- Die vierte Corona-Welle hat Deutschland erfasst.
- Bereits jetzt sind fast alle Parameter höher als zur gleichen Zeit vor einem Jahr.
- Kanzlerin Merkel äußerte sich besorgt über die aktuelle Entwicklung der Hospitalisierungswerte und der Todeszahlen.
Die Corona-Infektionen steigen wieder stark an - und das noch früher als vor einem Jahr: Zunehmend lauter wird deshalb die Sorge vor erneuten Notlagen in den Kliniken geäußert. So warnte die scheidende Bundeskanzlerin Angela
Das Ministerium bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Für einige Personengruppen seien die Auffrischungsimpfungen aber besonders sinnvoll. Das Ministerium verwies per Twitter auf seine Seite im Internet, auf der diese Gruppen aufgelistet sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit einer Immunschwäche und Menschen ab 60 Jahren - "nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung".
Deutlich mehr Corona-Neuinfektionen als zur gleichen Zeit vor einem Jahr
Zuvor hatten Ärztevertreter Kritik am geschäftsführenden CDU-Gesundheitsminister geübt. "Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister
Mit Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer, sagte Beck. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem RND: "Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz."
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte via Twitter, man brauche jetzt eine klare Kampagne zur Booster-Impfung für alle über 70-Jährigen. "Für sie ist Booster-Wirkung ab jetzt lebensnotwendig, da für sie Durchbruchinfektionen tödlich enden können. Dritte Impfung ein Muss für sie. Andere später dran. Das muss man klar kommunizieren."
Ärztepräsident spricht über möglichen Lockdown für Ungeimpfte
Viele Corona-Parameter liegen bereits deutlich höher als zur gleichen Zeit vor einem Jahr: Am Samstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 21.543 Neuinfektionen (30.10.2020: 18.681) und einen Sieben-Tage-Wert je 100.000 Einwohner von 145,1 (104,9). Das DIVI-Register verzeichnete am Samstag 1932 Corona-Patienten auf Intensivstationen (1839) - 64 mehr als am Vortag. Zum Höhepunkt der Pandemie im Januar 2021 waren es mehr als 5700.
Zwar sind inzwischen auch zwei Drittel der Bevölkerung voll geimpft, entsprechend höher ist aber das Risiko durch und für Ungeimpfte. Um die Pandemie eindämmen zu können, wäre laut RKI eine Impfrate von 85 bis 90 Prozent bei den über Zwölfjährigen nötig - ergänzt durch Auffrischungsimpfungen, um der nachlassenden Wirkung zu begegnen.
Kanzlerin Merkel sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die aktuelle Entwicklung der Hospitalisierungswerte und der Todeszahlen bereite ihr "große Sorgen". "Sie sollte uns allen Sorgen bereiten." Sie stehe dennoch weiter dazu, dass es hierzulande keine Impfpflicht gibt. "Aber dass zum Beispiel noch zwei, drei Millionen Deutsche über 60 ungeimpft sind, stimmt mich sehr traurig, weil das einen Unterschied machen könnte für sie persönlich wie für die ganze Gesellschaft."
Virologe Streeck: Verlauf der Pandemie entscheidet sich in Pflegeheimen
Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der Deutschen Presse-Agentur, das medizinische Personal sei an der Belastungsgrenze, und niemand wolle erneut erleben, dass planbare Operationen abgesagt werden müssten. "Das sollten sich auch diejenigen vergegenwärtigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geimpft haben."
Dem "Spiegel" sagte Reinhardt: "Möglicherweise müssen wir bei weiter zunehmenden Fallzahlen eine gesellschaftliche Diskussion führen, ob Lockdown-Maßnahmen nur für Ungeimpfte gelten." Er fände das gerechtfertigt, wenn es darum gehen sollte, die stationäre Versorgung zu sichern - ausgenommen Kinder und andere, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.
Der Virologe Hendrik Streeck glaubt, dass sich der Pandemieverlauf in den Pflegeheimen entscheidet. "Trotz der Impfung ist dort weiterhin der tödliche Hotspot der Pandemie. Das heißt vor allem: breitflächig eine Booster-Impfung anzubieten und in Alten- und Pflegeheimen konsequent und regelmäßig zu testen", sagte er der "Welt am Sonntag". (mt/dpa)
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