- Deutlich mehr Corona-Tests etwa in Schulen und Betrieben sollen dazu beitragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen.
- Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Schnelltests, Selbsttests und PCR-Tests?
- Und wie wirken sie sich auf die Inzidenzwerte aus? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Seit Anfang März kann sich in Deutschland jeder einmal pro Woche kostenlos einem Corona-Schnelltest unterziehen. In Supermärkten und Drogerien sind inzwischen auch Tests für den Eigengebrauch zu kaufen. Hier finden Sie Antworten zu Fragen rund um die unterschiedlichen Testarten und wie sich diese auf die Inzidenz auswirken.
Was ist der Unterschied zwischen Schnelltests und Selbsttests?
Selbsttests, auch Laientests genannt, kann jeder kaufen und eigenständig zu Hause durchführen. Dabei ist es wichtig, der beiliegenden Gebrauchsanleitung sehr genau zu folgen. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest zeigt eine optische Markierung an der Testkassette das Ergebnis an.
Ein Schnelltest wird dagegen von geschultem Personal durchgeführt. Das Ergebnis liegt nach 15 bis 30 Minuten vor. Darüber erhält die getestete Person einen schriftlichen Nachweis. Beide Varianten zählen zu den Antigentests. Im Falle eines positiven Ergebnisses muss zur Bestätigung ein PCR-Test durchgeführt werden.
Wie zuverlässig sind die verschiedenen Tests?
Für die Zuverlässigkeit eines Tests gibt es laut Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie unterschiedliche Faktoren. Die Sensitivität eines Tests sagt aus, wie viele positive Fälle tatsächlich angezeigt werden. "Wenn in einer Gruppe von Probanden 100 Infizierte sind, dann findet mein PCR-Test wahrscheinlich 98 oder 99. Ein Schnelltest oder Selbsttest findet nur 60 bis 70. Das heißt, es bleiben einige unerkannt", erklärt Zeeb.
Auch bezüglich falsch-positiver Ergebnisse sind Schnell- und Selbsttests sehr viel ungenauer als PCR-Tests. Das wissenschaftliche Kompetenznetz Public Health COVID-19 hat zur Veranschaulichung die folgende Beispielrechnung aufgestellt: In einer Gruppe von 10.000 Menschen sind 10 Infizierte. Wenn sich alle einem Antigentest unterziehen, gibt es 59 positive Ergebnisse. PCR-Tests haben nach Angaben des RKI dagegen "bei korrekter Durchführung und Bewertung" eine nahezu hundertprozentige Genauigkeit.
Welche Tests fließen in die offizielle Statistik ein?
Momentan gehen lediglich die mittels PCR-Test bestätigten Fälle in die Statistik des RKI ein.
Welchen Nutzen bringt es, viel zu testen?
Bei der COVID-19-Erkrankung gibt es eine Phase vor Ausbruch von Symptomen, in der Betroffene schon infektiös sein können. Mithilfe der Tests will man solche Fälle frühzeitig erkennen, um Infektionsketten schneller unterbrechen zu können.
Lassen mehr Corona-Tests die Inzidenz steigen?
Wenn die Zahl der Tests erhöht wird, kann die Inzidenz steigen, ohne dass das tatsächliche Infektionsgeschehen zunimmt. "Das ist nichts Besonderes, das ist bei allen Untersuchungen so, die wir in der Epidemiologie kennen: Sobald man anfängt, ganz genau nach etwas zu schauen, findet man mehr", sagt Zeeb.
Man müsse auch bedenken, dass aktuell nur ein Teil der Infektionen entdeckt werde. Daher sei es von Vorteil, wenn jetzt etwa in Schulen und Betrieben in der Breite getestet werde. So würden auch mehr positive Fälle auffallen.
Warum kritisieren Wissenschaftler die ausschließliche Orientierung an der Inzidenz?
Die Inzidenz trifft lediglich Aussagen darüber, wie viele positive Testergebnisse registriert wurden. "Wenn diese Fälle alle harmlos wären, wäre die Lage ja nicht schlimm. Darum ist es auch wichtig zu beobachten, wie die Auslastung des Gesundheitswesens und die Sterberate aussehen."
Die Inzidenz zeige aktuell außerdem auch kein realistisches Bild der Infektionslage an, weil sich Menschen meist testen lassen würden, wenn sie verdächtige Symptome haben oder Kontakt zu nachweislich Infizierten. Da die Wahrscheinlichkeit einer Infektion in dieser Gruppe größer als in der Gesamtbevölkerung ist, kann man daraus keine Rückschlüsse auf das allgemeine Geschehen ziehen. Laut Zeeb wären daher wissenschaftlich kontrollierte Zufallstestungen notwendig. Diese würden einen zuverlässigeren Einblick in das Geschehen ermöglichen.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Prof. Dr. med. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS)
- Public Health COVID-19: Strategie zum risikostratifizierten Einsatz von Antigen-Schnelltests (PDF)
- Robert-Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.