Eigentlich sollte William Bryan die Milz entfernt werden. Doch der Operateur entfernte stattdessen Bryans Leber - und behauptete, es handle sich dabei um eine abnorm vergrößerte Milz. Dieser Fehler kostete den 70-Jährigen das Leben.

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William Bryan und seine Frau Beverly besuchten Mitte August ihr Mietobjekt in Okaloosa County im US-Bundesstaat Florida, als Bryan plötzlich über Schmerzen an der linken Flanke klagte. Im Ascension Sacred Heart Emerald Coast Hospital wurde der 70-Jährige mehreren Tests unterzogen, die auf Probleme mit der Milz hindeuteten.

Chirurg Thomas Shaknovsky und der medizinische Leiter des Krankenhauses, Dr. Christopher Bacani, überzeugten Bryan und seine Frau von einer Operation, wie "USA Today" berichtet. Es würden ernste Komplikationen drohen, wenn er das Krankenhaus verlasse.

Am 21. August sei eine laparoskopische Operation durchgeführt worden, heißt es in einem Facebook-Posting der Anwaltsfirma Zarzaur Law, die die Witwe nun vertritt. Allerdings sei nicht etwa Bryans Milz, sondern seine Leber entfernt worden. Im Zuge dessen habe Operateur Shaknovsky die großen Gefäße durchtrennt, die die Leber mit Blut versorgen. Resultat war demnach ein unmittelbarer immenser Blutverlust, Bryan starb noch auf dem OP-Tisch.

Was ist eine laparoskopische Operation?

  • Die laparoskopische Chirurgie ist Teil der minimalinvasiven Chirurgie. Dabei werden Bauchoperationen ohne größere Schnitte durchgeführt. Die Instrumente werden über mehrere, relativ kleine Schnittlöcher in die Bauchhöhle eingeführt, operiert wird mithilfe einer Echtzeit-Kamera. Umgangssprachlich spricht man auch von "Knopflochchirurgie" oder "Schlüssellochchirurgie".

Zarzaur Law zufolge kennzeichnete der Chirurg das entnommene Organ noch als "Milz". Erst nach dem Tod des Patienten wurde klar, dass tatsächlich die Leber entnommen worden war.

Zu Bryans Witwe sagte Shaknovsky demnach noch nach der OP, die Milz des 70-Jährigen sei so degeneriert gewesen, dass sie die vierfache Größe angenommen habe und auf die andere Seite des Körpers gewandert sei.

Später wurde indes eine kleine Zyste auf seiner Milz entdeckt, die vermutlich Auslöser seiner Schmerzen gewesen war.

Der Anwaltskanzlei zufolge gab es bereits 2023 einen Fall, in dem Shaknovsky ein falsches Organ entnommen hatte. Damals entfernte er demnach ein Stück Bauchspeicheldrüse statt der anvisierten Nebenniere. In dem Fall sei ein vertraulicher Vergleich erzielt worden.

Der Website AL.com teilte das Ascension Sacred Heart Emerald Coast Hospital mit, man untersuche den Tod von William Bryan, teile dazu aber keine weiteren Informationen mit. "Wir nehmen solche Vorwürfe sehr ernst und unser Führungsteam nimmt eine sorgfältige Untersuchung dieses Falls vor." Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sei oberste Priorität, ebenso wie deren Privatsphäre. "Wir kommentieren keine spezifischen Fälle oder aktiven Rechtsstreits."

Witwe Beverly Bryan verfolgt sowohl eine zivilrechtliche als auch eine strafrechtliche Anklage in dem Fall. Über Zarzaur Law teilte sie mit: "Mein Mann starb hilflos in einem OP von Dr. Shaknovsky. Ich möchte nicht, dass noch jemand wegen seiner Inkompetenz stirbt - in einem Krankenhaus, das wissen hätte müssen oder wusste, dass er schon früher drastische, lebensverändernde chirurgische Fehler begangen hat."

Am 1. September postete Zarzaur Law ein Update. Demnach distanzierte sich das North Walton Doctors Hospital, in dem Shaknovsky ebenfalls tätig war, von dem Chirurgen. Alle Referenzen auf ihn seien von der Website und Social Media entfernt worden.

Verwendete Quellen

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