Vielerorts naht bald das Ende der Sommerferien, dann sollen die Schulen trotz Corona wieder in den Regelbetrieb starten. Die Kultusminister haben dafür Hygieneregeln für das neue Schuljahr aufgestellt. Diese gelten einerseits zwar bundesweit - sind allerdings auch nicht mehr als eine "Orientierung". Dem Deutschen Lehrerverband reicht das nicht aus.
Zweieinhalb Wochen vor dem Sommerferien-Ende in Mecklenburg-Vorpommern gibt es bundesweit einheitliche Hygieneregeln für Schulen. Wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Mittwoch in Berlin mitteilte, haben sich die 16 Bundesländer auf einen gemeinsamen Rahmenplan geeinigt.
"Es ist unsere Aufgabe, das Recht auf Bildung mit den notwendigen Maßnahmen zum Schutz vor einer Verbreitung des Coronavirus in Einklang zu bringen", erklärte die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
Neben den üblichen Vorschriften wie dem Tragen von Schutzmasken und dem Verzicht auf Körperkontakt wird unter anderem ein Mindestabstand von 1,50 Metern empfohlen. Beim Unterrichtsbetrieb im regulären Klassenverband könne auf den Mindestabstand zwischen Schülern und Lehrern allerdings verzichtet werden, heißt es in dem gemeinsamen Papier. Die Befreiung chronisch kranker Schüler vom Unterricht müsse im Einzelfall "kritisch geprüft" werden.
Regelbetrieb an Schulen soll nach Sommerferien starten
Menschen, die eine Corona-Infektion haben oder entsprechende Symptome aufweisen, ist das Betreten der Schulgebäude grundsätzlich untersagt. Verdachtsfälle müssen umgehend dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Darüber hinaus soll die Nutzung der Corona-Warn-App "allen am Schulleben Beteiligten empfohlen werden".
Die Regelungen wurden nach KMK-Angaben bewusst recht allgemein gehalten. Auf Details habe man mit Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten verzichtet.
Trotz der Corona-Pandemie sollen die Schulen nach den Sommerferien wieder in den Regelbetrieb starten. Das nun beschlossene Hygienekonzept galt von Anfang an als wichtige Grundlage für dieses Vorhaben. In Mecklenburg-Vorpommern beginnt das neue Schuljahr bereits am 3. August. Kurz darauf geht es für die Schüler in Hamburg, Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg wieder los.
Kritik vom Lehrerverband: Fürsorgepflicht gegenüber Lehrern verletzt
Der Deutsche Lehrerverband hält das KMK-Konzept für nicht ausreichend. In einem Zehn-Punkte-Plan fordert er unter anderem schon zum neuen Schuljahr die Einstellung zusätzlicher Lehrer, um neben dem Regelunterricht auch dauerhafte Förderangebote zur Verfügung stellen zu können. Zudem müsse es für die Lehrer einen Visierschutz geben sowie die Möglichkeit wöchentlicher Corona-Tests. Dies gebiete die Fürsorgepflicht des Staates als Arbeitgeber gegenüber seinen Lehrkräften.
Schon Mitte Juni hatten die Kultusminister die Rückkehr zum schulischen Regelbetrieb beschlossen. Kritik kam bereits von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Konzeptlosigkeit bei der geplanten weitgehenden Öffnung verwirft.
Auch der Städte- und Gemeindebund sieht die Pläne skeptisch. "Es wird nach den Sommerferien keinen Schulbetrieb wie vor der Corona-Pandemie geben können", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Passauer Neuen Presse". Besondere Hygienemaßnahmen seien weiter erforderlich. "Dazu gehören kleinere Lerngruppen, gute Durchlüftung der Räume, mehr Raumkapazität und möglicherweise auch zusätzliches Personal." (dpa/kad)
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