Immer mehr Menschen fragen sich, ob sie an COVID-19 erkrankt sind, oder vielleicht sogar schon vor Längerem erkrankt waren. In der Freitagsausgabe des Podcasts "Coronavirus-Update" spricht der Virologe Professor Christian Drosten über die typischen Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und äußert sich auch zu dem neuen Netzwerk deutscher Universitätskliniken.
Es ist eine Geschichte, die man im Moment relativ häufig hört: Menschen vermuten, schon längst am Coronavirus erkrankt gewesen zu sein, da sie bereits vor Längerem die typischen Symptome wie Fieber und Husten hatten.
Vermutlich handelte es sich dabei aber um einen normalen grippalen Infekt und nicht um die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit COVID-19.
"Wir kriegen in letzter Zeit sehr viele Anfragen von Personen, die uns sagen: 'Ich hatte schon im Dezember so eine Erkrankung'", erzählte Professor
Beispielsweise hätten sich Personen gemeldet, die geschäftlich mit Menschen aus China zu tun gehabt hatten. Nach den Treffen kam es zu einer Infektionswelle, in deren Rahmen ganze Familien erkrankten.
Diese Menschen wurden von den Forschern an der Berliner Charité aufgefordert, Serumproben einzuschicken. "Wir haben aber bis jetzt in keinem Fall irgendeinen Hinweis bei allen diesen anekdotischen Untersuchungen gefunden", berichtete Drosten: "Es sieht von den Virussequenzen auch nicht so aus, als wäre vor etwa Mitte Januar etwas nach Europa eingetragen worden. Ich bin weiterhin offen für diese Möglichkeit und möchte das nicht ausschließen. Aber wir und auch andere haben bisher keine Hinweise dafür gefunden."
Trockener Husten und Fieber als typische Symptome
Mittlerweile ist die Chance, in Deutschland am Coronavirus zu erkranken, leider deutlich größer geworden. Drosten, der Direktor der Virologie an der Charité Berlin ist, gab einen Überblick, an welchen Symptomen man eine Infektion erkennt.
"Klassischerweise ist es so, dass, wer als Erwachsener Husten und Fieber gleichzeitig bekommt, das Fieber kann auch ein Frösteln sein, es dürfen auch Halsschmerzen dabei sein, müssen sie aber nicht, das ist die Leitsymptomatik der Erkrankung", stellte der Virologe klar. Den Husten beschrieb Drosten als "typischen, trockenen Husten, der im Vordergrund" steht.
Einige Patienten würden auch über eine Nasennebenhöhlenentzündung klagen, die in den ersten Tagen spontan entsteht und sich durch Druck und Schmerzen in den Nebenhöhlen äußert. Dabei läuft dann auch die Nase, ein typischer Fließschnupfen sei hingegen nicht unbedingt ein Zeichen für eine durch SARS-CoV-2 verursachte Infektion.
Eine Mehrfachinfektion könnte für Schnupfen verantwortlich sein
"Man muss sich immer klar machen, wenn in den Wintermonaten Januar und Februar in China so etwas beschrieben wird, dass in einer Kohorte 20 Prozent der Patienten einen Fließschnupfen haben, dann können das durchaus auch Mehrfachinfektionen sein", erklärte Drosten. Für den Schnupfen könnte also durchaus auch ein anderes Virus verantwortlich sein, das die Nase angreift.
Möglich ist allerdings offenbar auch, dass die Infektion mit den neuartigen Coronaviren praktisch ohne Symptome verläuft. "Die Symptome können anscheinend ausbleiben", sagte Drosten: "Das ist der asymptomatische Verlauf, der überall in der Literatur beschrieben wird, von dem wir bisher nur ganz beschränkte Vorstellungen haben."
Denkbar sei beispielsweise etwa, dass sich bei den anscheinend asymptomatischen Patienten leichte Symptome erst einige Tage nach dem positiven Test zeigen würden, zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr bei dem Patienten nachgefragt werde, erklärte der Virologe.
Oder dass die Symptome so leicht seien, dass sie den Patienten gar nicht auffallen. Ob und wie häufig es tatsächlich komplett symptomfreie Verläufe gibt, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.
"Power der Universitätskliniken bündeln"
Um das Coronavirus SARS-CoV-2 und die Krankheit COVID-19 besser zu erforschen und behandeln zu können, hatte Professor Drosten am Donnerstag auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) ein neues Netzwerk der deutschen Universitäts-Kliniken vorgestellt.
Man müsse in der aktuellen Notfallsituation, die "Power der Universitätsmedizin" effektiv nutzen, sagte Drosten. Schließlich werde an diesen Krankenhäusern ebenso geforscht wie behandelt, weshalb die Universitätskliniken die idealen Vermittler zwischen Grundlagen- und Großforschung sowie der Behandlung seien.
Das neue Netzwerk soll nun helfen, dass die deutschen Universitätskliniken im Kampf gegen das neuartige Coronavirus noch enger zusammenarbeiten.
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