- Nachdem der britisch-schwedische Impfstoffhersteller AstraZeneca bereits aufgrund von Lieferschwierigkeiten in der Kritik steht, gibt es nun weitere Probleme.
- Wie "Handelsblatt" und "Bild" berichten, soll der Impfstoff bei Menschen über 65 Jahren eine Wirksamkeit von nur acht Prozent haben.
- Ein Sprecher des Pharmaherstellers weist diese Berichte zurück, ebenso wie das Bundesgesundheitsminsterium, das eine Verwechslung vermutet.
Lange Zeit lagen auf möglichen Impfstoffen die größten Hoffnungen, die Corona-Pandemie zeitnah zu besiegen. Doch der Impfstart ist nur schleppend angelaufen. Von den bereits in der EU zugelassenen Impfstoffen von Biontech und Moderna liefern die Hersteller noch zu wenige Dosen, um auch nur die besonders gefährdete Gruppe der über 80-Jährigen schnell impfen zu können.
Noch in dieser Woche wird nun mit der Zulassung eines weiteren Corona-Impfstoffs des britisch-schwedischen Pharmaherstellers AstraZeneca gerechnet. Doch schon bevor es überhaupt zur EU-Zulassung kommt, gibt es Probleme mit dem britisch-schwedischen Pharmaherstellers AstraZeneca.
AstraZeneca kann Lieferversprechen nicht erfüllen
Der Konzern hatte am Freitag angekündigt, dass nach der Zulassung zunächst weniger Impfstoff als vereinbart an die EU geliefert werde. Statt 80 Millionen Impfstoffdosen sollten es nach EU-Angaben bis Ende März nur 31 Millionen sein. Zur Begründung hieß es, es gebe Probleme in der europäischen Lieferkette.
Auch ein Intervenieren von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die eine vollständige und unverzügliche Lieferung der bestellten Mengen forderte, brachte bislang keine Lösung. Die EU will das jedoch nicht einfach so stehenlassen, zudem auch der Vorwurf im Raum steht, AstraZeneca könnte bereits vorproduzierte Impfdosen bevorzugt an andere Länder geschickt haben.
Von rechtlichen Schritten oder einer Klage ist aber noch nicht die Rede. Es gehe jetzt um die "rasche Auslieferung einer größtmöglichen Menge an Impfdosen", heißt es aus Kommissionkreisen.
Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs in Frage gestellt
Nun ist die eine Diskussion noch nicht ausgestanden und schon gibt es die nächste: Wie "Handelsblatt" und "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Koalitionskreise berichten, soll der Impfstoff von AstraZeneca ausgerechnet bei Menschen über 65 Jahren nur eine Wirksamkeit von acht Prozent haben.
AstraZeneca hat diese Berichte bereits zurückgewiesen. Sie seien "komplett falsch", teilte ein Sprecher am Dienstagmorgen mit.
Der Konzern verwies unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) ältere Menschen mit einschließe. Eine Studie habe gezeigt, dass der Impfstoff auch bei Senioren eine starke Immunantwort auslöse. Allerdings heißt es in dieser Studie auch, dass es wegen geringer Fallzahlen noch zu wenig Daten zur Wirksamkeit bei älteren Menschen gebe.
Gesundheitsminister
Bundesgesundheitsminsterium weist Berichte zurück
Das Bundesgesundheitsministerium hat inzwischen eine Mitteilung herausgegeben, in der die Berichte über eine angeblich schlechtere Wirksamkeit des Impfstoffs der Firma Astrazeneca bei über 65-Jährigen zurückgewiesen werden. Aktuelle Berichte dazu könne man nicht bestätigen, erklärte ein Sprecher am Dienstag.
Das Ministerium erläuterte außerdem, auf den ersten Blick scheine es so, dass Dinge verwechselt würden: Rund acht Prozent der Probanden der Astrazeneca-Wirksamkeitsstudie seien zwischen 56 und 69 Jahre alt gewesen, nur drei bis vier Prozent über 70 Jahre. Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) werte die Studien aus, erklärte das Ministerium. Bekannt sei seit dem Herbst, dass in den ersten eingereichten Studien von Astrazeneca weniger Ältere beteiligt gewesen seien als bei Studien anderer Hersteller. Mit dem Ergebnis der Auswertung durch die EMA sei an diesem Freitag zu rechnen.
Auch der EU-Abgeordnete Peter Liese hält die Berichte einer geringen Wirksamkeit für überzogen. "Ich glaube, diese Meldung ist übertrieben", sagte er am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Vielmehr solle man die bevorstehende Zulassung des Impfstoffs am Freitag abwarten und nicht spekulieren, sagte Liese, der in der EVP-Fraktion im EU-Parlament als gesundheitspolitischer Sprecher tätig ist. (dpa/ska)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.