- Dem Chef des Zittauer Klinikums zufolge mussten dort Ärzte darüber entscheiden, welcher Patient beatmet wird und welcher nicht, da nicht genügend dafür ausgerüstete Intensivbetten zur Verfügung standen.
- Das Krankenhaus hat dies bislang weder bestätigt noch dementiert.
Was in den zurückliegenden Monaten der Corona-Pandemie nur ein Schreckensszenario aus anderen Ländern war, ist nun offenbar auch in Deutschland Realität: die sogenannte Triage. Ärzte müssen entscheiden, welcher Patient beatmet wird und welcher nicht, weil nicht genug Intensivbetten mit Beatmungstechnik zur Verfügung stehen. Eine Entscheidung über Leben und Tod.
Triage: Leitlinien für unsagbar schwere Entscheidung
In Zittau musste in den vergangenen Tagen "mehrfach" triagiert werden, wie der Ärztliche Direktor des Klinikums Oberlausitzer Bergland, Mathias Mengel, dem Portal "t-online" bestätigte. Zuerst hatte "Deutschlandfunk"-Reporter Alexander Moritz dies von einer digitalen Informationsveranstaltung für Bürger am Dienstagabend berichtet. Die Klinik bestätigt oder dementiert die Schilderungen des Arztes am Mittwoch nicht ausdrücklich. Stattdessen betont sie: Die Lage ist kritisch.
Triage leitet sich vom französischen Verb "trier" ab (zu Deutsch: "sortieren" oder "aussortieren"). In der Notfallmedizin bedeutet der Begriff, dass bei Ressourcenknappheit derjenige Patient behandelt wird, der die größten Erfolgsaussichten hat.
Im Einzelfall eine unsagbar schwierige Entscheidung. Verschiedene medizinische Fachgesellschaften haben daher Leitlinien aufgestellt, die den Ärzten dabei helfen sollen. Für mindestens einen Patienten hat die Entscheidung der Zittauer Mediziner laut Mengel bedeutet, dass er starb.
Kliniken in Sachsen: "Wir sind im Epizentrum"
Zwar versuchen die Mittarbeiter des Zittauer Klinikums, wie auch ihre Kollegen in anderen überlasteten Krankenhäusern in Deutschland, Patienten in andere Häuser zu verlegen. Doch das klappt nicht immer.
Zum einen, weil der Gesundheitszustand mancher Patienten derart instabil ist, dass sie nicht verlegt werden können. Zum anderen, weil immer mehr Kliniken an ihre Grenzen stoßen - gerade in Sachsen. "Wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf", sagte Klinikchef Mengel.
Der Landkreis Görlitz, in dem die Klinik liegt, gehört zu den absoluten Corona-Hotspots in Deutschland. Nach Angaben des sächsischen Sozialministeriums lag die Sieben-Tages-Inzidenz dort am Dienstag bei über 500. Mengel sprach von Überlegungen, Patienten "im großen Stil" in andere Bundesländer verlegen zu wollen.
Klinik verspricht "bestmögliche Therapie"
Eine Anfrage dieses Portals zu diesen Plänen und weiteren offenen Fragen hat das Klinikum Oberlausitzer Bergland bislang nicht beantwortet. Gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärte der Träger, das Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz, dass die Corona-Lage kritisch ist. Die Intensivmedizin stoße "an die Grenzen des Leistbaren". Die Kapazität der beiden eigens eingerichteten Corona-Infektionsstationen von insgesamt 100 Betten in den beiden Standorten des Klinikums könne nicht ausgeschöpft werden, weil Personal fehle. Die Worte des Mediziners wurden weder bestätigt noch dementiert. Stattdessen betonten die Verantwortlichen, dass alle Patienten "die bestmögliche Therapie" erhielten. (mcf/dpa)
Hinweis: In einer ersten Version des Textes hatten wir statt Zittau versehentlich Zwickau geschrieben. Wir bitten dies zu entschuldigen.
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