Sonne, Strand, baden gehen - so muss wohl für die meisten Menschen ein richtiger Sommer sein. An die Gefahr denken viele dabei nicht - mehr als 300 Menschen sind 2020 bisher im Wasser ums Leben gekommen. Dabei sterben die meisten gar nicht im Meer.
In Deutschland sind im laufenden Jahr weniger Menschen ertrunken, doch die Zahl bleibt hoch. In deutschen Gewässern starben in den ersten acht Monaten mindestens 329 Menschen - 20 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Bad Nenndorf mitteilte. Während der Sommer im Juni und Juli etwas verhaltener gewesen sei, seien im August mit 117 so viele Menschen ertrunken wie seit vielen Jahren nicht. Im Vorjahresmonat waren es 45. Zuletzt lag die Zahl der Ertrunkenen im Sommermonat August im Jahr 2003 höher - damals waren es 129.
"Sobald es heiß wird, gehen die Leute - oft zu sorglos - ins Wasser", warnte DLRG-Präsident Achim Haag. "Die Ursachen sind wie so oft Leichtsinn, Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, eine zu hohe Risikobereitschaft und insbesondere das Schwimmen in unbewachten Gewässern." Weil zahlreiche Schwimmbäder coronabedingt geschlossen hatten, hätten sich viele Menschen Alternativen im Freien gesucht.
Meisten Badetoten gibt es in Bayern
Die meisten tödlichen Badeunfälle gab es mit 68 Opfern in Bayern, 12 weniger als im Vorjahreszeitraum. In Nordrhein-Westfalen gab es 41 Opfer zu beklagen, 13 weniger als im Vergleichszeitraum. In Niedersachsen waren es ebenfalls 41 und damit so viele wie im Vorjahreszeitraum. Es starben zumeist Männer, ihr Anteil an den Todesfällen lag bei fast 80 Prozent. Selbstüberschätzung, Leichtsinn und oftmals auch Alkohol seien die Gründe. Vergleichsweise hoch ist die Zahl der Todesfälle bei den Vor- und Grundschulkindern: In der Altersklasse bis zehn Jahre starben 22 Kinder - wie im Vorjahr.
Unfallschwerpunkte sind nach wie vor Seen und Flüsse, in den meist unbewachten Binnengewässern sind in diesem Jahr bislang 287 Menschen ertrunken - wie im Vorjahr seien das rund 85 Prozent der Todesfälle. Dagegen seien die Küsten von Nord- und Ostsee weiter vergleichsweise sicher, erklärte Haag. Dort wachten Rettungsschwimmer von Mitte Mai bis Mitte September an fast 90 Stationen zwischen Borkum und Usedom über die Sicherheit an den Stränden.
Weniger Menschen ertrinken in Nord- und Ostsee
Trotz vieler Besucher an den Küstengewässern sei die Zahl der Ertrunkenen dort im Vergleich mit den Vorjahren gesunken: Im Meer ertranken demnach bis Ende August 18 Menschen - in der Nordsee waren es 4, in der Ostsee 14 Menschen. Insgesamt gab es an der Küste damit 4 Badetote weniger als 2019. Die Zahl der Ertrunkenen in Schwimmbädern sank von 9 auf 6. © dpa
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