Seit einigen Monaten sind die Verkäufe von Ivermectin in den USA in die Höhe geschnellt. Der Grund: Es wird im Internet als Wundermittel gegen COVID-19 angepriesen. Auch in Deutschland verbreitet sich die Behauptung. Es gibt aber keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass das Medikament gegen das Coronavirus wirkt. Ivermectin ist eigentlich ein Entwurmungsmittel.

Mehrere deutsche Blogs berichteten Anfang September, in den USA hätten Richter die Behandlung eines Corona-Patienten mit Ivermectin angeordnet. Es wird suggeriert, das Medikament könne COVID-19 heilen, es sei nach Ansicht von Medizinern ein "wirksames Medikament". Für diese Wirksamkeit gibt es jedoch nach Recherchen von CORRECTIV.Faktencheck nicht genügend wissenschaftliche Belege.

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Ivermectin ist ein Entwurmungsmittel für Pferde oder Kühe, es bekämpft also Parasiten. In geringen Dosierungen ist es in den USA auch gegen Parasiten bei Menschen zugelassen. Seit einigen Monaten wird es als angebliches Heilmittel gegen COVID-19 angepriesen. Laut der Gesundheitsbehörde CDC stiegen die Verschreibungen für Ivermectin seit Dezember 2020 sprunghaft an. US-Behörden warnen Menschen jedoch davor, Ivermectin gegen COVID-19 einzunehmen.

Es gab zwar laut US-Medienberichten einen Fall eines schwer an COVID-19 erkrankten Mannes aus Ohio, bei dem ein Richter zunächst anordnete, dass ihm das Krankenhaus Ivermectin verabreichen solle. Die Ehefrau des Kranken war dafür vor Gericht gezogen. Am 7. September nahm jedoch ein anderer Richter in Ohio die erste Entscheidung zurück: Es gebe nicht genügend Belege, dass die Behandlung mit Ivermectin erfolgreich sein würde.

US-Gesundheitsbehörde FDA warnt vor Ivermectin

Im September 2021 informierte die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (Food and Drug Administration, FDA) in einem Artikel darüber, dass die aktuell verfügbaren Daten nicht ausreichten, um eine Wirkung von Ivermectin gegen COVID-19 zu belegen.

Klinische Studien, die diese Frage untersuchten, dauerten noch an. Größere Mengen Ivermectin einzunehmen sei gefährlich. Die Frage, ob man Ivermectin gegen COVID-19 einnehmen solle, beantwortet die Behörde klar mit "nein". Das Medikament habe keine Zulassung für diese Behandlung.

Das internationale Netzwerk Cochrane, das wissenschaftliche Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitswesen bereitstellt, erklärte in einem Artikel im Juli, wie es zu den Behauptungen über Ivermectin und COVID-19 kam: Im April 2020 habe eine Laborstudie in Zellkulturen eine hemmende Wirkung des Medikaments auf die Vermehrung des Coronavirus SARS-CoV-2 gezeigt. Die eingesetzte Dosis habe jedoch weit über der gelegen, die für Menschen zugelassen sei. Inzwischen gebe es auch einige abgeschlossene klinische Studien zu Ivermectin, diese reichten jedoch nicht aus, um eine Wirkung zu belegen.

Nicht genügend Belege für die Sicherheit und Wirksamkeit gegen Covid-19

14 Studien wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Würzburg und der Cochrane Infectious Disease Group im Juli analysiert. Sie kamen zu dem Schluss, dass es nicht genügend Evidenz, also wissenschaftliche Belege für die Sicherheit und Wirksamkeit von Ivermectin gebe. Weitere Studien seien nötig und mehrere befänden sich noch in der Durchführung.

Cochrane Deutschland schreibt dazu: "Verglichen mit Placebo oder einer Standardbehandlung zeigte Ivermectin weder bezüglich des Sterberisikos noch des klinischen Zustands von COVID-19 Patient*innen einen Vorteil. Auch zu einer vorbeugenden Wirkung von Ivermectin nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus lassen sich keine Aussagen machen. Die Vertrauenswürdigkeit der vorhandenen Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig."

Im Juli und August berichteten die britische Tageszeitung Guardian und das Wissenschaftsmagazin Nature, dass eine große Studie, die Ivermectin positiv hervorhob, wegen "ethischer Bedenken" zurückgezogen wurde.

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