Wer im Lotto verliert, der hatte eben Pech. Abertausende teilen dieses Schicksal, Woche für Woche. Wer jedoch gewinnt, aber dennoch leer ausgeht, der hat ein echtes Problem. Oder können Sie sich vorstellen, den Millionen-Jackpot zu knacken, aber nie auch nur einen Cent dafür zu bekommen? Wer online tippt, ist vor diesem Alptraum gefeit.
Für Kay und Martyn Tott aus der englischen Grafschaft Hertfordshire ist es bittere Realität. Das noch jugendliche Paar hatte den Lotto-Jackpot geknackt und konnte sich über rund drei Millionen Britische Pfund, umgerechnet mehr als dreieinhalb Millionen Euro freuen. Erhalten haben sie das Geld nie.
Gewonnen wie zerronnen - ein schwer erträgliches Szenario
Eigentlich war der Millionengewinn der Totts ein unglaubliches Glück - zumal die beiden genau das getan hatten, was man im Sinne einer hohen Quote besser vermeiden sollte: Sie hatten auf die Geburtsdaten ihrer Kinder und den Tag ihrer Verlobung gesetzt. Zum Glück wohnte jedoch die Großmutter in der richtigen Hausnummer: 44. Als diese Zahl fiel, war der Millionengewinn perfekt. Doch auf die erste Euphorie folgten die Frage nach dem Verbleib des Lottoscheins und jede Menge Ärger. Am Ende war das Mobiliar zerlegt, der wertvolle Schein blieb jedoch verschollen.
Inzwischen war auch die Frist für die Abholung des Gewinns verstrichen. Obwohl das Paar nachweisen konnte, wo und wann sie den "Glücksschein" erworben hatten, es keinen anderen Anwärter auf den Gewinn gab und die Totts sogar beweisen konnten, dass sie schon immer diese Zahlen gesetzt hatten, verweigerte die Lotterie-Gesellschaft die Auszahlung. Man hatte wohl Sorge, dass eine kulantere Lösung auf künftige Fälle abgefärbt hätte.
Unglück im Glück, gar kein so seltener Fall
Die Geschichte der Totts ist kein Einzelfall. Es gibt ihn, so oder in ähnlicher Form, jedes Jahr immer wieder und auf der ganzen Welt. Meist bleiben die Glückspilz-Pechvögel dabei namenlos, denn die Gewinner werden nie ermittelt. So weiß man am Ende auch nicht, ob der Millionengewinn gar nicht bemerkt wurde, der Lottoschein verschwunden war oder die Gewinner noch im Vorfeld der Auszahlung in Champagner ertrunken sind.
Der vielleicht spektakulärste Fall ereignete sich wiederum in der englischen Grafschaft Hertfordshire, in einem Dorf nördlich von London. Diesmal spielte die Lotteriegesellschaft "Camelot" als Jackpot den unglaublichen Betrag von umgerechnet rund 80 Millionen Euro aus - und in Hertfordshire wurden exakt die richtigen Zahlen getippt. Damit endet die Geschichte. Trotz einer umfangreichen Suchaktion - man nahm an, der Gewinner sei ortsansässig - konnte der neue Lotto-Millionär nie ermittelt werden. So blieb auch im Dunkel, wieso der Gewinn nicht abgeholt wurde.
Auch aus Deutschland sind viele Fälle bekannt, in denen Millionenbeträge aus Spielgewinnen schlicht nicht abgeholt wurden. Anfang 2013 betraf es einen Tippschein der Glücksspirale, der für zehn Euro Einsatz 2,1 Millionen erlöste - oder wahlweise eine Sofortrente von 7.500 Euro. Bekannt ist, dass der Schein in Düsseldorf abgegeben worden war. Warum der Gewinner sein Geld nicht einforderte, weiß man dagegen nicht. Inzwischen ist der Anspruch erloschen - das Geld kam wie in solchen Fällen üblich einer Sonderziehung zugute.
Kundenkarten und Online-Spiel
Fast zwangsläufig stellt sich die Frage, wie man so ein Szenario vermeiden kann. Und dafür gibt es gleich mehrere Antworten, die kaum Lücken offen lassen.
Die noch immer sicherste Version ist das Spiel mit Kundenkarte oder über das Internet. Hier wird der Gewinn direkt überwiesen, zumindest so der Kunde seine Bankdaten mit hinterlegt hatte. Die Wahrscheinlichkeit, einen Gewinn zu verpassen, sinkt damit fast auf null. Bei Gewinnen über 1.000 Euro ist man vollständig geschützt. Denn selbst wenn die Bankdaten nicht hinterlegt wurden, wird die Annahmestelle den Besitzer der Kundenkarte kontaktieren.
Gewinne unter 1.000 Euro können binnen fünf Wochen direkt an der Lotto-Annahmestelle abgeholt werden. Sie werden daher auch erst nach dieser Frist gegen eine geringe Gebühr überwiesen. Wer feststellt, dass er seinen Lottoschein mit einem Kleingewinn verloren hat, kann den Schein vorsorglich sperren lassen. So wird verhindert, dass ein möglicher Finder oder Dieb ihn einlöst. Der Betrag wird später wie gewohnt dem Konto gutgeschrieben.
Kontrolle ist besser
Nun betreffen die meisten nicht abgeholten Gewinne Sonderziehungen oder zusätzliche Auslosungen. Selbst wenn die Teilnahme hier nicht über Kundenkarte oder online erfolgt ist, kann man sich gegen die eigene Vergesslichkeit absichern. Im Internet gibt es diverse Webseiten und auf dem Smartphone entsprechende Apps, die diesen Service einschließen. Hier kann man sowohl im Nachhinein den Tipp mit der bereits erfolgten Ziehung vergleichen, als auch die eigenen Zahlen registrieren, und sich im Falle eines Gewinns automatisch benachrichtigen lassen. In den meisten Fällen ist dies nach der Registrierung kostenlos.
Was passiert mit dem entgangenen Gewinn
Scheitert die Abholung eines Gewinns doch einmal an der eigenen Vergesslichkeit, kommt das Geld immerhin anderen Glücklichen zugute. Beträge über 100.000 Euro wandern nach Ablauf der 13-Wochen-Frist in einen Fonds für Sonderauslosungen, tauchen also in Form von Prämien wieder im Spielbetrieb auf. Kleinere Gewinne erhöhen den Jackpot.
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