- Die Politik ist sich bei einem möglichen Verbot von Feuerwerk an Silvester noch uneinig.
- Allerdings spricht sich die Mehrheit der Deutschen laut Umfrage für ein Feuerwerksverbot aus.
- Ein Verbot hätte aber drastische Konsequenzen für die Pyro-Industrie.
Bei Silvester stößt ein angedachtes Böllerverbot im Corona-Jahr auf Verständnis in der Bevölkerung. Es dürfte sich jedoch kaum durchsetzen, weil mächtige Bundesländer dagegen sind.
Die Gewerkschaft der Polizei warnte zudem, es gehe nicht um schön klingende Forderungen, sondern vor allem um die Umsetzbarkeit. Die Sicherheitsbehörden seien nicht gut genug ausgestattet.
Umfrage: Deutsche für Verbot von Silvester-Feuerwerk
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger (64 Prozent) sind laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov dafür, das Silvesterfeuerwerk 2020/21 wegen der Coronakrise zu verbieten. 25 Prozent lehnen ein Verbot derzeit ab.
10 Prozent machten keine Angabe. Gefragt wurden die Teilnehmer, ob sie ein Feuerwerksverbot "in diesem Jahr aufgrund der coronabedingten Überlastung von Gesundheitssystem und Krankenhäusern" befürworten oder ablehnen.
Eine Skepsis gegenüber Krachern und farbenfrohen Funken am Silvesterhimmel gibt es in Deutschland schon seit Jahren - freilich früher aus anderen Gründen. Schon 2019 gaben 57 Prozent der Bundesbürger in einer Yougov-Umfrage fürs Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) an, dass "Böllern zu Silvester aus Umwelt- und Sicherheitsgründen verboten" werden sollte.
Politik wegen eines möglichen Böllerverbots gespalten
Wegen Corona wird nun besonders kontrovers über Böller und Raketen diskutiert. Der Innenminister des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU), sprach sich dagegen aus, entscheiden müssten aber die Kommunen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte im ARD-Fernsehen, Weihnachten solle "freier" sein, "dafür Silvester wieder konsequenter". Für Silvester wünscht er sich ein Böller- oder Alkoholverbot auf größeren Plätzen.
"Ein generelles Böllerverbot braucht es aber nicht." Auch Bundesinnenminister
Die sieben unionsgeführten Bundesländer sind anders als die sieben SPD-geführten Länder gegen ein Verkaufsverbot für Silvesterböller. Der Verkauf und das Mitführen von Pyrotechnik solle nicht untersagt werden, heißt es in einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag.
Stattdessen solle es einen Appell geben sowie ein Verbot von Feuerwerk auf belebten Plätzen. In einem Papier Berlins als Vorsitzland der Ministerpräsidentenkonferenz heißt es dagegen, zum Jahreswechsel solle der Verkauf, der Kauf und das Zünden von Feuerwerk verboten werden - insbesondere um die Einsatz- und Hilfskräfte zu entlasten und um größere Gruppenbildungen zu vermeiden.
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog
"Womöglich gibt es dann nie wieder Feuerwerk in Deutschland"
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Böllerbranche laut Verband der pyrotechnischen Industrie rund 130 Millionen Euro Umsatz. Der Verband warnte vor einem Totalverbot.
"Ohne das Silvester-Geschäft droht der Feuerwerksindustrie das Aus", sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen gegenüber "t-online". "Womöglich gibt es dann nie wieder Feuerwerk in Deutschland."
Auch der Handel warnte: Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag, von "einer Mehrbelastung der Krankenhäuser" könne bei fachgerechtem Gebrauch keine Rede sein. "Ein Verbot könnte am Ende dazu führen, dass die Verbraucher häufiger zu illegalen Feuerwerkskörpern auf dem Schwarzmarkt greifen."
Deutschlands größte Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin wurde schon abgesagt. Die dortige ZDF-Show mit Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner und Stars wie Peter Maffay soll es aber geben.
Merz: "Geht den Staat nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere"
Doch auch beim Thema Weihnachten rumort es vor allem in den C-Parteien und unter den CDU-Vorsitzkandidaten. So diskutierten viele in sozialen Netzwerken ein plakatives Zitat von NRW-Regierungschef Armin Laschet, der der "Welt am Sonntag" gesagt hatte, es stehe "das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben" bevor.
Es sei aber eine Illusion zu glauben, man könne 80 Millionen Menschen verbieten, Weihnachten die Familie zu treffen. Friedrich Merz hatte dem Berliner "Tagesspiegel" am Sonntag gesagt, das Fest in der Familie sollte nicht infrage gestellt werden: "Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere." (msc/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.