Hat der Teil-Lockdown im November die zweite Corona-Welle gebrochen? Bisher sieht es nicht danach aus. Am Montag ziehen Kanzlerin und Ministerpräsidenten eine erste Zwischenbilanz. Für neue Beschlüsse ist es wohl zu früh.
Noch hält die zweite Welle trotz Teil-Lockdown unvermindert stark an. Darauf deuten auch die aktuellen Zahlen hin: Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 23.542 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet.
Damit ist am Freitag ein neuer Höchststand erreicht worden. Am vergangenen Samstag war mit 23.399 verzeichneten Fällen der bisherige Spitzenwert erreicht worden. Im Vergleich zum Donnerstag stieg die Zahl der gemeldeten Fälle am Freitag um knapp 1.700.
Am Montag beraten Bund und Länder erneut über die Maßnahmen. Ob es dann neue Beschlüsse gibt, ist aber fraglich. Und die Corona-Lage bleibt ernst - für Hoffnungen auf Lockerungen scheint es derzeit keinen Anlass zu geben.
Die Runde der Regierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela
Kanzlerin Merkel stimmte die Bevölkerung am Donnerstag auf "schwere Wintermonate" ein. Gesundheitsminister
Am Montag wohl noch keine neuen Beschlüsse
Die Beratungen in der kommenden Woche waren am Donnerstag auch Thema bei der halbjährlichen Besprechung zwischen Kanzleramtsminister Helga Braun und den Chefs der Staats- und Senatskanzleien. Zugeschaltet waren auch RKI-Chef Wieler und der Immunologe Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Sachsens Ministerpräsident
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, sagte in der gleichen Sendung, wenn man am Montag zu dem Ergebnis komme, dass man noch nichts Aussichtsvolles sagen könne, dann treffe man sich ein paar Tage später wieder. Ähnlich äußerte sich Kretschmer.
Söder: Für Lockerungen besteht überhaupt kein Anlass
Bayerns Ministerpräsident
"Unser Ziel muss sein, unter die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 zu kommen", sagte der CSU-Politiker dem "Münchner Merkur". Im ZDF bezeichnete Söder diesen Wert als "Mutter aller Zahlen", weil er die Rückverfolgung von Infektionen durch die Gesundheitsämter ermögliche.
Bayern und bundesweit liegt der Wert derzeit um ein Vielfaches höher. Er gibt an, wie viele Neuinfektionen es binnen der vergangenen sieben Tage auf 100.000 Menschen gab.
Bayern verbietet fast allen Sport in Innenräumen
Aus bayerischer Sicht sollte ein weiteres Thema am Montag auf die Tagesordnung kommen. In dem Freistaat müssen ab diesem Freitag so gut wie alle Sporthallen geschlossen bleiben - einzig Schul- und Profisport bleiben im November in Innenräumen erlaubt.
"Die Staatsregierung zieht damit eine Entscheidung vor, die Bayern bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Montag ohnehin vorgeschlagen hätte", sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur in München.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident
Wie Söder betonte auch Günther, dass man über die Schulen sprechen müsse. "So lange es verantwortbar ist, wollen wir, dass Schulen auf jeden Fall Präsenzunterricht machen und Kitas geöffnet bleiben", sagte Günther.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hatte sich bereits am Donnerstag gegen neue Maßnahmen ausgesprochen. "Ich bin dafür, dass wir bei dem bleiben, was wir im letzten Gipfel mit der Kanzlerin vereinbart haben", sagte die SPD-Politikerin. Am Montag werde eine erste Auswertung der November-Schutzmaßnahmen vorgenommen. "Und wir werden dann Ende November entscheiden, wie es weitergeht."
Scholz will Nothilfen für November aufstocken
Um die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns abzufedern, hatte Finanzminister
"Der Finanzminister kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn auch alle anderen Minister nicht nur öffentliche Ankündigungen machen, sondern durch belastbare Maßnahmen die Hindernisse aus dem Weg räumen, damit etwa die Novemberhilfen zügig bei den Betroffenen ankommen", sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich der dpa.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt begrüßte Scholz' Ankündigung. Seit Monaten habe die Regierung Kulturschaffende und Selbstständige nur mit Versprechen und "Notgroschen" abgespeist, sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, Marco Buschmann, warnte in der Zeitung: "Wenn wir nicht mehr Tempo machen, wird eine große Zahl von Menschen in der Ungewissheit Weihnachten feiern müssen, ob sie die Unterstützung bekommen oder nicht."
Der Einzelhandelsverband HDE warnte eindringlich vor der Schließung von Geschäften. Die Weihnachtszeit sei die mit Abstand umsatzstärkste Phase des Jahres, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der dpa. "Sollten jetzt erneut Läden geschlossen werden, ist das für die Innenstadthändler nicht mehr zu kompensieren."
In der Folge drohten ganze Innenstädte "zu kippen". Schon heute seien die finanziellen Rücklagen der Läden in den meisten Fällen aufgebraucht. Ohne massive Hilfen könnten bis zum Ende der Krise nach Einschätzung des HDE 50.000 Geschäfte dichtmachen. (dpa/ank)
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