Gesundheitsminister Jens Spahn hält vorsichtige Schritte aus dem Corona-Stillstand nach den Osterferien für möglich. Das entspricht der Empfehlung der Experten der Akademie Leopoldina. Diese haben nun sieben Punkte definiert, um eine baldige Lockerung möglich zu machen.

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Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hält eine Lockerung der Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie nach den Osterferien für möglich.

Auch Gesundheitsminister Jens Spahn hält erste vorsichtige Schritte aus dem staatlich angeordneten Stillstand nach den Osterferien angesichts erster Erfolge bei der Eindämmung des Coronavirus für denkbar, sollte die Entwicklung anhalten.

Schrittweise Rückkehr zur Normalität nach Osterferien möglich

Sollte die Entwicklung bei den Infektionszahlen anhalten, "werden wir mit den Ministerpräsidenten über eine schrittweise Rückkehr zur Normalität nach den Osterferien reden können", sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt".

Nächste Woche wollen sich die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine mögliche Lockerung der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens beraten. Bis dahin soll die Akademie Leopoldina weitere Vorschläge erarbeitet haben, wie "nachhaltiges "Wiederhochfahren" des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft" möglich sei.

Coronakrise: Was ist nötig, um Lockerungen zu ermöglichen?

Dabei würden auch ethische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt, bestätigte eine Sprecherin der Leopoldina der dpa.

Bereits jetzt appellierten die Experten der Leopoldina, dass neben den bestehenden Abstands- und Hygieneempfehlungen sieben Punkte berücksichtigt werden sollen, damit Regeln gelockert werden können:

1. Mund-Nase-Schutz

Eine schrittweise Lockerung der Maßnahmen soll damit einhergehen, dass flächendeckend Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Dieser reduziere die Übertragung von Viren. Eingeschränkt diene er auch dem Eigenschutz. "Der Mangel sollte bereits jetzt durch selbst hergestellten Mund-Nasen-Schutz, Schals und Tücher überbrückt werden", heißt es. Diese sollten Mund, Nase, Kinn und die Seitenränder möglichst vollständig abdecken.

2. Technische Lösungen

Die Experten sprechen sich dafür aus, digitale Werkzeuge zu nutzen, in denen Personen "freiwillig und unter Einhaltung von Datenschutz sowie Persönlichkeitsrechten" Daten über mögliche Infektionswege zur Verfügung stellen. Dies sei unentbehrlich, damit potenziell gefährdete Personen informiert und "zielgenaue" Maßnahmen getroffen werden könnten.

3. Testkapazitäten

Darüber hinaus sollten die Kapazitäten für Corona-Tests weiter erhöht werden und während einer Übergangszeit auch Einrichtungen der Tiermedizin genutzt werden. "Damit können Ausbreitungsherde besser eingegrenzt und Quarantänemaßnahmen passgenau verhängt werden", heißt es.

4. Repräsentative Tests

Es sei zudem wichtig, die Bevölkerung repräsentativ zu testen. So könne ein Überblick hinsichtlich akuter Infektionen gewonnen werden. Zudem solle auf Immunität getestet werden. Dies seien Voraussetzungen für eine realistische Einschätzung der Situation.

5. Risikofaktor

Bei Neuerkrankten müsse umfassend erfasst werden, welche Risikofaktoren wie Alter, Rauchen oder Vorerkrankungen vorliegen. Dafür brauche es ein einheitliches elektronisches Verfahren. "Da die Risikofaktoren die Schwere des Krankheitsverlaufs maßgeblich beeinflussen, ist diese Information im Hinblick auf die Abschätzung einer möglichen Überlastung des öffentlichen Gesundheitssystems wichtig", teilten die Experten mit.

6. Strukturen in Kliniken schaffen

Zwar sei es zwischenzeitlich notwendig gewesen, die Kliniken in Deutschland deutlich umzustrukturieren, das müsse aber regelmäßig überprüft und angepasst werden. Andere akut oder dauerhaft Erkrankte dürften nicht aus der Versorgung fallen. Wichtige Diagnosen müssten frühzeitig erfolgen, langfristig angelegte Therapien nicht unterbrochen werden. Videosprechstunden und andere digitale Angebote könnten eine zunehmende Rolle spielen.

7. Kommunikation

Die Bevölkerung zeigt laut den Wissenschaftlern eine hohe Bereitschaft, die Maßnahmen umzusetzen. Das könne aber noch gestärkt werden, indem regelmäßig und transparent kommuniziert werde. Dabei gehe es beispielsweise darum, nachvollziehbare Zielgrößen wie die Zahl von schwer Erkrankten im Verhältnis zur Versorgungskapazität mitzuteilen. Auch die Info, dass Infizierte zweieinhalb Tage vor den ersten Symptomen andere Menschen anstecken könnten, sei sehr wichtig. (jwo/dpa)

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