In der Corona-Krise ist er einer der zentralen Akteure in Berlin: Bundesgesundheitsminister Spahn. Nun wurde er selbst positiv auf das Virus getestet. Spahn äußerte sich zu seiner Infektion bei Twitter: "Ich bin in häuslicher Isolation und erhole mich mit aktuell nur Erkältungssymptomatik."
Als erstes Mitglied des Bundeskabinetts hat sich Gesundheitsminister
Jens Spahn hat sich am Mittwochabend bei Twitter selbst zu seiner Corona-Infektion geäußert. "Danke für die vielen guten Wünsche", schrieb er. "Ich bin in häuslicher Isolation und erhole mich mit aktuell nur Erkältungssymptomatik." Er wünsche allen, mit denen er Kontakt hatte, dass sie gesund blieben. "Geben wir weiter aufeinander acht!"
Auf den Tweet antworten binnen einer Stunde mehr als 1.000 Nutzer. Bereits zuvor hatten viele Politiker über Twitter Genesungswünsche übermittelt, darunter auch
Spahn hatte noch am Vormittag an der Kabinettssitzung teilgenommen. Fotos zeigen ihn dabei mit einem Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher teilte auf Anfrage mit, das Kabinett müsse trotzdem nicht in Quarantäne. Es tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass auch im Falle der Teilnahme einer Person, die später coronapositiv getestet werde, eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer nicht erforderlich werde.
Entwarnung für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Eine Entwarnung gab es am Mittwoch für Bundespräsident
Spahn hatte zuvor die Auffassung vertreten, dass es in der jetzigen Corona-Situation nicht zu einem erneuten großflächigen Stillstand in Deutschland wie im Frühjahr kommen werde. "Einen zweiten Lockdown, so wie er immer gemeint wird, den sehe ich nicht", sagte er am Mittwoch auf die Frage eines Nutzers der Social-Media-App Jodel. Dort hatten sich schon andere Spitzenpolitiker Fragen von Nutzern gestellt.
Dagegen warnte Bayerns Ministerpräsident
Dabei kündigte er schärfere Maßnahmen für Regionen mit drastisch erhöhten Infektionszahlen an, eine Art dunkelrote Warnstufe: Ab einem Wert von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen soll es in Bayern demnach eine Beschränkung von Veranstaltungen auf maximal 50 Teilnehmer und eine Sperrstunde ab 21 Uhr geben.
Gesamte Bundesrepublik überschreitet 50er Wert
Bezogen auf die gesamte Bundesrepublik wurde am Mittwoch der kritische 50er Wert überschritten. Er gilt als eine wichtige Schwelle für strengere Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl mit 51,3 an, am Vortag lag sie bei 48,6. Bundesweit meldeten die Gesundheitsämter laut RKI zuletzt 7.595 neue Infektionen binnen 24 Stunden. Der Wert lag damit nur knapp hinter der Höchstmarke von 7.830 am vergangenen Samstag.
Neun deutsche Städte und Landkreise sind laut RKI derzeit nicht mehr in der Lage, den vorgeschriebenen Infektionsschutz vollständig zu leisten. Die Engpässe umfassten etwa die Ermittlung von Fällen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen, teilte eine Sprecherin mit und bestätigte einen Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Welche Regionen genau betroffen sind, sagte sie nicht.
Die Sorge vor einem erneuten Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland kam wegen der stark wachsenden Zahl von Neuinfektionen und der Situation im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land auf. Dort ist wegen des Wertes von 236 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen seit Dienstag das Verlassen der eigenen Wohnung nur noch aus triftigem Grund erlaubt. Schulen, Kitas, Hotels und Restaurants wurden geschlossen.
Lokale Lockdowns werden nicht ausgeschlossen
Auch andere Politiker schließen ein ähnliches Vorgehen auf lokaler oder regionaler Ebene wie im Berchtesgadener Land nicht aus. Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Dinge wie in Berchtesgaden werden wir jetzt häufiger sehen. Wir können nur reagieren durch lokale Shutdowns, insofern sind die auch angemessen."
Der Städte- und Gemeindebund schließt das auch für Städte nicht aus. "Wenn die Zahlen so hochgehen, wie jetzt im Berchtesgadener Land, dann kann ich mir das - leider - auch in größeren Städten vorstellen", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Bild".
Söder versicherte im Landtag, er wolle keinen Alarmismus und keine Endzeitstimmung, aber auch keinen naiven Optimismus. "Es gibt ein Morgen nach Corona." Bis dahin müsse man zusammenhalten. "Es ist jetzt die Zeit, dass jeder sein Bestes gibt, um das Beste für uns alle zu erreichen." Im ZDF-«Morgenmagazin» rief der Regierungschef zu einer "nationalen Kraftanstrengung" in der Corona-Krise auf.
Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Carsten Linnemann (CDU) wandte sich dagegen, durch "immer größere Drohkulissen" und immer mehr "Daumenschrauben" im Kampf gegen die Pandemie "ein ganzes Land für die Verfehlungen einiger weniger in Geiselhaft zu nehmen".
Über die richtige Tonlage in der Diskussion ist sich selbst die Ärzteschaft nicht einig. Der Vizechef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Stephan Hofmeister, warnte vor Angstmache: "Wir glauben, dass etwas mehr Ruhe und Sachlichkeit und etwas weniger Bedrohlichkeit vielleicht helfen könnten, die nächsten eineinhalb Jahre auch noch zu überstehen", sagte er der dpa.
Dagegen hält die Chefin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, die Warnung von
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