Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Ausbruchs beim Fleischverarbeiter Tönnies in seinem Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück sind weitreichend. Auch Betriebe in anderen Bundesländern spüren nun die Auswirkungen des Produktionsstopps.
Der Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen macht auch bayerischen Bauern Sorgen. Vor allem der vorübergehende Stopp von Schlachtungen in den Tönnies-Standorten Kempten und Bamberg macht sich bemerkbar und führt zu einer Kettenreaktion, die bis zu den Kälberzüchtern durchschlägt.
Andere Betriebe übernehmen Schlachtungen
"Die Bullen gehen zögerlicher aus den Ställen, der ganze Markt ist dadurch irgendwo gebremst", sagte der Geschäftsführer der Allgäuer Herdebuchgesellschaft, Thomas Bechteler. Dadurch sei auch die Nachfrage nach Kälbern zur Mast im Moment eingeschränkt. Bei einem Unternehmen wie Tönnies, das enorme Mengen schlachte, habe das von einer Woche auf die andere Auswirkungen.
Im Allgäu gehört der Tönnies-Standort Kempten zu den wichtigen Betrieben. "Wir schlachten normalerweise ein Viertel unserer Rinder dort", sagte der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Allgäu, Berthold Kirchmaier. Doch bisher lässt sich das Problem für die 5.000 Betriebe der Gemeinschaft lösen: "Die Tiere bringen wir stattdessen nach Buchloe", so Kirchmaier.
Dort werde ohnehin der überwiegende Anteil der im Schnitt 600 bis 700 Rinder pro Woche geschlachtet. Beim Betrieb der Firma Vion Deutschland heißt es, man übernehme zusätzliche Schlachtungen "im Rahmen des Möglichen".
Viele kleine Betriebe haben geschlossen
Nun kommt es also darauf an, wann die Schlachthöfe wieder öffnen. Bei Tönnies war dazu zunächst niemand zu erreichen. "Ein Problem ist es dann, wenn die Situation länger so bleibt", sagte ein Sprecher des bayerischen Bauernverbands.
Auch er betonte aber: "Auf ein paar Tage hin oder her ist man nicht angewiesen." Zudem verweist auch der Sprecher auf die Möglichkeit, die Tiere zu anderen Schlachthöfen zu bringen. "Da gibt es schon noch Kapazitäten."
Ein Grund dafür, dass ein Corona-Ausbruch in Nordrhein-Westfalen Schockwellen bis nach Bayern schicken kann, sind die Strukturen mit immer größeren Schlachtbetrieben. Diese seien über Jahrzehnte gewachsen, auch durch striktere Standards, wie Bechteler von der Herdebuchgesellschaft sagte.
Viele kleine Betriebe hätten geschlossen. "Wenn man das heute wieder aufbauen will, braucht man enorme Investitionen", betonte er. "Wir beobachten zwar eine Tendenz der Betriebe in Richtung regionale Vermarktung", aber noch existiere das "im Kopf mehr als in der Realität". (mf/dpa)
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