Zur rechten Zeit am rechten Ort: So lässt sich die unglaubliche Geschichte der Menschen von Cerezales del Condado definitiv am besten beschreiben. Alle 80 Einwohner des kleinen spanischen Dörfchens wurden quasi über Nacht zu Millionären - und das ganz ohne Lotto.
Spanien, so heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes etwas arg hölzern, "befindet sich im korrektiven Arm der haushaltspolitischen Überwachung der Europäischen Union".
Vereinfacht ausgedrückt: Wirtschaftlich steht das Land nach der Finanzkrise weiterhin nicht gerade optimal da.
Die nach Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien fünftgrößte Volkswirtschaft der EU hatte erst 2014 den europäischen Rettungsschirm verlassen und kämpft seitdem um jedes Prozentpünktchen Aufschwung. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 19 Prozent.
Cerezales del Condado: Dorf der Millionäre
Gerade in ländlichen Regionen sind die Menschen als Folge der Finanzkrise von 2007 generationenübergreifend nicht auf Rosen gebettet.
"Wir hatten nie sonderlich viel Geld", erzählt Maximino Sanchez in der Zeitung "Diario de León", nachdem sich das Leben des Bar-Besitzers und aller 79 weiteren Einwohner von Cerezales del Condado über Nacht dramatisch verändert hatte - und zwar auf spektakuläre Art und Weise zum Positiven, wie die "Daily Mail" berichtet.
Sanchez und die Menschen des kleinen Dorfes im Nordwesten Spaniens sind nun alle Millionäre. Nicht etwa, weil sie bei der weltberühmten Lotterie "El Gordo" das große Los gezogen hätten, sondern einfach, weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort leben.
In jenem Dorf nämlich, in dem Antonino Fernández am 13. Dezember 1917 das Licht der Welt erblickt hatte, als elftes von 13 Kindern einer Großfamilie. Im Alter von 32 Jahren war er nach Mexiko ausgewandert und machte dort höchst erfolgreich Karriere.
Fernández wurde Geschäftsführer von "Grupo Modelo", jener Firma, die mit "Corona" eines der meist exportierten Biere der Welt braut.
Antonino Fernández hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg des Unternehmens, was sich über die Jahre auch in seinem Privatvermögen niedergeschlagen hatte.
Antonino Fernández hat seine Wurzeln nie vergessen
Im August dieses Jahres starb Fernández im Alter von 99 Jahren als Milliardär. Mit seinem Erbe sollte sich der Kreis seines Lebenslaufes schließen. Fernández hatte seine Wurzeln nie vergessen.
In seinem Testament verfügte er, dass rund 199 Millionen Euro seines Vermögens an die Bewohner seines Heimatdorfes verschenkt und pro Kopf ausbezahlt werden sollten.
Für Bar-Besitzer Maximino Sanchez und seine 79 "Nachbarn" in Cerezales del Condado bedeutete dies, dass jeder von ihnen über Nacht in den Besitz von rund 2,5 Millionen Euro gekommen ist.
Eine unglaubliche Schicksalswendung, die die 80 Einwohner von Cerezales del Condado immer noch nicht so ganz fassen können. Der alltägliche Kampf gegen Existenznöte und Altersarmut ist Vergangenheit. "Ich weiß nicht, was wir ohne Antonino gemacht hätten", meint Bar-Besitzer Sanchez.
Bei dem sagenhaften Geldsegen bleibt es nicht, Antonino Fernández dachte unternehmerisch über dieses Momentum hinaus an die Zukunft seines Heimatdorfes.
So spendet er Cerezales del Condado ein nagelneues Kulturzentrum und unterstützt eine dort ansässige gemeinnützige Stiftung mit 300 Angestellten.
"Ein Mensch ist erst dann wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt", hatte Bertolt Brecht einst festgehalten. In Cerezales del Condado wird Antonino Fernández demnach ewig leben.
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