona-Politik in ihrer österreichischen Wahlheimat pragmatischer als in Deutschland. "Die handeln erst mal, und wenn's sich dann als schlecht erweist, ändern sie es und machen etwas anderes", sagte die gebürtige Mainzerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
"In Deutschland muss alles perfekt sein, wenn man es macht - deshalb braucht es erst mal ein Jahr, bevor überhaupt etwas passiert", ergänzte Peters, die als Ermittlerin der erfolgreichen ARD-Reihe "Mord mit Aussicht" einem breiten Publikum bekannt wurde. Sie ist auch Ensemblemitglied des renommierten Burgtheaters in Wien und lebt in der österreichischen Hauptstadt.
"Der Datenschutz ist kein Hemmschuh, und es ist alles digitalisiert, was man macht", sagte Peters über die österreichische Corona-Politik. "Dadurch ist der Alltag sehr viel einfacher, als wenn man alles auf Zettel ausdruckt, mit denen man irgendwo hingeht, um einen Termin zu machen. In Berlin ist alles viel komplizierter, da überlegt man zehnmal, bevor man sich zu einer Handlung hinreißen lässt - das Problem haben die Wiener nicht."
Sarah Palin isst nach positiven Corona-Tests in Restaurant
00:44 Uhr: Kurz nach mehreren positiven Corona-Tests ist US-Politikerin Sarah Palin in einem New Yorker Restaurant gesichtet worden. Wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten, verstieß die Reizfigur der politischen Rechten damit gegen die Corona-Regeln in der US-Ostküstenmetropole. Palin saß zwar im Außenbereich des Restaurants in der noblen Upper East Side, müsste sich aber eigentlich von anderen Menschen isolieren.
Republikanerin Palin - die ehemalige Gouverneurin von Alaska und Bewerberin für das Amt der Vize-Präsidentin 2008 - ist nicht geimpft und sagte zu den Aussichten, sich immunisieren zu lassen kürzlich: "Nur über meine Leiche".
Deshalb sorgte sie in New York schon vor einigen Tagen für Unmut, weil sie im Innenbereich eines Restaurants aß - dies dürfen in der Großstadt nur vollständig Geimpfte. Die 57-Jährige hält sich in New York wegen einer Zivilklage gegen die "New York Times" auf.
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