Aus dem vorläufigen Ermittlungsbericht zu dem fatalen Absturz einer Boeing 737 des Billigfliegers Lion Air geht hervor, dass das Flugzeug nicht hätte starten dürfen. Die Piloten hatten demnach praktisch von Beginn an gegen einen Absturz gekämpft. Bei dem Unglück Ende Oktober waren alle Insassen ums Leben gekommen.
Der Absturz einer indonesischen Passagiermaschine mit 189 Todesopfern Ende Oktober hätte vermutlich verhindert werden können. Dem vorläufigen Ermittlungsbericht zufolge war die Boeing 737 des Billigfliegers Lion Air bereits bei einem Flug am Vortag "nicht flugtüchtig" und hätte deshalb nicht mehr starten dürfen.
Die Ermittler erklärten am Mittwoch auch, dass die Piloten des Unglücksflugs praktisch von Beginn an gegen einen Absturz kämpften. Vermutet wird, dass ein Software-Fehler daran schuld war.
Sie bestätigten außerdem Informationen der "New York Times" (Mittwoch), wonach die beiden Piloten mehr als zwei Dutzend Male versuchten, die Maschine nach oben zu ziehen - letztlich aber ohne Erfolg.
Bordrechner machte widersprüchliche Angaben
Der Datenschreiber der abgestürzten Maschine wurde inzwischen gefunden, die Aufzeichnungen sind die Grundlage für den jetzigen Bericht. Nach dem Stimmen-Rekorder, der die Gespräche und Geräusche im Cockpit aufzeichnet, wird auf dem Meeresgrund noch gesucht.
Chefermittler Nurcahyo Utomo berichtete, dass der Bordcomputer die Nase des Flugzeugs automatisch immer wieder nach unten gedrückt habe und die Crew versucht habe, sie nach oben zu steuern. "Das passierte während des gesamten Flugs, bis die Aufzeichnungen des Datenschreibers enden." Schon länger wird darüber spekuliert, dass eine neu eingeführte Software den Absturz verursacht haben könnte.
Das sogenannte Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) wurde von Boeing eigens für die 737 Max entwickelt. Die Piloten können das System mittels zweier Schalter im Cockpit wieder abstellen, was aber offensichtlich nicht geschah.
Spekuliert wird, dass ein außen angebrachter Sensor falsche Daten lieferte. Nurcahyo kündigte an, den US-Konzern über das MCAS-System zu befragen. Im Detail wollte er sich noch nicht äußern. Im nächsten Jahr soll es einen Abschlussbericht geben.
Von den Insassen überlebte niemand
Bereits bei einem Flug von Bali nach Jakarta am Tag vor dem Absturz hatte der Bordrechner widersprüchliche Angaben zu Flughöhe und -geschwindigkeit gemacht. Nurcahyo sagte: "Unserer Meinung war das Flugzeug nicht flugtüchtig und hätte nicht weiterfliegen sollen."
Lion Air hatte erklärt, dass die Probleme vor dem Start am nächsten Morgen behoben worden seien. Die Billig-Fluglinie verzichtete dann darauf, die Maschine sicherheitshalber am Boden zu lassen.
Die fast nagelneue Maschine war am 29. Oktober nur elf Minuten nach dem Start in Indonesiens Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt. Dem Bericht zufolge zerschellte die Boeing 737 Max - eine Weiterentwicklung der klassischen Passagiermaschine aus den USA - mit der enormen Geschwindigkeit von 725 Stundenkilometern auf dem Wasser.
Von den 189 Insassen überlebte niemand. Die Flugaufsichtsbehörde KNKT empfahl Lion Air, ihre "Sicherheitsstandards" zu verbessern. (dpa/mwo/ff)
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