Während das Coronavirus binnen weniger Wochen weite Teile der Welt lahmgelegt hat, konnte der bisher größte Ausbruch von Ebola in den Jahren 2014 und 2015 in Westafrika eingedämmt werden. Warum konnte COVID-19 zur Pandemie werden?

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2014/2015 kam es in Westafrika zur bis dato größten Ebolafieber-Welle seit der Entdeckung im Jahr 1976. In den Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia war die Ansteckungsrate besonders hoch. Insgesamt erkrankten rund 28.000 Menschen, 11.000 starben. Anders als das Coronavirus konnte das Ebolafieber sich nicht weltweit ausbreiten. Einen offiziell zugelassenen Impfstoff gab es damals nicht, ebenso keinen bekannten virenhemmenden Stoff. Behandelt wurde symptomatisch – so auch bei COVID-19.

Und das, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst nach langem Zögern im August 2014 den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hatte. Dieser ermöglichte international koordinierte Maßnahmen gegen die Ausbreitung der oft tödlich verlaufenden Viruserkrankung.

In den USA wurden lediglich vier Erkrankungen und ein Todesfall gemeldet, in Italien zählte man eine Infektion, ebenso im Vereinigten Königreich und in Spanien.

Auch in Afrika trat das Ebolafieber laut Robert-Koch-Institut bis heute ausschließlich in Ländern südlich der Sahara auf. Im März 2016 wurde die "Gesund­heit­li­che Notlage von internationaler Tragweite" von der WHO für beendet erklärt.

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Ebolavirus – Sterblichkeit und Übertragung

Die Sterblichkeitsrate bei Ebola liegt je nach Virusvariante mit 30 bis 90 Prozent und damit weit über der Letalität (Tod nach einer Erkrankung) von SARS-CoV-2, bei dem die Sterblichkeitsrate je nach Land stark variiert.

Übertragen werden Ebolaviren …

  • ... über den direkten Körperkontakt zum Erkrankten oder Verstorbenen, hauptsächlich über Körperflüssigkeiten
  • ... über einen gewissen Zeitraum über kontaminierte Gegenstände oder Flächen
  • ... über infiziertes Fleisch oder der Kontakt mit infizierten Tieren, insbesondere über den Verzehr von Wildtieren, sogenanntem Buschfleisch
  • Außerdem können nach der Genesung eines Erkrankten Ebolaviren über Monate hinweg im Sperma überleben und ansteckend sein

Anders als COVID-19, ist das Ebolafieber von Mensch zu Mensch erst ansteckend, sobald Krankheitssymptome auftreten. Zwar verläuft das Ebolafieber oft tödlicher als das Coronavirus, dafür ist es weniger ansteckend. Eine Übertragung durch die Luft ist nicht bekannt. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass COVID-19 nicht nur durch die Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten, sondern bereits über die Atemluft übertragen werden kann.

Dafür, dass die Ebolafieber-Epidemie 2014 sich nicht weltweit ausbreitete, gibt es weitere Gründe. Die schwache Vernetzung der armen westafrikanischen Länder mit anderen Teilen der Welt zum Beispiel. Das Virus breitete sich über den Landweg von Guinea aus in die angrenzenden afrikanischen Länder. Weiter konnte die für den Ausbruch verantwortliche Virusspezie Zaire-Ebolavirus nicht kommen.

Auch, weil zahlreiche Länder den westafrikanischen Staaten im Kampf gegen das Virus beiseite standen. Deutschland etwa leistete direkte Zahlungen an die WHO und unterstützte Hilfsorganisationen vor Ort. Zudem wurden medizinische Experten des Robert Koch-Instituts und des Bernhard-Nocht-Instituts in die Krisenregionen entsandt und Forschungsprojekte zur Entwicklung eines Impfstoffes gefördert. Das neue Coronavirus hatte idealere Voraussetzungen für die Ausbreitung als das Ebolavirus.

Coronavirus – von Wuhan in die Welt

Im Dezember 2019 wurde der erste COVID-19-Fall in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan bekannt. Das weit ausgebaute Transportsystem über Land, Wasser und Luft macht die fünftgrößte Stadt Chinas zu einem Knotenpunkt für den nationalen und internationalen Reiseverkehr. Internationale Unternehmen produzieren in der Region. Durch den regen Reiseverkehr konnte sich das Coronavirus schnell weltweit verbreiten.

Die Warnungen vor einer SARS-ähnlichen Viruserkrankung durch den chinesischen Arzt Dr. Li Wenliang im Dezember 2019 wurden offenbar durch die lokale Regierung unterbunden, wie unter anderem BBC berichtet. Damals wusste der mittlerweile selbst an den Folgen einer Corona-Infektion verstorbene Mediziner nicht, dass es sich um ein neues Coronavirus handelte, vor dem er seine Kollegen warnen wollte.

Auch in den USA konnte sich das Virus rasant ausbreiten. Auch, weil Schutzmaßnahmen erst schleppend eingeleitet wurden. Am 2. Februar 2020 verkündete Präsident Donald Trump: "Wir haben das, was aus China kommt, so ziemlich ausgeschaltet." Ende März hieß es dann: "Wenn wir zwischen einhundert- und zweihunderttausend Tote haben, dann haben wir alle zusammen gute Arbeit geleistet." Am 7. April zählt die Johns Hopkins University 368.449 bestätigte COVID-19-Infektionen in den USA.

Medikamente gegen Ebola und Malaria zur Behandlung von COVID-19?

Als Heilmethode setzt Trump auf ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Malaria entwickelt wurde – trotz fehlender klinischer Studien. Doch auch während der Ebolafieber-Welle im Jahr 2014 wurden Medikamente experimentell verabreicht, oft mit Erfolg und abgesegnet durch die Ethiker der WHO. Mittlerweile wurde der bereits zum Ende der Ebolafieber-Epidemie verabreichte Impfstoff rVSV-ZEBOV auch in der EU zugelassen.

Könnten Medikamente zur Behandlung von Ebola auch bei COVID-19-Patienten zum Einsatz kommen? In Deutschland darf in Einzelfällen das noch nicht zur Behandlung von SARS-CoV-2 zugelassene Ebola-Medikament Remdesivir verabreicht werden. Handfeste klinische Belege für die Wirksamkeit von Remdesivir gibt es laut der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) noch nicht. Zudem sei die Wirkung des Medikaments auf die Leberfunktion unklar. Bedenklich sei die Verabreichung auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.

Klarheit soll jetzt eine klinische Studie in Deutschland verschaffen. Denn: Trotz der Nebenwirkungen konnten bereits gute therapeutische Ergebnisse erzielt werden. Dr. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie der Uniklinik Köln, nannte das Ebola-Medikament im Gespräch mit dem Radiosender Deutschlandfunk als eins der "vielversprechendsten Medikamente" zur Behandlung von COVID-19. Aktuell werden europaweit vier Medikamente in klinischen Tests erprobt. Erste Ergebnisse könnten bereits im April vorliegen.

Quellen:

Lothar Wieler

RKI veröffentlicht App: Soll Aufschluss über Verbreitung des Virus geben

Das Robert-Koch-Institutes (RKI) stellt die "Corona-Datenspende"-App kostenlos zum Download zur Verfügung. Mithilfe der App soll die Verbreitung von bestimmten Symptomen erfasst werden. Diese übermittelt zwar Vitaldaten, aber keinerlei persönliche Daten, wie Name oder Adresse des Nutzers.
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