- Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bezeichnet den Umgang des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche als "Desaster".
- Es sei jedoch während der Konferenz mit Woelki nicht über dessen möglichen Rücktritt gesprochen worden.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat Erwartungen, die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe münde in den Rücktritt des umstrittenen Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki von seinem Amt, eine Absage erteilt.
Die Bischofskonferenz, so Bätzing, habe bei ihrer dreitägigen Versammlung nicht mit Woelki darüber gesprochen. "Die Erwartung zu haben, dass wir jetzt über den Rücktritt von Kardinal Woelki sprechen auf der Ebene der Bischofskonferenz, das ist ein verkehrtes Erwartungsmanagement."
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Georg Bätzing: "Ich halte Woelkis Konfliktbearbeitung für ein Desaster"
Bätzing bezeichnete gleichwohl den Umgang Woelkis mit der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs in dessen Erzbistum als "Desaster". Bätzing widersprach damit dem Vorwurf, er habe sich bisher nicht ausreichend von Woelki distanziert. "Ich habe gesagt, dass ich die Konfliktbearbeitung für ein Desaster halte. Ich habe gesagt, dass ich dem Kardinal Woelki eine ganz andere Empfehlung gegeben habe", sagte Bätzing am Donnerstag zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn.
Gleichzeitig gelte aber auch: "Ich nehme wahr, und das glaube ich ihm, dass er (Woelki) wirklich Aufklärung will." Loyalität bedeute, dass man ehrlich zueinander ist, "und davon können Sie ausgehen", sagte Bätzing. Woelki steht in der Kritik, weil er ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten seit Oktober 2020 unter Verschluss hält. Er führt dafür rechtliche Bedenken an.
Kriminologe Christian Pfeiffer bezeichnet interne Kritik an Woelki als "verlogen"
Als "verlogen" bezeichnete der Kriminologe Christian Pfeiffer die Kritik Woelki. "Das ist ein so verlogener Umgang mit Woelki", kritisierte der ehemalige SPD-Justizminister von Niedersachsen. "Wenn jetzt Marx über Woelki herfällt, dann ist das im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen, weil er ja dasselbe getan hat."
Marx, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz Vorgänger Bätzings, habe sich jahrelang unabhängigen Untersuchungen in seinem Bistum widersetzt, weil er Angst gehabt habe, dass Vertuschungen durch den früheren Kardinal Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI., herauskommen könnten.
"Marx ist der Hauptschuldige dafür, dass wir zehn Jahre nach Entdeckung des Missbrauchsthemas immer noch keine Transparenz haben", sagte Pfeiffer.
2013 hatte die Bischofskonferenz einen Aufarbeitungsvertrag mit dem von Pfeiffer geleiteten Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gekündigt. Der Streit hatte sich an der Veröffentlichung kircheninterner Dokumente entzündet.
Georg Bätzing wehrt sich gegen ein unausgewogenes Kirchen-Bild
Bätzing beklagte im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal und der Kritik an dessen Behandlung eine in seinen Augen unausgewogene Darstellung der katholischen Kirche in Deutschland.
"In der öffentlichen Wahrnehmung ist es so, als ob die Kirche sich überhaupt nicht bewege." Das sei aber nicht der Fall. Die Kirche stelle sich dem Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern seit Jahren.
Bätzing merkte an, der Zusammenbruch des Servers für die Buchung von Online-Terminen für Kirchenaustritte in Köln werde in der Öffentlichkeit als Austrittswelle für die gesamte Bundesrepublik interpretiert. "Aber allein den Fokus auf den Erzbischof von Köln zu richten, das wäre doch kurzschlüssig." Die Bischöfe stünden zu ihrer Zusage, vorbehaltlose Aufklärung zu betreiben. "Im Schatten von Köln liegen erfolgreiche Aufklärungsvorgänge", unterstrich Bätzing. (dpa/hau)
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