Während nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida in der vergangenen Woche einmal mehr die US-Politik und ihre lobbyfreundlichen Waffengesetze kritisiert wurden, deutet bei der Frage nach dem ideologischen Hintergrund vieles in eine Richtung: auf rassistische Gruppierungen in den USA.

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Nach dem Amoklauf an einer Schule in Florida wurde der Schütze Nikolas Cruz mit "Republic of Florida" in Verbindung gebracht, einer Gruppe weißer Rechtsextremisten.

Auch wenn die Behörden darauf verweisen, dass bisher keine Beweise für die Nähe des 19-Jährigen zu "Republic of Florida" gefunden wurden, rücken Vereinigungen weißer Rassisten nun wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

Im Dezember 2017 hatte bereits ein 21-Jähriger, der sich selbst als Rassist bezeichnete, an einer High School in New Mexico zwei Menschen erschossen.

Wie gefährlich ist der Einfluss rechter Gruppen in den USA?

Die "Republic of Florida" ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL) eine 2014 gegründete rassistische Vereinigung.

Sie besteht vor allem aus jungen weißen Männern und hat sich laut der Einschätzung von Politologe und Amerika-Experte Dr. Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies nicht zum primären Ziel gesetzt, ganz Florida "in einen weißen Ethnostaat zu verwandeln, sondern eher ausschließlich von Weißen bewohnte Stammesgebiete zu schaffen".

Wie Thunert gegenüber unserer Redaktion erklärt, "scheint sich bei der 'Republic of Florida'-Gruppierung die Organisationsform der Milizen mit einer weißen identitären Ideologie beziehungsweise Vorherrschaft (white supremacy) zu vereinen".

Die "Republic of Florida" orientiert sich an regierungsfeindlichen Milizen in den USA und übernahm paramilitärische Strukturen sowie darauf ausgerichtetes Training.

Enge Verbindung mit anderen Rechtsextremisten

An der Spitze der Gruppe steht laut ADL Jordan Jereb.

Der in Tallahassee im Norden von Florida lebende Jereb lobte in sozialen Netzwerken bereits die Tat des norwegischen Amokläufers Anders Breivik und postete immer wieder Bilder von Treffen mit Mitgliedern anderer rechtsextremistischer Gruppen.

Jereb war es auch, der der ADL und US-Medien gegenüber zunächst erklärt hatte, der Amokläufer Cruz sei Mitglied der "Republic of Florida" gewesen und habe an paramilitärischen Trainings teilgenommen. Später zog er diese Aussage aber wieder zurück.

Mitglieder der "Republic of Florida" sollen laut ADL bei dem Aufmarsch der Alt-Right-Bewegung in Charlottesville im August 2017 mitgelaufen sein.

Genaue Zahlen nennt ADL dabei weder für die "Republic of Florida" noch für die gesamte Bewegung der "White Supremacy".

Viele Mitglieder hängen der Bewegung an, ohne einzelnen Gruppen beizutreten oder äußern sich nur anonym im Internet.

Das Southern Poverty Law Center (SPLC), eine weitere US-amerikanische Menschenrechtsorganisation, hat im Jahr 2016 917 Hassgruppen in den Vereinigten Staaten gezählt.

Darunter sind unter anderem Gruppen der Christian-Identity-Bewegung, der Ku Klux Klan und anti-muslimische Vereinigungen.

Knapp ein Drittel der Hassgruppen ordnet das SPLC den weißen Nationalisten, Neo-Nazis und rassistischen Skinheads zu. Die "Republic of Florida" taucht in der Aufzählung dieser 277 Vereinigungen nicht auf.

Eine der größten Neo-Nazi-Organisationen ist die "National Alliance", deren Mitglieder ebenfalls beim Aufmarsch der Alt Right in Charlottesville auftauchten.

Ihren eigenen Angaben zufolge soll ihre Mitgliederzahl 2012 bei 2.500 Anhängern gelegen haben. Im Vergleich dazu: Der Ku Klux Klan hat nach Schätzungen des SPLC zwischen 5.000 und 8.000 Mitglieder, aufgeteilt in über hundert Gruppen.

Zahl rechtsextremer Anhänger steigt

Dabei ist laut Thunert die Zahl der Anhänger der rechtsextremen Gruppierungen nicht allein entscheidend für deren Bedeutung.

Der politische Einfluss gehe auch nicht in erster Linie allein auf die hohe Gewaltbereitschaft rechtsextremer Gruppierungen zurück, sondern auf Netzwerkstrukturen.

Die politische Wirkkraft der Szene könne eher dadurch zunehmen, "dass sich unter dem Label der 'Alt-Righ' ein Teil der traditionellen weißen Suprematisten mit Anhängern der christlichen Identitären und einigen intellektuellen Rechtfertigern des weißen Suprematismus verbinden", so der Experte.

Neben dem wachsenden Einfluss betont der Politologe dennoch auch das Gewaltpotential, das von den Rechten in den USA ausgehe.

"Unter den in den USA aktiven extremistischen Bewegungen sind die extremen weißen Rassisten am gewalttätigsten. Davon geht die unmittelbarste Gefahr aus, da sich unter diesen Gruppen Menschen mit hoher krimineller Energie befinden, die zum Teil auch eine gemeinsame Gefängnisvergangenheit haben."

Oren Segal, Direktor der Anti-Defamation League, berichtete im August 2017 gegenüber CNN, dass laut seiner Menschenrechtsorganisation zwischen 2007 und 2016 Menschen mit rechtsextremer Gesinnung für 74 Prozent aller Tötungsdelikte von Extremisten verantwortlich waren.

Auch wenn sich ADL und SPLC mit genauen Zahlen zurückhalten, so sind sich beide Menschenrechtsorganisationen doch darin einig, dass die Zahl der Hassgruppen allgemein und die Zahl der Anhänger des "White Supremacy" im Besonderen in den letzten Jahren gestiegen seien.

Eine alarmierende Entwicklung, der man nun nach dem Amoklauf in Florida wieder mehr Aufmerksamkeit schenken könnte.

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