- Après-Ski-Partys machen Österreich zu schaffen, denn die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist hoch.
- Die Behörden greifen zur Einhaltung der Maßnahmen nun deutlich strenger durch.
- Es wächst die Angst, dass Österreich und vor allem Tirol durch die dort entstandene Partyszene zum zweiten Mallorca wird.
Im Jahr 2009 gründete Florian Gschwandtner ein Unternehmen, das Menschen unterstützen sollte, gesund und fit zu bleiben. 13 Jahre später sorgt ausgerechnet er als Gesundheitsgefährder für Schlagzeilen.
Mit der Fitness-App "Runtastic" ist der 39-Jährige reich geworden. Rund 180 Millionen Menschen weltweit nutzen sie, um beim Joggen ihre Körperfunktionen im Blick zu behalten und die optimale Musik zu hören.
Gschwandtner selbst aber amüsierte sich Mitte Januar zu wuchtigen Technoklängen von
Denn solch ausgelassene Feiern sind in Österreich pandemiebedingt verboten. Selbst Tourismusministerin
Ischgl wurde Corona-Hotspot
Der Ärger der obersten Touristikerin in Wien kommt nicht von irgendwoher. Seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahren hat Österreich im Zusammenhang mit dem Winterurlaub in Tirol immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Etwa als sich die dortigen Behörden im März 2020 weigerten, Bars und Kneipen zu schließen. In der Folge wurde der Ort Ischgl zu einem europaweiten Corona-Hotspot. Im Jahr darauf verbreitete sich die damals neue südafrikanische Variante von Tirol aus über den ganzen Kontinent. Viele Hotels hielten sich nicht an den harten Lockdown und vermieteten verbotenerweise unter der Hand Zimmer an ausländische Gäste.
Die Alpennation zwischen Deutschland und Italien wurde zu einem Synonym für den schlampigen Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen. Unter den negativen Schlagzeilen hat die gesamte Tourismusbranche in Österreich zu knabbern.
Österreich: Corona-Regeln werden nicht genau genug befolgt
Denn der Wintertourismus in der Alpenregion gehört zu den wichtigsten Devisenbringern des Landes. Daher hatte Ministerin Köstinger massiv darauf gedrängt, das Skifahren trotz Pandemie weiterhin zu ermöglichen, auch Hotelbetriebe blieben heuer durchgängig offen. Eine Strategie, die die Tiroler Virologin Janine Kimpel schon vor einigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion für vertretbar hielt: "Was das Skifahren betrifft, sehe ich keine große Gefahr." Hochriskant seien hingegen "abendliche Après-Ski-Partys ohne Maske".
Der schlampige Umgang mancher Gäste und vor allem auch mancher Gastronomiebetriebe mit den Auflagen gefährdet nach Ansicht der Ministerin nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig.
Umso härter greifen nun die Behörden durch. Denn die Rechtslage ist klar: Es ist erlaubt, bis zu Sperrstunde um Mitternacht auszugehen. Wer aber den Tisch verlässt, muss eine Maske tragen, der Barbetrieb ist eingestellt, um die Kontaktbeschränkung sicherzustellen.
Und das wird nun rigoros kontrolliert. "Alleine in der letzen Woche haben wir 32.000 Kontrollen durchgeführt", sagt Stefan Eder von der Landespolizeidirektion Tirol im Gespräch mit unserer Redaktion. Das harte Durchgreifen sei erfolgreich: "Insgesamt gab es relativ wenige Übertretungen. Wir haben 83 Anzeigen eingebracht und 33 Organstrafmandate verteilt." Auch in Tirol gilt nun: Schluss mit lustig. Immerhin drohen Geldstrafen von bis zu 1.450 Euro für alle, die sich nicht an die Regeln halten. Gastronominnen und Gastronomen riskieren noch weitaus höhere Bußen.
Tirol soll kein zweites Mallorca werden
Auch die Tourismusverbände haben kein großes Verständnis für schwarze Schafe. "In den allermeisten Fällen hält man sich an die Regeln", sagt Oliver Schenk, Sprecher der Hoteliersvereinigung im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ortet ein allgemeines Umdenken der Tourismusbranche – nicht nur im Zusammenhang mit den Corona-Regeln.
Man wolle im Wintertourismus weg vom Image der Party-Hochburg, hin zu nachhaltigeren Formen der Erholung: "Zahlreiche Betriebe bemühen sich jetzt schon, andere Gästeschichten anzusprechen, die mehr Wert auf Qualität setzen", sagt er. Speziell Tirol dürfe nicht zu einem zweiten Mallorca werden.
Sanfter Tourismus, weniger Party, mehr Natur: Das soll in Zukunft das neue Urlaubsimage Österreichs werden – zumindest, wenn es nach Schenk geht. Zuerst aber muss der PR-Schaden im Ausland repariert und verlorenes Vertrauen wiedererlangt werden. Das hat übrigens auch Runtastic-Chef Gschwandtner eingesehen. Er hat mittlerweile eine Entschuldigung veröffentlicht: "Es tut mir leid, meiner Vorbildfunktion hier nicht gerecht geworden zu sein", schrieb er nach dem Rüffel der Tourismusministerin.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Stefan Eder, Landespolizei Tirol
- Gespräch mit Oliver Schenk, Hoteliersvereinigung
- Gespräch mit Janine Kimpel, Virologin
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.