Seit das Coronavirus die Runde macht, ist in Supermärkten das Klopapier vergriffen. Ebenfalls schwer zu finden: der tiefere Sinn hinter den seltsamen Hamsterkäufen.

Anja Delastik
Eine Kolumne
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Jetzt hat‘s auch den Supermarkt bei mir um die Ecke erwischt. Bis auf drei Zweier-Packs mit dem teuren 4-Lagigen namens "Lady" und der Deluxe-Version mit Mandelmilch sind die Klopapier-Regale wie leergefegt.

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Nicht, dass ich gerade welches bräuchte. Noch habe ich ein paar Rollen und auch nicht vor, welche zu bunkern. Doch damit gehöre ich scheinbar zu einer ahnungslosen Minderheit, die einfach nicht verstehen will, wie ernst die Lage ist.

Denn weshalb sonst prügeln sich Menschen vor leeren Regalen um die letzte Packung, werden einzelne Rollen aus öffentlichen Toiletten gestohlen, beschließt eine australische Supermarktkette Rationierungsmaßnahmen, machen Hashtags wie #toiletpapercrisis weltweit die Runde, steigt die Nachfrage allein in Deutschland um 70 Prozent?

Coronavirus: Keine Lieferengpässe, freie Fahrt!

Stopp! Bevor gleich der nächste auf die Idee kommt, schnell noch etwas Klopapier zu horten oder für das Zehnfache auf ebay weiterzuverkaufen: Mit Lieferengpässen ist nicht zu rechnen, sagen die Einzelhandelsverbände. Schließlich wurde deshalb bis Ende Mai das Sonntagsfahrverbot für LKW bundesweit aufgehoben. Juchu? Oh weh? Verwirrende Zeiten, in denen wir leben.
Wo ich auch suche, nirgends finde ich einen Hinweis darauf, was die Menschen mit den Unmengen an Klopapier gegen das Virus ausrichten wollen. Dafür stolpere ich über einen wunderbaren Beitrag des Satire-Magazins "Der Postillon".

Unter der Überschrift "Corona-Quarantäne für Gourmets" finden Interessierte hier "Die 10 besten Rezepte für Nudeln mit Klopapier". Herrlich. Und ein Freund formulierte gar neulich im Scherz die Verschwörungstheorie, das Virus sei sicher aus dem Labor des Klopapierproduzenten-Kartells.

Vorsicht, Hamstern ist ansteckend!

Aber mal ganz im Ernst: Was soll das? Schließlich ist Diarrhö kein Symptom einer Corona-Infektion. Mir fallen nur zwei mögliche Erklärungen ein.

Erstens: Klopapier-Hamsteritis ist ebenfalls hochgradig ansteckend. Man sieht, dass andere es tun, denkt sich: "Oh je, dafür gibt’s sicher einen Grund", und tut es ihnen gleich. (Wäre spannend zu wissen, wer Patient Zero war. Sicher ist nur: Er hatte einen empfindlichen Darm.) Dazu noch ein paar Zeitungsschlagzeilen, die Angst und Panik befeuern, und schon wird gebunkert, was das Zeug hält und keinen Sinn ergibt.

Erklärung Nr.2: Ausreichend Klopapier verleiht Menschen ein Gefühl von Sicherheit. Wie sich das Gegenteil anfühlt, weiß jeder, der schon mal nach dem Geschäft feststellen musste, dass die Rolle leer ist. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wusste schon Urgroßmutter. Aber die wusste auch, dass Klopapier nicht überlebensnotwendig ist. Weder in Krisenzeiten, noch im Fall einer Quarantäne.

Meine Urgroßmutter hatte sogar noch ein Plumpsklo auf dem Hof. Dort gab‘s statt Klopapier übrigens nur Zeitungspapier. Das wurde in der Hand so lange hin und her geknüllt, bis es einigermaßen weich und Po-freundlich war.

Wenn ich’s recht bedenke: keine schlechte Idee. Heute jedoch bestenfalls bevor man die Zeitungen liest. Dann fühlt man sich bestimmt ein bisschen besser, weniger verunsichert oder panisch. Auch ganz ohne Klopapier.

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