- Schulen sollen laut der von der Bundesregierung beschlossenen Verschärfung des Infektionsschutzgesetzeskünftig erst ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 schließen.
- Zu spät, finden der Präsident des Robert-Koch-Instituts und der Bundesgesundheitsminister.
RKI-Präsident Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) haben den geplanten Stopp von Präsenzunterricht ab einer Corona-Inzidenz von 200 als unzureichend kritisiert.
"Aus meiner Sicht ist die 200er-Grenze zu hoch", sagte Wieler am Donnerstag in Berlin. Je höher man die Schwelle setze, desto mehr Kinder werde man wegen Infektionen aus den Klassen nehmen und desto mehr ganze Klassen werde man zuhause lassen müssen.
Präsenzunterreicht mit zwei Corona-Tests pro Woche
Bund und Länder wollen mit der geplanten Bundes-Notbremse in den Schulen ab 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen vorschreiben, dass bei Präsenzunterricht zwei Corona-Tests pro Woche gemacht werden. Ab 200 soll auf Homeschooling umgestellt werden.
Bereits die Bildungsgewerkschaften hatten das als zu riskant kritisiert. Wieler sagte, Kinder könnten ebenso leicht angesteckt werden wie Erwachsene. Sie könnten dann auch Erwachsene anstecken. Glücklicherweise würden sie selbst seltener krank.
In einigen Ländern gibt es bereits geltende Regeln, wonach Schulen ab einer Inzidenz von 100 zu Distanzunterricht wechseln. Gar keine Inzidenzgrenze gibt es derzeit in Sachsen.
Negativer Test kein Freifahrtschein
Generell gelte, dass ein negatives Testergebnis nicht als Freifahrtschein genommen werden könne, sagte Spahn. Wieler zitierte Studien, nach denen die britische Variante um 30 bis 70 Prozent ansteckender sei. "Die Übertragung ist so rasch und intensiv", man bekomme das Virus nicht weggetestet. Bei Inzidenzen von 100 oder 200 würden dann einfach viele Menschen positiv getestet werden. "Wir müssen die Inzidenzen runterbringen."
Spahn rief die Ministerpräsidenten auf, nicht bis zum Inkrafttreten der Bundes-Notbremse zu warten, bis sie für ihre Länder strenge Maßnahmen ergreifen. "Ich habe im Moment den Eindruck, viele warten auf das Gesetz." Er sagte: "Bitte nicht alle jetzt auf dieses Gesetz warten." Das alleine werde die Probleme nicht lösen, zumal es voraussichtlich erst Ende der kommenden Woche in Kraft treten werde. © dpa
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