An den Testzentren für Reiserückkehrer in Bayern verdienen Ärzte bis zu 250 Euro pro Stunde, die ehrenamtlichen Helfer dagegen nichts. Selbst ein Mediziner findet das ungerecht - doch die Politik sieht offenbar keinen Handlungsbedarf.
An der Raststätte Donautal-Ost bei Passau haben Helferinnen und Helfer derzeit alle Hände voll zu tun: Auf dem Rastplatz an der A3 hat das bayerische Gesundheitsministerium ein Corona-Testzentrum für Reiserückkehrer einrichten lassen - dem Bayerischen Rundfunk zufolge wurden dort am Wochenende mehrere Tausend Tests pro Tag gemacht.
Doch die Arbeitsteilung sorgt auch für Kritik: Gegenüber der "Passauer Neuen Presse" hat ein Mediziner aus dem Bayerischen Wald von seinem Honorar berichtet: Satte 3.000 Euro habe er dort mit einer Zwölf-Stunden-Schicht verdient. Der Stundensatz liege am Wochenende bei 250 Euro. Steuerverschwendung sei das, kritisierte der Arzt. Er prangerte aber vor allem an, dass die vielen Ehrenamtlichen der Hilfsdienste für ihren Einsatz gar nichts bekommen.
Corona-Teststation: Stundenlohn soll nur befristet gelten
Seit dem vergangenen Wochenende müssen sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten auf das Coronavirus testen lassen. Für andere Reisende ist der Test freiwillig. Wie in Bayern werden auch in den anderen Bundesländern niedergelassene Mediziner an den Stationen eingesetzt.
In Nordrhein-Westfalen ist vorgesehen, dass jeweils zwei Ärzte an den Flughäfen gleichzeitig Rachenabstriche machen. In Bayern dagegen liegt die Hauptarbeit bei ehrenamtlichen Helfern der Hilfsdienste wie dem Roten Kreuz. Der Mediziner kritisierte, dass er dagegen sein großzügiges Honorar vor allem dafür bekomme, Reisende zu beraten.
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: "Ärzte, die an den Teststellen vor Ort Reihentestungen durchführen, erhalten zur Vergütung ihrer Leistungen pauschale Stundensätze." Die Höhe diese Stundensätze habe man in einer Vereinbarung gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) festgelegt.
Nach dem Bericht der Passauer Neuen Presse äußerte sich auch der KVB-Vorstand in einer Pressemitteilung zu dem Thema. Für Reihenuntersuchungen in Schulen und Kitas erhalten Ärztinnen und Ärzte in Bayern demnach 120 Euro pro Stunde.
Allerdings gebe es eine Sonderregelung für Corona-Hotspots, wo besonders viele Untersuchungen nötig sind. "Die Ärztinnen und Ärzte, die sich an einer entsprechenden Task Force beteiligen möchten, müssen hierfür innerhalb von 24 Stunden an verschiedenen Orten im Freistaat Bayern zur persönlichen Durchführung der Tests zur Verfügung stehen", heißt es in einer Pressemitteilung.
Daher habe man mit dem Gesundheitsministerium für diese Einsätze einen Stundensatz von 200 Euro werktags und 250 Euro am Wochenende ausgehandelt. Dabei handele es sich aber um eine zeitlich befristete Ausnahmeregelung, betont die Kassenärztliche Vereinigung.
Auch das Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass der höhere Stundensatz ein Ausgleich für die freiwillige Ad-Hoc-Bereitschaft und große Flexibilität der Ärzte sei. An den Honoraren will die Landesregierung offenbar festhalten. Falls die Zahl der Reisenden, die sich testen lassen, wieder sinkt, werde man aber zum "normalen" Stundenhonorar von 120 Euro zurückkehren.
Ehrenamtliche erhalten nur Erstattung für Reisekosten
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer müssen jedenfalls mit sehr viel weniger auskommen. Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes, erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: "Es ist richtig, dass ehrenamtliche Einsatzkräfte für ihren ehrenamtlichen - also freiwilligen - Einsatz keine Vergütung erhalten."
Hilfsorganisationen betreuen derzeit die fünf bayerischen Teststationen an Rastanlagen und Hauptbahnhöfen. Das Bayerische Rote Kreuz stellt dabei mehr als die Hälfte des Personals. "Bisher waren über 2.000 Einsatzkräfte an den Teststationen im Einsatz", so Taheri-Sohi. Die Ehrenamtlichen führen die Rachenabstriche durch und dokumentieren die Tests, kümmern sich um die Verpflegung des Personals und die Dienstpläne.
"Uns ist es wichtig, dass der Einsatzkraft keine Mehrkosten entstehen", sagt Taheri-Sohi. "Das heißt, dass Reise- oder Anfahrtskosten, aber auch die Verpflegung übernommen werden." Die Hilfsorganisationen erhalten eine niedrige zweistellige Summe pro Einsatzkraft und Stunde. Dieser Beitrag komme aber dem jeweiligen Kreisverband zugute, sagt der Pressesprecher. Damit finanziere man Ausbildungen oder Einsatzfahrzeuge.
Der Arzt aus dem Bayerischen Wald will sich mit seiner Vergütung jedenfalls nicht einfach abfinden: Der Passauer Neuen Presse zufolge will er sein Honorar spenden.
Verwendete Quellen:
- Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Pressestelle
- Sohrab Taheri-Sohi, Pressesprecher Bayerisches Rotes Kreuz
- Kassenärztliche Vereinigung Bayern: Statement "Ausnahmeregelung, die nur in speziellen Fällen greift"
- Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein: Landesregierung richtet Corona-Testzentren an nordrhein-westfälischen Flughäfen ein
- Passauer Neue Presse: Teststation: Ärzte bekommen 250 Euro pro Stunde, Helfer nichts
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