Mit einer zweisprachigen Begrüßung hat ein Zugbegleiter in Belgien gegen die strengen Sprachregelungen in dem Land verstoßen. Der Vorfall hat eine politische Debatte ausgelöst.
Zwei Worte eines Zugbegleiters in Belgien reichten aus, um eine politische Debatte auszulösen. Mit "goeiemorgen, bonjour" begrüßte Ilyass Alba seine Fahrgäste an einem Tag im Oktober dieses Jahres. Wie der "Guardian" berichtet, fühlte sich ein niederländischsprachiger Pendler durch die zweisprachige Begrüßung auf Niederländisch und Französisch gestört und rief: "Wir sind noch nicht in Brüssel, Sie dürfen nur Niederländisch sprechen."
Das ist tatsächlich zutreffend, denn: In Belgien gibt es strenge sprachliche Regelungen, die vorschreiben, dass in bestimmten Regionen nur eine Sprache verwendet werden darf. Der Vorfall ereignete sich in Flandern, wo theoretisch nur Niederländisch gesprochen werden sollte.
Komplexe Sprachvorschriften führen zu Verwirrungen
Belgien ist in verschiedene Sprachregionen mit komplexen Regelungen unterteilt. Die belgische Zeitung "Het Nieuwsblad" berichtet, dass in Flandern nur Niederländisch gesprochen werden darf, während in Brüssel beide Landessprachen erlaubt sind. Die Reihenfolge der Sprachen in Brüssel hängt jedoch von der Muttersprache des Zugbegleiters ab.
Sobald der Zug die Grenze nach Wallonien überquert, ist nur noch Französisch die Kommunikationssprache, sowohl für Durchsagen als auch auf den digitalen Schildern. In Zügen, die zum Brüsseler Flughafen fahren, dürfen jedoch Nachrichten in vier Sprachen – darunter auch Deutsch und Englisch – unabhängig von der Region ausgestrahlt werden, was auf den Vorteil für Touristen abzielt. Diese verworrenen Regelungen führen oft zu Verwirrung und Beschwerden.
Reaktionen aus der Politik
Der Vorfall löste auch eine Debatte auf politischer Ebene aus. Laut "Guardian" verteidigte der belgische Vizepremierminister und Verkehrsminister Georges Gilkinet den Zugbegleiter: "In einem kleinen Land wie Belgien werden ständig regionale Grenzen überschritten." Er plädierte für mehr Flexibilität bei den Sprachregelungen. Sammy Mahdi, Vorsitzender der christdemokratischen Partei CD&V betonte dagegen: "Wir können unsere Sprachgesetze nicht einfach so über Bord werfen." Die strikte Einhaltung der strengen sprachlichen Regelungen wird von einigen rechten Politikern gefordert.
Die SNCB, die nationale Eisenbahngesellschaft, unterstützt die Forderung nach flexibleren Regelungen. "Es ist einfach schön, wenn man sich in mehreren Sprachen begrüßen kann", sagte ein Sprecher laut "Guardian". Die SNCB möchte, dass ihre Zugbegleiter sich auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren können, ohne sich über Sprachbarrieren Gedanken machen zu müssen, berichtet "Het Nieuwsblad".
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