Die Corona-Warn-App stößt in Deutschland weiterhin auf große Vorbehalte. Das hat eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Technikverbands gfu ergeben. Mehr als die Hälfte der Befragten will die App des Robert-Koch-Instituts demnach nicht installieren.
Die Corona-Warn-App des Bundes stößt in der Bevölkerung weiterhin auf große Vorbehalte, obwohl Experten ihr einen spürbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie bescheinigen.
52 Prozent der Befragten wollen App nicht installieren
In einer Umfrage im Auftrag des Technikverbands gfu gaben 52 Prozent der Befragten an, sie wollten die App des Robert-Koch-Instituts nicht installieren. Die Studie mit 2.000 Befragten wurde am Mittwoch im Vorfeld der Technikmesse IFA veröffentlicht.
Das sind die Gründe: Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten erklärte, die App habe für sie keinen persönlichen Mehrwert. Ein Drittel (33 Prozent) bezweifelte, dass die Daten ausreichend geschützt sind. Dabei hatten Datenschützer und auch Nicht-Regierungsorganisationen wie der Chaos Computer Club das Datenschutzkonzept der App zum Start ausdrücklich gelobt. Knapp ein Drittel (30 Prozent) befürchtet Eingriffe in die Selbstbestimmung.
Die Nutzer der App sehen das Tracking-Programm großteils positiv
Rund ein Drittel (35 Prozent) der insgesamt Befragten hatte die App bereits runtergeladen oder plante dies. 13 Prozent gaben an, dass eine Installation der App bei ihnen technisch nicht möglich sei - beispielsweise, weil sie kein Smartphone oder eines mit einem älteren Betriebssystem hätten.
Insgesamt bewerteten die Nutzer die App eher positiv. 21 Prozent sind sehr zufrieden, weitere 42 Prozent zufrieden, unentschieden sind 29 Prozent. Fünf Prozent sind damit eher unzufrieden und nur drei Prozent völlig unzufrieden.
Die Anwendung gehört mit derzeit 17,8 Millionen Downloads in Deutschland (Stand 2.9.2020) zu den erfolgreichsten Anwendungen in den App-Stores von Apple und Google. In Deutschland gibt es laut "Statista" 57,7 Millionen Smartphone-Nutzer.
RKI: Höhere Downloadzahl wäre wünschenswert
Patrick Schmich, der Leiter des Epidemiologischen Daten- und Befragungszentrums am RKI sagte auf der IFA-Veranstaltung "gfu Insights & Trends", eine höhere Installationsquote sei natürlich wünschenswert. Man habe aber diese im weltweiten Vergleich sehr hohen Downloadzahlen nur erreicht, weil man die Datenmenge auf das Mindestmaß reduziert und auf ein strenges Datenschutzkonzept gesetzt habe. Außerdem sei die Corona-Warn-App nur ein Instrument zur Pandemie-Bekämpfung, neben sozialer Distanz und einer Mund-Nasen-Bedeckung.
Schmich wies weiter darauf hin, dass inzwischen 120 Labore für die Übertragung der Testergebnisse an die App angeschlossen seien. Bislang seien bereits mehr als 300.000 Testergebnisse in der App bereitgestellt worden. Bei den Telefon-Hotlines, die zur App angeboten werden, seien inzwischen rund 250.000 Anrufe aufgelaufen und beantwortet worden.
Apple und Google erweitern Fundament der App
Unterdessen haben Apple und Google das technische Fundament der App erweitert. Die Tech-Konzerne geben Regierungen nun die Möglichkeit, eine Corona-Warn-Infrastruktur auf Smartphones auch ohne eine gesonderte App aufzusetzen.
Google integriert dafür die nötige Funktionalität direkt in Play Services des Betriebssystems Android, Apple in die Version 13.7 des iOS-Systems seiner iPhones. Die Nutzer werden gefragt, ob sie an der Nachverfolgung teilnehmen wollen. Ohne eine aktive Zustimmung wird die Tracing-Funktion nicht aktiv. Bestehende Corona-Warn-Apps werden weiterhin funktionieren. (mgb/dpa)
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