Brandanschläge auf die französische Bahn - und das wenige Stunden vor dem Start des größten Sportereignisses der Welt: Olympia hatte sich Frankreich wohl anders vorgestellt. Vieles ist noch unklar.
Nur Stunden vor dem Beginn der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hat Frankreichs Bahngesellschaft SNCF einen "massiven Angriff" auf das Schnellzugnetz gemeldet. Dabei sei es auch zu Brandanschlägen gekommen.
Der Schnellzugverkehr auf der Atlantik-, Nord- und Ostachse sei derzeit stark beeinträchtigt, teilte die SNCF mit. Auch auf der Route zum Stade de France, einem der Austragungsorte der Olympischen Spiele, geht derzeit nichts.
Jeder zweite Zug nach Osten, nach Norden und jeder vierte Schnellzug in Richtung Bordeaux sei betroffen, gab der geschäftsführende Verkehrsminister Patrice Vergriete an. Die SNCF spricht von "mehreren gleichzeitigen böswilligen Handlungen". Insgesamt sollen laut Betreiber 800.000 Fahrgäste betroffen sein.
Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angriff auf Bahnnetz in Paris
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Schädigung von Staatsinteressen aufgenommen. Es bestehe zudem der Verdacht auf Sachbeschädigung mit gefährlichen Mitteln in einer organisierten Bande sowie Angriffe auf Datenverarbeitungssysteme, teilte die Behörde mit. Im Fall einer Verurteilung drohen den Tätern bis zu 15 Jahre Freiheitsstrafe und 225.000 Euro Geldstrafe.
Für die Ermittlungen ist die Abteilung zur Bekämpfung organisierten Verbrechens zuständig. Bis zum späten Vormittag gab es keine Hinweise auf mögliche Täter.
Premierminister Gabriel Attal sprach von "vorbereiteten und koordinierten Sabotageakten" gegen Anlagen der SNCF. Attal nahm am Mittag an einer Sitzung des Krisenzentrums im Verkehrsministerium teil. Er wollte sich anschließend vor Journalisten äußern.
Es drohen Probleme über das ganze Wochenende
"Dies ist ein massiver Angriff in großem Umfang, um das TGV-Netz lahmzulegen", hieß es gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Viele Bahnverbindungen mit den TGV-Hochgeschwindigkeitszügen müssten gestrichen werden, gab die SNCF weiter an.
Nach Angaben der französischen Bahn handelt es sich um Brandstiftung an Leitungen mit Glasfaserkabeln, die für den Zugbetrieb notwendig sind.
Die "Situation dürfte mindestens das ganze Wochenende anhalten, während die Reparaturen durchgeführt werden".
IOC-Chef Bach sorgt sich nicht um Sicherheit bei Olympia
Alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden. Die französischen Behörden würden zudem von 180 weiteren Geheimdiensten aus der ganzen Welt unterstützt, erklärte Bach.
Die Spiele in Paris werden am Freitagabend mit einer pompösen Show auf der Seine offiziell eröffnet. Dabei sollen rund 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein.
Angespannte Sicherheitslage in Frankreich
Wegen der am Freitag offiziell startenden Olympischen Spiele ist die Sicherheitslage in Frankreich angespannt, der Aufwand zum Schutz des Mega-Events ist gewaltig. Rund 35.000 Polizisten und Gendarmerie-Mitglieder sowie 18.000 Soldaten werden bei den Spielen im Schnitt jeden Tag im Einsatz sein. Mithilfe von Scharfschützen, Tauchern und KI-Kameras sollen mögliche Zwischenfälle rund um die Eröffnungsfeier am Abend auf der Seine verhindert werden.
"Sicherheit war die oberste Priorität für Paris 2024", sagte Organisationschef Tony Estanguet zuletzt über die Vorbereitungen auf Olympia. Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin hatte unlängst betont, dass es "keine klare Bedrohung der Sicherheit der Olympischen Spiele" gebe.
Die Sicherheitsvorkehrungen werden nach den aktuellen Vorfällen verstärkt. Die Pariser Polizeipräfektur "konzentriert ihr Personal auf die Pariser Bahnhöfe", kündigte Laurent Nuñez, der Polizeipräfekt von Paris, im Sender franceinfo an.
Die Veranstalter rechnen allein bei der Eröffnungsfeier am Freitag mit rund 300.000 Menschen am Ufer der Seine. Etwa 120 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter der einzelnen Länder werden zu der Eröffnungsfeier erwartet, unter ihnen auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch die US-amerikanische First Lady Jill Biden wird bei der Zeremonie live dabei sein.
Nur wenig Auswirkungen auf Zugfahrten außerhalb Frankreichs
Eine gute Nachricht gibt es: Die Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz dürften nur wenige Auswirkungen auf den deutschen, österreichischen und Schweizer Zugverkehr haben. Für Deutschland gab dies eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage bekannt.
Demnach ist die Lage zwar noch unübersichtlich, man gehe aber davon aus, dass es zu keinen Einschränkungen kommen werde. Lediglich Züge, die von oder nach Straßburg oder Paris unterwegs seien, könnten bei ihrer Fahrt behindert werden.
In Stuttgart gab es etwa Auswirkungen auf einen Zug Richtung Paris, dessen voraussichtliche Ankunftszeit verschiebt sich nach Auskünften der Deutschen Bahn um etwa zwei Stunden. Ein Zug vom Pariser Ost-Bahnhof Richtung Stuttgart, der um kurz vor elf abfahren sollte, fiel hingegen ganz aus. Reisende, die von Paris nach Köln wollen, haben allerdings gute Chancen: Der Eurostar fährt nach Angaben der Website des Bahnhofes vom Nord-Bahnhof aus planmäßig an.
Bei Zugtickets für Verbindungen zwischen Frankreich und Deutschland, die am 26. Juli gekauft wurden, ist die Zugbindung aufgehoben worden. Das teilte die Deutsche Bahn auf ihrer Website mit. Reisende können somit andere Verbindungen zu ihren geplanten Ankunftszielen nutzen und zu späteren Zeitpunkten abreisen.
Fahrgäste sollten sich laut der Deutschen Bahn vor Reiseantritt über ihre Verbindungen informieren. Das gehe über die DB-App, die Website oder per Telefon. (sid/dpa/ms/phs/ank)
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