Virologe Christian Drosten macht Hoffnung, dass Deutschland eine zweite Welle der Corona-Pandemie erspart bleibt. Zudem geht er davon aus, dass durch das schnelle Handeln hierzulande 50.000 bis 100.000 Menschenleben bislang gerettet werden konnten.
Eine heftige zweite Corona-Welle könnte nach Einschätzung des Virologen
Dafür sei es nötig, bei den jetzigen Maßnahmen nachzujustieren. Abzielen solle man dabei nach dem Vorbild Japans stark auf das frühe Erkennen sogenannter Superspreading-Events: Fälle, in denen ein Infizierter überdurchschnittlich viele weitere Menschen ansteckt.
Kontaktpersonen ohne vorherige Diagnostik als infiziert betrachten
Kontaktpersonen sollten dann ohne vorherige Diagnostik als infiziert betrachtet und isoliert werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Zeige sich zum Beispiel eine Infektion bei einem Lehrer, schaue man sich an, welche Klassen er zuletzt unterrichtete - diese Schüler müssten dann ein oder zwei Wochen zu Hause bleiben, aber man müsse nicht die ganze Schule schließen, so Drosten. Japans Infektionskurve "krieche" nach unten, lange habe man dort aber nicht offensiv die Strategie kommuniziert.
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Drosten betonte, auch viele der derzeit in Deutschland bereits geltenden Maßnahmen verhinderten mögliche Superspreading-Events. Angenommen werde inzwischen, dass der Großteil der Infizierten nur sehr wenige oder keine anderen Menschen anstecke.
Corona-Test hat bis zu 100.000 Leben gerettet
Insgesamt habe Deutschland die Pandemie bislang gut gemeistert, erklärt er in einem Interview gegenüber dem Magazin "Der Spiegel". Das Land befinde sich in einer guten Situation. "Wir haben mit vergleichsweise milden Maßnahmen eine Pandemiewelle gestoppt, und zwar total effizient."
Verantwortlich dafür sei ein Test gewesen, den ein Forscherteam der Berliner Charité erarbeitet hatte und der laut Drosten viele Leben gerettet hat: "Wenn wir nicht so früh hätten testen können, wenn wir Wissenschaftler nicht die Politik informiert hätten – ich glaube, dann hätten wir in Deutschland jetzt 50.000 bis 100.000 Tote mehr." (mgb/dpa)
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