Das Robert-Koch-Institut schätzt die Coronalage nach wie vor als "sehr ernst" ein. "Die Fallzahlen sind insgesamt immer noch sehr hoch, viel zu hoch", sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Es gibt aber auch gute Nachrichten - und einen Rat, wie man trotzdem einigermaßen sicher Weihnachten feiern kann.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht bei den Corona-Fallzahlen in Deutschland eine Stabilisierung auf hohem Niveau. Die Lage sei weiterhin sehr ernst, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag in Berlin.
In den vergangenen Tagen gab es oftmals keinen weiteren Anstieg der Neuinfektionszahlen. Das sei zwar eine gute Nachricht. Ob es sich bei der Entwicklung aber um eine Trendwende handelt, müsse man noch abwarten. Insgesamt seien die Fallzahlen immer noch sehr hoch - viel zu hoch, sagte der Mikrobiologe und Veterinärmediziner.
RKI: "Lockdown light" funktioniert
Die Stabilisierung der Coronavirus-Neuinfektionen in Deutschland steht nach Einschätzung des RKI in Zusammenhang mit den getroffenen Eindämmungsmaßnahmen.
Die Stabilisierung der Zahlen auf hohem Niveau sei ein Hinweis, dass die strengen Regeln greifen, sagte die Leiterin des RKI-Lagezentrums, Ute Rexroth. Die Bevölkerung halte sich daran und die Maßnahmen wirkten. Die Fallzahlen seien trotz der leichten Entspannung aber weiter zu hoch.
Wieler ergänzte, er sei optimistisch, dass sich der Trend fortsetzt - aber man sei noch lange nicht über den Berg.
In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem RKI 22.609 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind gut 5.000 Fälle mehr als am Mittwoch (17.561), wie aus Angaben des RKI vom Donnerstagmorgen hervorgeht. Im Vergleich zum Wert von vor einer Woche wurden etwas mehr Fälle gemeldet.
Am vergangenen Donnerstag hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 21.866 gelegen. Der Höchststand war am vergangenen Freitag mit 23.542 gemeldeten Fällen erreicht worden.
Intensivmediziner erwartet dritte Welle und Jojo-Effekt
Der Direktor der Intensivmedizin am Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, warnt schon jetzt vor einer dritten Corona-Welle.
"Wir werden einen Jojo-Effekt sehen, wenn die Zahlen jetzt runtergehen und es nach und nach Lockerungen gibt. Ich befürchte, dass die Menschen dann wieder leichtsinniger werden", sagte der Mediziner im Interview des "Hamburger Abendblatts".
Im Sommer habe es lange gedauert, bis die Zahlen wieder angestiegen seien. "Aber im Winter halten sich die Menschen angesichts der Temperaturen viel mehr drinnen auf. Ich habe die Sorge, dass dann die dritte Welle kommt - davon müssen wir eigentlich ausgehen." Es sei deshalb nun wichtig, dass sich alle über Monate disziplinieren, auch wenn es schwer fällt.
Der von der Politik beschlossene "Lockdown light" gilt vorerst bis 30. November. Auf die Frage unserer Redaktion, ob diese Maßnahmen angesichts der nach wie vor nicht deutlich sinkenden Fallzahlen nicht über Weihnachten hinaus verlängert werden müssten, antwortete RKI-Präsident Wieler: "Es muss keinen Jojo-Effekt geben. Der Großteil der deutschen Bevölkerung weiß, dass es das Virus gibt, und verhält sich auch entsprechend. Die Grundmaßnahmen, also die 'AHA+L-Regel' und die Nutzung der Corona-Warn-App, werden wir noch monatelang haben, bis eine Verbesserung des Zustands durch den Impfstoff eintritt. Zusätzliche Maßnahmen hängen immer vom Infektionsgeschehen ab und müssen rechtzeitig durchgeführt werden."
Zwei Wochen vorsorgliche Quarantäne vor Weihnachten
Wäre denn eine Art Vorab-Quarantäne eine Lösung, um das Weihnachtsfest doch in der gewohnten Form in größerem Familienkreis zu feiern und auch Freunde zu treffen?
"Das wäre natürlich eine Möglichkeit", antwortet Wieler auf unsere Frage. "Nach allen Modellierungen und Berechnungen ist eine ziemlich große Sicherheit gegeben, wenn man 14 Tage lang keinen Risikokontakt hat. Das wäre nach derzeitigem Stand der Zeitraum, in dem man sich in Quarantäne befinden müsste."
Mit Material der dpa und afp
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