- Die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus breitet sich weltweit immer weiter aus.
- Die große Frage ist nun: Wie gut schützen die Impfstoffe vor dem Erreger?
- Neueste Studien geben hier Anlass zur Hoffnung.
Die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus breitet sich weltweit zunehmend aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die erstmals in Indien nachgewiesene Variante als "besorgniserregend" eingestuft, da sie Wissenschaftlern zufolge ansteckender ist als die Ursprungsform des Coronavirus SARS-CoV-2. Auch in Deutschland warnen Immunologen, dass spätestens im Herbst die Delta-Variante die dominierende Variante hierzulande sein könnte.
Laut den jüngsten Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde die Variante bereits in allen 16 Bundesländern nachgewiesen. In der 22. Kalenderwoche lag ihr Anteil an allen genauer untersuchten Corona-Infektionen in Deutschland demnach bei 6,2 Prozent. Ganz anders sieht es in Großbritannien aus, wo die Variante B.1.617.2 inzwischen für 96 Prozent aller Neuinfektionen verantwortlich ist.
Wie wirksam sind die Impfstoffe gegen die Delta-Variante?
Doch wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe gegen die gefährliche Mutante? Mehrere Laboruntersuchungen zeigen, dass sie offenbar resistenter gegen Impfstoffe ist als andere Varianten. So ergab eine Anfang Juni in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte britische Studie, dass die Zahl der Antikörper nach zwei Impfdosen von Pfizer/Biontech bei der Delta-Variante sechs Mal niedriger ausfiel als beim Wildtyp des Virus.
Gegen die erstmals in Großbritannien nachgewiesene Variante Alpha wurde der sogenannte Antikörpertiter um den Faktor 2,6 und gegen die erstmals in Südafrika identifizierte Variante Beta um den Faktor 4,9 abgeschwächt.
Allerdings ist die Zahl der Antikörper zwar ein wichtiges Merkmal der Wirksamkeit eines Impfstoffs, jedoch nicht das einzige. Wer nur die Antikörper berücksichtigt, vernachlässigt insbesondere die Bedeutung der T-Killerzellen, die bereits infizierte Zellen statt des Virus angreifen. Umso wichtiger sind Untersuchungen unter realen statt nur unter Laborbedingungen. Und hier geben die ersten Ergebnisse Anlass zur Hoffnung.
Vollständige Impfung verhindert laut Studie weiter schwere Krankheitsverläufe
Denn mit einer vollständigen Corona-Impfung lassen sich laut einer am Montag vorgestellten Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) schwere Krankheitsverläufe bei der Delta-Variante ebenso wirksam vermeiden wie bei der Alpha-Variante. Zwei Dosen des Wirkstoffs von Pfizer/Biontech verhinderten demnach bei der Variante B.1.617.2 in 96 Prozent der Fälle eine stationäre Behandlung. Für das Vakzin von Astrazeneca lag die Quote bei 92 Prozent.
Eine Ende Mai von den britischen Gesundheitsbehörden veröffentlichte Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen auch für weniger schwere Formen der Krankheit. Demnach ist der Impfstoff von Pfizer/Biontech zwei Wochen nach der zweiten Dosis zu 88 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante ausgelöste symptomatische COVID-19-Erkrankung, bei der Alpha-Variante sind es 93 Prozent. Das Astrazeneca-Vakzin hat demnach eine 60-prozentige Wirksamkeit gegen die Delta-Variante und eine 66-prozentige gegen die Alpha-Variante.
Einzelne Impfdosis bietet nur eingeschränkten Schutz
Einig sind sich Wissenschaftler darin, dass eine einzelne Dosis nur begrenzt Schutz vor einer Infektion durch die Delta-Variante bietet. So ergab die in "The Lancet" veröffentlichte Studie, dass 79 Prozent der Geimpften nach einer ersten Dosis von Pfizer/Biontech "eine quantifizierbare neutralisierende Antikörperreaktion" gegen den ursprünglichen Virusstamm hatten, bei der Variante B.1.617.2 hingegen nur 32 Prozent.
Auch das französische Institut Pasteur erklärte, eine einzelne Astrazeneca-Dosis habe "wenig bis gar keine Wirksamkeit" gegen die Delta-Variante.
Daten der britischen Regierung weisen in dieselbe Richtung: Beide Impfstoffe waren demnach drei Wochen nach der ersten Dosis nur zu 33 Prozent wirksam gegen eine durch die Delta-Variante verursachte symptomatische COVID-19-Erkrankung. Die britische Regierung verringerte daraufhin am Montag den Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung für Menschen über 40 Jahren von zwölf auf acht Wochen. Auch in Frankreich wurde der Zeitraum zwischen den Impfungen reduziert. (afp/mgb)
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